DOMRADIO.DE: 13 Meter misst die Nordmanntanne aus Ihrer Schonung. Wie wird man Weihnachtsbaumlieferant für das Alte Rathaus in Bonn?
Hubertus von Groote (Inhaber Forsthaus Londorf): Ja, das ist auch für uns besonders schön, wenn wir gefragt werden. Wir haben seit vielen Jahren, im Grunde seit 50 Jahren eine Weihnachtsbaumproduktion. Das haben meine Eltern angefangen. Da wurden immer mal wieder besonders schöne Exemplare, die einzeln gestellt wurden, durchwachsen gelassen, damit man auch ein paar große Bäume anbieten kann.
Es hat sich im Laufe der Jahre herumgesprochen, dass wir das bei uns anbieten. Es kommen viele Anfragen, weil nicht jeder solche großen Bäume wachsen lassen kann.
DOMRADIO.DE: Wer entscheidet, welcher Baum der passende für den Standort am Alten Rathaus ist? Machen Sie das?
Von Groote: Nein, genau wie bei den Kunden, die als Familie kommen, kommt bei den großen Bäumen auch jemand, der das entscheidet. Wir sind gut beraten, wenn wir das anderen überlassen. Bei den Bonnern haben die Fachleute vom Amt und die Gärtner, die mitkommen, so viel Erfahrung, dass sie genau wissen, was für das schöne Rathaus passt.
DOMRADIO.DE: Wie lief der Transport aus dem Waldstück am Forsthaus Londorf nach Bonn?
Von Groote: Der Transport ist abgestimmt und seit vielen Jahren mit einem Forstunternehmer aus dem Nachbardorf eingestielt. Er hat einen LKW mit einem Kran und einen langen Anhänger. Er lädt sich dann den Baum, den wir geschlagen und für die Stadt bis an den Zaun gezogen haben, mit dem Kran auf den Anhänger. Er verstaut ihn ordnungsgemäß und fährt damit dann am richtigen Termin zum Alten Rathaus.
Dort wird viel Platz gebraucht, damit alles entsprechend frei ist und vorbereitet werden kann. Dann wird der Baum dort aufgestellt, was immer ein ziemliches Spektakel vor Ort ist, weil viele Schaulustige kommen, die sich das angucken.
DOMRADIO.DE: Ist diesmal alles gut gegangen?
Von Groote: Ja, es ist alles sehr gut gegangen. Der Forstunternehmer war sehr zufrieden und auch der Bonner Generalanzeiger hat eine Journalistin geschickt, die in der Ausgabe am vergangenen Freitag toll berichtet hat.
DOMRADIO.DE: An einer Seite ist der Baum wohl ein bisschen kahl, da sind offenbar ein paar Äste beim Transport weggebrochen. Wie kriegen Sie das wieder hin?
Von Groote: Das haben wir auch gehört. Das ist offensichtlich dem Transport geschuldet. Wir wollen das möglichst vermeiden. Aber wenn es passiert – haben wir von den Fachleuten gehört, die das jedes Jahr machen und kennen – nehmen sie Zweige und fixieren sie. Man kann in den Stamm ein kleines Loch bohren, den Ast reinstecken und es mit Schienen oder mit Draht so fixieren, dass man es gar nicht mehr von unten sieht.
DOMRADIO.DE: Sie setzen seit vielen Jahren auf Nachhaltigkeit. Was bedeutet das für Sie?
Von Groote: Unser Wald besteht historisch aus kleinen Parzellen, weil es im Rheinland eine Realteilung (Unter Realteilung versteht man die Aufteilung des Familienbesitzes, insbesondere des Landbesitzes, unter den Erbberechtigten, Anm. d. Red.) gab. Die wurden dann von Generation zu Generation kleiner und keiner konnte mehr was damit anfangen. Solche Parzellen, die man uns angeboten hat, haben wir übernommen. Da muss man erstmal klar Schiff machen und Forstwirtschaft betreiben.
In diese kleinen Parzellen pflanzen wir gerne schon mal Weihnachtsbäume, sodass wir im ganzen Wald verteilt dezentral kleine Kulturen haben. Da stehen auch gemischte Sorten, sodass wir keine Monokulturen haben. Außerdem sorgt der ganze Wald mit seinem Ökosystem für ein gesundes Verhältnis von Nützlingen zu Schädlingen, sodass wir überhaupt keine Pestizide verwenden.
Wir brauchen nicht spritzen und auch das Unkraut wird bei uns nicht gespritzt, sondern von Hand geschnitten. So haben die Bäume unten Luft und die Nadeln werden bis unten nicht rot. Das ist sehr nachhaltig und regional.
DOMRADIO.DE: Wohin liefern Sie ansonsten noch Ihre Tannen?
Von Groote: Wir beliefern beispielsweise das Erzbistum in Köln, was auch eine große Ehre für uns ist. Außerdem beliefern wir Kirchen in Deutz und Kalk sowie auch Firmen. Städte wie Bonn, die auch noch Beuel oder andere Standorte haben, sind schon von uns beliefert worden. Müngersdorf bekommt einen von der Maigesellschaft (Bürgerverein im Kölner Stadtteil Müngersdorf, Anm. d. Rd.) jedes Jahr.
Wir sind stolz, dass wir das ganz gut schaffen. Unser Wald ist mit Wegen erschlossen, die Kulturen sind entsprechend ökologisch gewachsen. Das macht einfach Spaß. Das Aussuchen und das Transportieren funktioniert. Ist eben seit 50 Jahren eingestielt.
Das Interview führte Carsten Döpp.