Wie die Caritas hilft

Flüchtlinge in Köln

"Weit weg ist näher, als du denkst". Das ist die Caritas-Kampagne in diesem Jahr und es geht um das Thema Flüchtlinge. Was Flüchtlinge zum Beispiel hier in Köln erwartet, darüber spricht Peter Krücker, Vorstand des Caritasverbandes der Stadt Köln.

 (DR)

domradio.de: Guten Tag, Herr Krücker! Wie ist denn die derzeitige Flüchtlingssituation in Köln?

Peter Krücker: Es kommen derzeit verhältnismäßig mehr Flüchtlinge nach Köln als in der Vergangenheit. Insgesamt sind die Zahlen nicht so bedrohlich oder riesig, wie sie angenommen werden. Es sind rund 3.000 Menschen, die von der Stadt Köln untergebracht werden, und 3.000 in Relation zu 1 Million Einwohnern ist eine andere Belastung, als die Zahl der Flüchtlinge, die im Libanon oder in der Türkei zu versorgen sind. Insofern ist es aber schon eine ordentliche Aufgabe für die Stadt, auch deswegen, weil in der Vergangenheit einige Sünden begangen worden sind, die uns jetzt eben sehr, sehr viel Arbeit mit den Flüchtlingen haben lassen. 

domradio.de: Welche Sünden sind das genau? 

Krücker: Die Stadt Köln hat lange bestehende Unterkünfte abgebaut. Die hatten einen relativ schlechten Standard, deswegen waren die betreffenden Träger auch ganz froh, dass manche Standorte stillgelegt wurden, weil es da wirklich extrem schwierige Standards gab. Es ist aber versäumt worden, gleichzeitig auch wieder neue Standorte für Flüchtlinge aufzubauen, so dass wir jetzt die Situation haben, dass wir akut rund 1.500 Menschen ohne vernünftige Unterbringung haben, die in Hotels untergebracht sind oder auch unter sehr, sehr schwierigen Umständen in der Herkulesstraße. 

domradio.de: Viele Flüchtlinge haben Verfolgung, Hunger und Angst erlebt - sowohl in ihren Heimatländern als auch auf der Flucht. Welche Hilfestellungen bietet denn die Caritas den Flüchtlingen hier in Köln an?
Krücker: Die Caritas und auch die anderen katholischen Träger   Malteser, SKM, SKF   haben ein dichtes Netz an Unterstützungsangeboten. Das geht zum einen in die Flüchtlingsunterkünfte hinein, dass wir versuchen, ehrenamtliche Helfer zu gewinnen, die in Zusammenarbeit mit den Kirchengemeinden dafür sorgen, dass es Besuchsdienste gibt, dass es Hausaufgabenhilfe und Sprachkurse gibt. Da geht es aber auch um weiterführende Hilfen: dass Angebote für Jugendliche, die wir in der Stadt vorhalten, dann auch zu den Flüchtlingsheimen gebracht werden und dort hineinarbeiten. Es geht weiter mit Beratungsdiensten in unterschiedlichster Richtung bis hin zum Therapiezentrum für Folteropfer der Caritas. 

domradio.de: Hilfe vonseiten der Caritas oder anderen gemeinnützigen Organisationen ist ja das eine. Das andere ist die Politik. Was fordern Sie denn da?

Krücker: Wir fordern von der Politik natürlich erst einmal ein Großmaß an Aufmerksamkeit und Verständnis. Und gerade im Rahmen der Kampagne des Deutschen Caritasverbandes geht es uns darum, dass wir auch hier in unsere Verantwortung gehen. Wir haben eine globale Verantwortung, unser Wirtschaftssystem trägt dazu bei, dass Menschen auf die Flucht gehen, dass sie in ihren Herkunftsländern nicht mehr leben können, dass sie hier nach Europa kommen. Daher haben wir auch eine Verantwortung, die Leute hier gut aufzunehmen, gut zu behandeln und dafür sorgen, dass die Menschen hier auch neue Perspektiven bekommen. Wir müssen in der Politik dafür Sorge tragen, dass die Mittel bereitgestellt werden, um Flüchtlinge gut zu integrieren. Das sind Plätze in Kindertagesstätten und Schulen   derzeit ein Riesenproblem. Wir haben nicht genügend Plätze an den Schulen für die Kinder der Flüchtlingsfamilien. Es dauert Monate bis zu einem halben Jahr, bis die Kinder hier in die Schule gehen. Das sind verpasste Integrationschancen, und hier sind wir ständiger Mahner der Politik gegenüber, hier wirklich die Infrastruktur zu verbessern, dafür Sorge zu tragen, dass die Menschen vernünftig wohnen, dass sie vernünftig betreut werden und dass die Kinder gut versorgt werden. 

domradio.de: Heute Vormittag fand der alljährliche Frühjahrsempfang des Caritasverbandes der Stadt Köln im Domforum statt. Dort wurde auch ein Film gezeigt. Worum geht es in diesem Film?

Krücker: Der Film ist ein schönes Beispiel für gelungene Verantwortung: Es geht hier um ein Hotel, das von der Stadt Köln angemietet wurde, um Flüchtlinge unterzubringen. Und der Film hat gezeigt, wie gelungen gerade in diesem Hotel Familien leben, in einem ansonsten schwierigen Hotel. Wie es gelingen kann, die Kirchengemeinde mit einzubeziehen, dass Ehrenamtlichen eben auch in ein Hotel gehen und hier die Flüchtlingsfamilien und vor allem die Kinder unterstützen.