DOMRADIO.DE: Wie kommt man denn zu so einem Job? Haben Sie als kleiner Junge schon daran gedacht?
Thomas Schmitt (Inhaber des Priesterausstatters "Schmitt-Paramente" in Köln): Eigentlich nicht. Eigentlich wollte ich Priester werden. Und jetzt mache ich die Herren halt schick. Mein Wunsch war immer, Priester zu werden, aber ich habe mich dann anders entschieden und habe eine Lehre als Herrenschneider gemacht. Ich habe 17 Jahre am Opernhaus in Köln gearbeitet. Irgendwann kam ein befreundeter Pfarrer zu mir und fragte mich, ob ich ihm ein Gewand machen könnte.

So ist das erste Gewand für diesen Herrn entstanden, dann folgten viele weitere. Wir haben dann eine kleine Ausstellung gemacht. Da sind viele Priester auf mich aufmerksam geworden. Dann kam eins zum anderen: Ich habe mein Gewerbe angemeldet, habe nebenbei Gewänder genäht und habe 2003 mein eigenes Geschäft in Bergisch Gladbach-Herkenrath eröffnet. Ich habe da vier Jahre genäht und gearbeitet und dann bei der Oper gekündigt. Später habe die Firma Polykarp Reuss, ein Ausstatter für Priesterkleidung in Köln, übernommen. Dann sind wir nach Köln, Auf dem Berlich 33, gezogen.
DOMRADIO.DE: Was ist denn das Wichtige bei der Herstellung?
Schmitt: Wenn es ein Parament für eine Kirche ist, also für einen bestimmten Raum, dann gucke ich mir den Raum an. Ich fahre da hin, egal wo es in Deutschland ist oder ich lasse mir gegebenenfalls Bilder schicken. Wir machen Entwürfe, damit das Gewand auch in diesen Raum passt. Es kann auch sein, dass ein Priester für einen bestimmten Anlass, wie für ein Patrozinium der Kirche, ein Gewand haben will.
Dann machen wir Entwürfe, aus denen der Pfarrer oder die Gemeinde einen Entwurf aussuchen. Dann wird überlegt, welchen Stoff wir nehmen. Wird es appliziert, wird es gestickt, wird es gemalt, werden einzelne Stücke mit Muster drin gewebt? Schließlich wird das Parament gefertigt.
DOMRADIO.DE: Was würden Sie rückblickend sagen, war das außergewöhnlichste Gewand, was Sie jemals gemacht haben?
Schmitt: Das kann man im großen Ganzen nicht sagen. Jedes Gewand ist irgendwie außergewöhnlich. Wir machen viele Unikate und Einzelanfertigungen. Wir haben ein Mariengewand für eine Pfarrei im Erzbistum gemacht, das wirklich von unten bis oben Hand bestickt war. Da hat unsere Stickerin 300 Stunden dran gesessen. Das war schon etwas ganz Außergewöhnliches.
Für mich ist es natürlich immer außergewöhnlich, wenn ich für unseren Dom arbeiten darf. Das ist für mich immer eine besondere Ehre, eine besondere Freude. Als ich damals angefangen habe, habe ich immer davon geträumt, ein Gewand für den Kölner Dom zu machen. Und heute gibt es ganz viele Gewänder von Schmitt-Paramente im Kölner Dom. Nicht nur im Kölner Dom, in vielen Kirchen, Pfarreien und Domkirchen, deutschlandweit und sogar europaweit.
Das sind außergewöhnliche Sachen, auch für Primizianten und Priester, die geweiht werden, die für ihre erste Messe ihr Gewand bekommen, was meist von der Pfarrei oder von der Familie gestiftet oder geschenkt wird. Es ist natürlich immer schön, mit diesen Herren zusammen zu sitzen, Überlegungen anzustellen, gemeinsam Entwürfe zu machen, diesen ganzen Prozess mitzumachen. Das macht unheimlich viel Freude und Spaß.

DOMRADIO.DE: Kann jeder und jede einfach zu Ihnen ins Geschäft kommen und ein Gewand in Auftrag geben?
Schmitt: Nein, da gucke ich schon ganz genau drauf. Jetzt haben wir ja bald Karneval. Vor Karneval kommen schon mal dubiose Menschen rein, die sagen, sie bräuchten ein Collarhemd für einen Bekannten. Wenn ich dann nach der Halsweite frage, heißt es immer "meine Halsweite". Wenn ich dann frage, ob das vielleicht für Karneval ist, dann werden sie ganz verlegen und gestehen. Die müssen dann leider wieder gehen.
Wir achten schon sehr darauf, dass mit diesen Sachen kein Schindluder getrieben wird oder dass sich jemand etwas anmaßt oder aneignet. Man ist natürlich nie davor sicher, aber im Großen und Ganzen achten wir sehr darauf, dass da nichts in falsche Hände kommt.
Das Interview führte Lara Burghardt.