Das unklare Corona-Schicksal der Weihnachtsmärkte

Wie ein Blick in die Kristallkugel

Was wird aus den Weihnachtsmärkten in diesem Jahr? Noch ist vieles ungewiss und es gibt noch einige Probleme zu lösen, erklärt die Geschäftsführerin des Weihnachtsmarktes am Kölner Dom. Schon bald aber muss eine Entscheidung her.

Weihnachtsmarkt am Kölner Dom / © Jeitner (DR)
Weihnachtsmarkt am Kölner Dom / © Jeitner ( DR )

DOMRADIO.DE: Wie sehen denn Ihre Prognosen aus? Wird es einen Weihnachtsmarkt in Köln am Dom geben oder nicht?

Monika Flocke (Geschäftsführerin der Kölner Weihnachtsgesellschaft, die den Weihnachtsmarkt am Fuße des Kölner Doms veranstaltet): Dazu bräuchte ich dann jetzt eine blaue Kristallkugel, um Ihnen das mit Sicherheit sagen zu können. Wir warten auf die neue Corona-Schutzverordnung des Landes. Die wird wohl Ende August kommen und uns möglicherweise oder hoffentlich Anhaltspunkte dafür geben, wie denn der juristische Hintergrund ist.

Was ich ihnen auch jetzt sagen kann, ist meine Meinung dazu. Ich bin da durchaus skeptisch, ob es dieses Jahr einen Weihnachtsmarkt geben wird.

DOMRADIO.DE: Sie stecken jetzt schon mitten in der Organisation drin. Im Moment ist es ja so, dass Großveranstaltungen bis zum 31. Oktober verboten sind. Logischerweise würden da auch die Weihnachtsmärkte drunter fallen. Die sind ja aber erst im Advent. Können Sie denn aber so lange mit dieser Entscheidung warten, ob es den Weihnachtsmarkt gibt oder nicht?

Flocke: Wir betreiben den Weihnachtsmarkt seit zehn Jahren. Ich gehe davon aus, wenn wir im Laufe des Septembers eine positive Nachricht bekommen, dass der Weihnachtsmarkt aus diesem Grunde dann auch stattfinden würde. Wie es eben coronabedingt aussieht, ist dann eher die blaue Glaskugel das, was relevant ist.

DOMRADIO.DE: Es gibt andere Städte, die sich schon Konzepte überlegen, wie man die Besucherzahl verringern kann und wie man es steuern kann, dass für mehr Abstand gesorgt ist. Wäre so etwas auch denkbar für den Weihnachtsmarkt am Dom?

Flocke: Wir, das sind die Kölner Weihnachtsgesellschaft, aber auch die anderen großen Märkte in Köln, überlegen uns das seit einigen Wochen. Die Kölner Weihnachtsmärkte sind ja Publikumsmagneten und ziehen jedes Jahr Millionen Leute an. Das heißt, wir können uns jetzt alle entschließen, wir machen es in diesem Jahr eine Ecke kleiner und übersichtlicher. Da könnten wir dann Möglichkeiten nutzen, indem man die Gäste zählt, den Zugang beschränkt und Adressen geben lässt und so weiter.

Selbst dann haben wir aber noch nicht das Problem gelöst, das durch eine mögliche Anfahrt entsteht, aber auch nicht das Problem der Magnetwirkung der Weihnachtsmärkte. Da gilt es zu bedenken, wie viele Leute sich denn da möglicherweise vor unserem Markt anstellen oder auch vor den anderen Märkten anstellen müssen. Das heißt, dass es einen Stau geben könnte. Da haben wir im Moment eigentlich noch keine zündende Idee, wie man das auflösen kann.

DOMRADIO.DE: Weil man gegebenenfalls auch innerhalb des Weihnachtsmarktes für Abstandsregeln sorgen kann, aber nicht für das, was passiert in der Schlange davor?

Flocke: In der Schlange davor und auch im Grunde schon in den Zugfahrten, in den Anfahrten zu uns. Das finde ich ganz schwierig. Wie gesagt, da zermartern wir uns den Kopf. Es gibt aber keine Lösung.

DOMRADIO.DE: Kriegen Sie denn als Veranstalterin eigentlich jetzt jeden Tag Anrufe von irgendwelchen Leuten, die hier einen Stand haben – und fragen die dann immer: Wie ist es denn jetzt?

Flocke: Natürlich, das gibt es durchaus. Aber eigentlich ist das eher schon mit der Erwartungshaltung verbunden, dass es wahrscheinlich keinen Weihnachtsmarkt geben wird. Die Frage wird dann auch so gestellt: Wir gehen eigentlich davon aus, dass es dieses Jahr keinen Weihnachtsmarkt geben wird, oder gibt es möglicherweise doch einen? Also unbelastet fragt eigentlich keiner.

DOMRADIO.DE: Gesetzt den Fall, es würde jetzt ausfallen. Was würde das für Sie als Veranstalterin bedeuten?

Flocke: Das würde bedeuten, dass wir ein Jahr Kosten hatten und keinerlei Einnahmen. Das wäre natürlich wirtschaftlich bitter, aber akzeptabel. Das höchste Gut ist die Gesundheit der Besucher, der Mitarbeiter, der Standbetreiber – und letztendlich auch unsere eigene. Da muss der wirtschaftliche Aspekt in dem Fall dann wirklich zurücktreten.

DOMRADIO.DE: Also ab September, wenn die neue Verordnung rauskommt, werden Sie entscheiden?

Flocke: Genau. Ich denke mir mal, dass wir im September entscheiden müssen, weil ansonsten unser Vorlauf für die weitere Vorbereitung nicht ausreichen würde. 

Das Interview führte Uta Vorbrodt.


Quelle:
DR