Wie eine Pfarrgemeinderätin die Kirche stärken will

"Wenn wir modern bleiben, bleiben wir als Kirche relevant"

Im November werden im Erzbistum Köln neue Pfarrgemeinderäte gewählt. Eine Kandidatin ist Tabea Jäger. Für sie ist eine junge und weibliche Stimme wichtig. Denn nur so könne Kirche auch künftig lebendig und relevant bleiben, sagt sie.

Autor/in:
Tobias Fricke
Symbolbild Gottesdienstbesucher / © Nicolas Ottersbach (DR)
Symbolbild Gottesdienstbesucher / © Nicolas Ottersbach ( DR )

DOMRADIO.DE: Sie sind getauft und mit zur Kommunion gegangen. Aber dann war Kirche auf einmal nicht mehr so richtig spannend für Sie. Wie haben Sie wieder Kontakt zu Ihrer Gemeinde bekommen? 

Tabea Jäger (Pfarrgemeinderätin in St. Agnes in Köln): Das kam durch ein Ferienlager, das die Jugend von Sankt Agnes jährlich organisiert. Da sind viele Freunde von mir mitgefahren und irgendwann meinten sie, ich solle doch auch mal mitkommen. Zuerst habe ich mich gesträubt, aber dann bin ich doch mitgefahren und hatte den Spaß meines Lebens. 

Tabea Jäger / © Johannes Schröer (DR)
Tabea Jäger / © Johannes Schröer ( DR )

Ich habe festgestellt, dass die ganze Organisation im Hintergrund sehr spannend ist und dass alle, die das machen, sehr nette Leute sind. Ich habe mich dann dafür interessiert mitzumachen und bin in die Jugendgruppe eingetreten, in der die Hälfte aus meinen Freunden bestand, und durfte das mitorganisieren.

So bin ich in diese Jugendgruppen gekommen und organisiere seitdem das Ferienlager mit. Dabei habe ich festgestellt, dass die Connection zwischen Gemeinde und Jugend zu dem Zeitpunkt, als ich eingetreten bin, nicht so richtig da war. 

Ich habe erstmal das Gemeindeleben wieder erleben und kennenlernen dürfen. Ich fand es ganz schön, so eine Gemeinschaft zu haben. Deshalb habe ich mich dafür eingesetzt, dass diese Connection zwischen Jugend und Pfarrgemeinderat und der Gemeinde im größeren Sinne wieder da ist.

DOMRADIO.DE: War das Ihr eigener Impuls, dass sie sich für die Pfarrgemeinderatswahl aufstellen oder sind Sie von jemandem angesprochen worden? 

Jäger: Ich wurde von jemandem angesprochen, der aus der Jugend kam und ebenfalls im Pfarrgemeinderat war, aber aufhören wollte. Er hat mich angesprochen, ob ich das nicht machen möchte. Ich war 21 Jahre alt, als ich das erste Mal reingeworfen wurde. Ich war gerade in den letzten Zügen des Studium und habe mir gesagt, dass es zwar nicht spannend klingt, ich es aber mal ausprobieren würde. 

Letztendlich war es spannend, die ganzen Tätigkeiten und Feste zu organisieren. Das pastorale Thema ist vielleicht nicht so mein Hauptsteckenpferd, aber es macht alles Spaß. Und die Einblicke, die man bekommt, sind sehr interessant.

DOMRADIO.DE: Ihr Fokus liegt auf der Jugend und der Ferienfreizeit?

Jäger: Genau. Momentan bin ich mit einer Freundin zusammen Teil der Gesamtleitung. Darauf liegt derzeit der Hauptfokus, dass dieses Ferienlager bestehen bleibt, denn dieses Jahr konnten wir leider nicht fahren, weil wir nicht genug Anmeldungen hatten.

DOMRADIO.DE: Wie ist das möglich? 

Symbolbild: Kinder bei einer Ferienfreizeit / © Halfpoint (shutterstock)
Symbolbild: Kinder bei einer Ferienfreizeit / © Halfpoint ( shutterstock )

Jäger: Durch die Corona-Pandemie ist uns eine Generation weggebrochen. Wir sind als Ferienfreizeit sehr darauf bedacht, dass man einmal mitkommt und so viel Spaß hat, dass man für immer mitkommt. Das hat die letzten Jahre wunderbar funktioniert. Vor Corona hatten wir 80 Teilnehmende. Das war eine der größten Freizeiten, die wir jemals hatten. Das ist nach Corona erstmal kleiner geworden. 

Jetzt ist eine ganze Generation weggebrochen. Im Vorjahr waren wir in Spanien und dieses Jahr wollten wir innerhalb von Deutschland verreisen, weil es dort insgesamt schönere Ferienlager gibt und es nicht so heiß ist. Aber das ist marketingtechnisch wahrscheinlich nicht so toll.

Tabea Jäger

"Junge Menschen sind in der Kirche häufig unterrepräsentiert, wie auch Frauen."

DOMRADIO.DE: Warum ist es wichtig, dass junge Leute eine Stimme in der Kirche bekommen? 

Jäger: Ich finde es generell sehr wichtig, dass die Gesellschaft in Gemeinschaften gut repräsentiert ist. Gerade in einer so wichtigen sozialen Komponente wie der Kirche ist es wichtig, dass dort gesellschaftliche Teile gut repräsentiert sind. Das ist bei jungen Menschen oft nicht der Fall. Junge Menschen sind in der Kirche häufig unterrepräsentiert, wie auch Frauen. 

Tabea Jäger

"Viele Frauen, die in der Kirche aktiv sind, wollen Verantwortung."

Ich habe das Gefühl, dass es dazu führt, dass diese Menschen ein bisschen unterschätzt werden oder nicht mitgedacht werden. Es ist wichtig, immer alle Menschen mitzudenken.

Alle für einen – Gruppenspiele in der FreiZeit für Flüchtlingskinder  (FFF)
Alle für einen – Gruppenspiele in der FreiZeit für Flüchtlingskinder / ( FFF )

DOMRADIO.DE: Wie soll sich die Kirche verändern, damit sie auch für Ihre Generation relevant bleibt? 

Jäger: Es ist ganz wichtig, dass Frauen mehr eingebunden werden und ihnen mehr Verantwortung gegeben wird. Viele Frauen, die in der Kirche aktiv sind, wollen Verantwortung. Frauen sind zwar in der Kirche präsent, aber es wird ihnen keine Verantwortung gegeben. Man muss den modernen Strömungen gegenüber offen bleiben. 

Tabea Jäger

"Wenn wir modern bleiben, bleiben wir als Kirche relevant."

Man muss sich nicht mit allem zurechtfinden, man muss sich nicht an alles anpassen. Aber momentan sollten wir ein bisschen moderner denken und ein bisschen mehr der Zeit folgen. Wenn wir modern bleiben, bleiben wir als Kirche relevant.

DOMRADIO.DE: In Ihrer Position können Sie das sagen, da Sie in einem Gremium der katholischen Kirche sind, in der Sie zumindest die Kirchengemeinde im Kleinen mitverändern können.

Jäger: Genau. Deswegen bin ich immer noch mit dabei, deswegen möchte ich mich auch nochmal aufstellen lassen. Ich bin der festen Meinung, dass man Strukturen, mit denen man nicht zufrieden ist, viel besser von innen heraus ändern kann als von außen.

Das Interview führte Tobias Fricke.

Quelle:
DR

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