Wie gemeinsame Mahlzeiten im Kloster ablaufen

Mitunter ohne Worte

Das Klosterleben fasziniert viele, auch weil es sich vom eigenen Alltag unterscheidet. Jeden Monat gibt es einen Blick hinter die Kulissen der Klostermauern. Im Juli geht es um gemeinsames Frühstück, Mittag- und Abendessen.

Autor/in:
Kerstin-Marie Berretz
Ordensschwestern sitzen beim Abendessen im Speisesaal im Konvent der Armen-Schwestern vom heiligen Franziskus in Aachen / © Harald Oppitz (KNA)
Ordensschwestern sitzen beim Abendessen im Speisesaal im Konvent der Armen-Schwestern vom heiligen Franziskus in Aachen / © Harald Oppitz ( KNA )

Essen hält Leib und Seele zusammen. Außerdem stiftet Essen Gemeinschaft. Was wird nicht alles während der gemeinsamen Mahlzeit besprochen? Oft vielleicht Alltägliches, manchmal aber doch die großen Themen des Lebens. Besonders dann, wenn vielleicht die eine oder andere Flasche Wein dazu gereicht wird.

So gilt auch im Kloster, dass Essen wichtig ist. Vor vielen Jahren wollte eine Forscherin in den USA eine Studie in Frauenklöstern zum Thema "Heilige Anorexie", also "heilige Magersucht" durchführen. Allerdings fand sie einfach nicht genug Studienteilnehmerinnen - und kam zu der Erkenntnis, dass Magersucht im Kloster offensichtlich kein Thema ist.Stattdessen also wird im Kloster gerne genossen.

Essen was übrig bleibt

Dabei geht es bei den gemeinsamen Mahlzeiten oft anders zu als in Familien oder am eigenen (Single-)Herd. Denn in der Regel gibt es jemanden, oft auch Angestellte, die oder der für die Küche verantwortlich ist. Daher gilt im Kloster: Es wird gegessen, was auf den Tisch kommt. Wenn die Klostergemeinschaft nicht zu groß ist und es technisch möglich ist, kann man sich zum Namens- oder Geburtstag ein Gericht wünschen. Aber in der Regel hat der einzelne Bruder, die einzelne Schwester wenig Einfluss auf das, was es zu essen gibt.

Allerdings gibt es in jeder Gemeinschaft und in jedem Konvent verschiedene Traditionen und Absprachen rund um das Essen: In manchen Gemeinschaften gibt es nur an drei Tagen in der Woche Fleisch, andere halten an einem Tag in der Woche einen "Gerechtigkeitstag", an dem nur Reste gegessen werden und das so eingesparte Geld gespendet wird. Manche Gemeinschaften essen eher klassisch bürgerlich, andere ernähren sich vegan oder von den eigenen Erzeugnissen aus dem Garten.

Schweigen und schwätzen

Das alles hängt auch davon ab, wer in der Gemeinschaft lebt und welche Möglichkeiten die Gemeinschaft hat. Ein Konvent in einem Krankenhaus bekommt in der Regel das Essen aus der Krankenhausküche, während eine kleine Kommunität von drei bis vier Schwestern in der Regel selber kocht und so selber entscheiden kann, was es wann geben soll.

Was auch immer aber auf den Tisch kommt - klar ist im Kloster, dass Essen ein gemeinschaftsstiftender Moment ist. Und so wird die Mahlzeit gemeinsam mit dem Gebet begonnen und auch beendet. Der Tisch ist einfach, aber ordentlich gedeckt, und es ist selbstverständlich, dass Smartphones während der Mahlzeit nicht benutzt werden.

Ordensfrauen spülen Geschirr in der Küche im Konvent der Armen-Schwestern vom heiligen Franziskus in Aachen / © Harald Oppitz (KNA)
Ordensfrauen spülen Geschirr in der Küche im Konvent der Armen-Schwestern vom heiligen Franziskus in Aachen / © Harald Oppitz ( KNA )

In monastischen Gemeinschaften wird während der Mahlzeit geschwiegen und ein Bruder oder eine Schwester liest aus einem Buch - einem Roman, einer Biografie, einem Sachbuch - oder der Zeitung vor. Das mag auf den ersten Blick befremdlich wirken, denn es ist doch schön, bei einem guten Essen zusammenzukommen und sich zu unterhalten. Da man im Kloster jedoch dreimal am Tag zum Essen zusammenkommt, ist es dann durchaus auch schön, sich nicht unterhalten zu müssen.

Leergeschwätzt

Da manche Gemeinschaften während der hohen Feiertage das Schweigen während der Mahlzeiten aufheben, kann man im Laufe der Festtage richtig merken, wie es langsam immer stiller wird. Während zu Beginn noch alle froh und munter miteinander plaudern, wird es am Zweiten Weihnachtsfeiertag langsam stiller. Alle haben sich sozusagen leergeredet. Und dann kann man sich während des Schweigens wieder ganz auf das Essen konzentrieren und die Speisen bewusst wahrnehmen, die man gerade zu sich nimmt.

So kann die Mahlzeit auch zur Erholung beitragen, weil man, wenn man möchte, den eigenen Gedanken nachhängen kann. Man ist ja nicht gezwungen, den Worten des Lektoren oder der Lektorin aufmerksam zu lauschen. Gleichzeitig schafft auch schweigendes Essen Gemeinschaft. Denn wenn man den oder die Nachbarin nicht um etwas bitten kann, muss man ein gewisses Maß an Aufmerksamkeit für die Mitschwester oder den Mitbruder haben. Und im Laufe der Zeit findet man heraus, wer was gerne hat oder wer was beim Essen braucht.

Auf diese Weise hält auch im Kloster das Essen den Leib und die Seele der Gemeinschaft zusammen. Und es ist schön, die guten Gaben der Erde gemeinsam zu genießen und sich daran zu erfreuen, was es alles für gute Dinge zu essen gibt.

Quelle:
KNA