Wie Kirchengemeinden wertvolles Wasser sparen können

Weniger Kaffee und viel Regenwasser

Beim Duschen, Spülen und Putzen verbraucht man Wasser. Aber auch indirekt beim Kauf von Kleidung oder Kaffee. Dabei ist Wassersparen einfach, auch in der Kirchengemeinde. Die Biodiversitäts-Managerin im Erzbistum Köln nennt Beispiele.

Symbolbild Wässern eines Kirchgartens / © connel (shutterstock)
Symbolbild Wässern eines Kirchgartens / © connel ( shutterstock )

DOMRADIO.DE: Wenn Länder oder Regionen in großem Maße Wasser sparen wollen, müssen große Bauprojekte umgesetzt werden. Aber es geht auch im Kleinen, jeder einzelne hat ja einen Wasser-Fußabdruck. Was ist denn ein "Water Footprint" genau? 

Barbara Fröde-Thierfelder (privat)
Barbara Fröde-Thierfelder / ( privat )

Barbara Fröde-Thierfelder (Leiterin des Projekts "Biodiversitäts-Check in Kirchengemeinden" im Erzbistum Köln): Der "Water Footprint" rechnet aus, wie viel Wasser man verbraucht. Es gibt zwei ganz spannende Zahlen. Was denken Sie, wie viel Wasser der Durchschnitts-Deutsche am Tag fürs Putzen, Trinken und Waschen verbraucht? Es sind 130 Liter.

DOMRADIO.DE: Das wirkt sehr viel. Aber es geht noch dramatischer?

Fröde-Thierfelder: Ja, denn es gibt den sogenannten konsuminduzierten Wasserverbrauch. Das betrifft unsere Laptops, unsere Brille, den Kaffee am Morgen, das T-Shirt, also alles, was man so durchschnittlich zum Leben braucht. 

Barbara Fröde-Thierfelder

"7200 Liter, die wir uns einfach so nehmen."

Das sind laut Umweltbundesamt 7.200 Liter. Das ist das, was wir uns jeden Tag "einfach nehmen". Und 86 Prozent dieser 7.200 Liter kommen nicht aus Deutschland, sondern aus Ländern, wo es noch viel weniger Wasser gibt. Also wenn ein T-Shirt in Bangladesch gefärbt wurde, passiert es natürlich mit dem Wasser von dort.

DOMRADIO.DE: Was können denn beispielsweise Kirchengemeinden tun, um Wasser zu sparen? 

Regenwasser-Container in Düsseldorf-Bilk / © Barbara Fröde-Thierfelder (EBK)
Regenwasser-Container in Düsseldorf-Bilk / © Barbara Fröde-Thierfelder ( EBK )

Fröde-Thierfelder: Es gibt einen Dreiklang. Das eine liegt natürlich im Bereich Beschaffung. Man schaut, was man denn so kauft. Eine Tasse Kaffee hat einen Wasserfußabdruck von 150 Litern. Da kann man doch gut mal überlegen, wie viel Kaffee man überhaupt im Pfarrheim kocht? Kriegen alle so viel Kaffee, wie sie wollen? Oder sagt man, dass eine Tasse pro Person genügt? 

Dann kann man natürlich Produkte vermeiden, die in irgendeiner Weise aus dem Bereich Bewässerung kommen. Und man kann den Einkauf von Produkten minimieren, die viel Schmutzwasser produzieren. 

In der Bewirtschaftung eines solchen Kirchortes lässt sich sehr viel machen. Ich habe ganz viele Kolleginnen und Kollegen, die sagen, bei ihnen laufe das Wasser immer so lange in der Toilette. Man kann zum Beispiel Regenwasser nutzen, was vom Dach runterrast und eigentlich in die Kanalisation geht. Auch die Blumen kann man damit gießen, anstatt mit frischem Trinkwasser. 

Gießkannen mit Zahlenschloss in Düsseldorf-Bilk / © Barbara Fröde-Thierfelder (EBK)
Gießkannen mit Zahlenschloss in Düsseldorf-Bilk / © Barbara Fröde-Thierfelder ( EBK )

DOMRADIO.DE: Es gibt auch ein sehr schönes Beispiel aus Düsseldorf-Bilk. Was konkret machen dort die Kinder?

Fröde-Thierfelder: Sankt Martin in Düsseldorf-Bilk ist eine von unseren Kooperationsgemeinden im BiCK-Projekt. Da schützen wir die Biodiversität am Kirchort. 

Die Kirche steht auf einer Verkehrsinsel. Die haben gar nicht viel Grün, aber sie haben ein riesengroßes Kirchdach. Da haben wir jetzt ganz große Wassercontainer hingestellt. Die hat "Stadtgrün" von der Stadt Düsseldorf mit unterstützt. Die Container stehen in der Ecke dieser Kirche, haben Auslaufhähne und es gibt Gießkannen mit Zahlenschloss. Das heißt, wer den Code kennt, kann die Gießkanne nutzen und damit gießen.

Damit bewässern die jetzt zum einen wunderschöne kleine Topfgärten rund um die Kirche und zum anderen die entsiedelten Verkehrsinseln im Quartier. 

Bunte Blütenpracht auf einer Verkehrsinsel / © Barbara Fröde-Thierfelder (EBK)
Bunte Blütenpracht auf einer Verkehrsinsel / © Barbara Fröde-Thierfelder ( EBK )

DOMRADIO.DE: Das erinnert an das Vorgehen, wenn Menschen eine Regentonne haben, nur in größerem Format? 

Fröde-Thierfelder: Genau, in so einen Container in der Kirche passt ein Kubikmeter Wasser. 

DOMRADIO.DE: Um in einer Kirchengemeinde so eine Maßnahme durchzuführen, braucht es den Willen von allen?

Fröde-Thierfelder: Ich glaube, das ist hier problemlos. Man hat im Kirchenvorstand keine Leute, die sich dagegen sperren. Das sind einfache Maßnahmen.

Das heißt, bei einer denkmalgeschützten Kirche muss man ein bisschen gucken, wo man die Container hin packt. Aber meistens hat eine Kirche unglaublich viele Regenrohre. Dann stellt man sie vielleicht nicht direkt vor den Eingang.

Aber das Schöne ist ja, dass Wasser Leben ist. Wenn es plätschert, hüpft das Herz. Mit so einer Wasseraktion verbinden sich auch Menschen. Man muss gucken, dass es sachgerecht gemacht ist und keine Feuchtigkeitsschäden gibt. Aber die meisten Vorhaben sind total einfach umzusetzen.

Das Interview führte Uta Vorbrodt.

Quelle:
DR