Werk des Caesarius von Heisterbach erscheint auf Deutsch

Wölfe und Spielschulden

Eine Chorruine ist alles, was vom Heisterbacher Kloster übrig geblieben ist. Das einst lebendige Zentrum zisterzensischen Lebens erforscht seit nunmehr 25 Jahren eine Stiftung. Pünktlich zum heutigen Jubiläum veröffentlicht sie ein Buch mit Geschichten aus der Feder des berühmtesten Heisterbacher Mönches.

Autor/in:
Christiane Neuhausen
 (DR)

Spielschulden und kein Ausweg mehr? Da hilft nur noch Flucht, dachte sich ein junger Mann und rannte los - ins Kloster. Manche Probleme überdauern die Jahrhunderte, nur dass heute das Kloster nicht mehr als Schutz vor Spielschulden als erste Wahl erscheint. War es übrigens vor 800 Jahren auch nicht. Der junge Mann, dessen Name ungenannt bleibt, wurde von seinen Gläubigern im Heisterbacher Zisterzienserkloster aufgestöbert und zur Rechenschaft gezogen.

Eine berühmte Chorruine im Siebengebirge ist alles, was von einem lebendigen Zentrum zisterzensischen Lebens übrig geblieben ist. Wen Steine nicht inspirieren können, der sollte zu dem "Dialogus miraculorum" (Dialog über die Wunder) greifen.

Aus der Feder des berühmtesten Heisterbacher Mönches, Caesarius, stammt eine Sammlung von rund 800 Kurzgeschichten, damals als Exempla bezeichnet, die ein ziemlich buntes Bild vom Leben diesseits und jenseits der Klostermauern zeichnen. Diese zwischen 1219 und 1223 entstandenen Exempla liegen nun zum ersten Mal in einer vollständigen lateinisch-deutschen Ausgabe in fünf Bänden vor. Das ist eine gute Nachricht für alle, deren Lateinkenntnisse nicht auf Vatikan-Standard sind, aber dennoch an der Erforschung mittelalterlichen Klosterlebens oder der Mentalität spätmittelalterlicher Menschen interessiert sind.

In Köln geboren und aufgewachsen
Von Caesarius von Heisterbach ist kein genaues Geburts- und Todesdatum bekannt. Um 1180 in Köln geboren und dort aufgewachsen, trat er im Alter von 19 Jahren in das Heisterbacher Zisterzienserkloster ein. Dort übernahm er das Amt des Novizenmeisters, später das des Priors. In dem Dialogus kommt ein ungenannter Novizenmeister zu Wort, der lehrreiche Geschichten erzählt. Kein Zweifel, dass diese Erzählungen auf den reichhaltigen Erfahrungen des Caesarius von Heisterbach basieren.

Im Übrigen war er auch gut über das informiert, was jenseits der Klostermauern passierte, hatten doch die Heisterbacher Mönche sowohl in Köln als auch in Bonn Stadthöfe, über die sie ihren Handel abwickelten. So war der Heisterbacher Mönch über die Plünderung Konstantinopels 1204 durch die Kreuzfahrer ebenso informiert wie über die Wölfe im Siebengebirge. Wahrscheinlich starb Caesarius in den 40er Jahren des 13. Jahrhunderts.

Stiftung Abtei Heisterbach
Sein "Dialogus miraculorum" war eine gern gelesene Bildungsschrift, davon zeugen die mehr als hundert heute noch überlieferten Abschriften. Der Düsseldorfer katholische Pfarrer Markus Hoitz zeigt sich für die Stiftung Abtei Heisterbach sehr stolz darauf, dass nun zum ersten Mal die fünf Bände des Dialogus vorliegen.

Übersetzt und kommentiert wurde er vom emeritierten Essener Pfarrer Nikolaus Nösges und von Horst Schneider, Privatdozent für Byzantinische und Neugriechische Philologie und wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Arbeitsstelle Fontes Christiani der Ruhr Universität Bochum. Ein Grund zum Feiern also am kommenden Sonntag, an dem sich auch zum 25. Mal die Gründung der Stiftung Abtei Heisterbach jährt. Ihre Aufgabe ist die Pflege und Erforschung des Erbes der ehemaligen Zisterzienserabtei Heisterbach im Siebengebirge. Mit der Herausgabe des Dialogus ist schon ein wichtiges Ziel erreicht.

Hinweis: Caesarius von Heisterbach, Dialogus miraculorum - Dialog über die Wunder, herausgegeben von Nikolaus Nösges und Horst Schneider, Fontes Christiani, 5 Bände (lateinisch/deutsch), Verlag Brepols, Belgien 2009, pro Band 49,90 Euro.