Weltweite Freude über die Befreiung von Ingrid Betancour - Vatikan erleichtert

"Gott hat dieses Wunder vollbracht"

Die gewaltlose Befreiung Ingrid Betancourts sowie weiterer 14 Geiseln hält ganz Kolumbien in Atem. Die ehemalige grüne Präsidentschaftskandidatin war am Mittwoch zusammen mit drei US-Amerikanern und elf Kolumbianern in einer spektakulären Rettungsaktion befreit worden. Der Vatikan zeigte sich erfreut, dass die Forderungen des Papstes endlich Wirklichkeit geworden sind. Weitere Schritte seien aber nötig.

Autor/in:
Tobias Käufer
 (DR)

Die 46 Jahre alte Politikerin war seit dem 23. Februar 2002 in der Gewalt der linksgerichteten «Revolutionären Streitkräfte Kolumbiens» (FARC). Damals war sie während des Wahlkampfes trotz Warnungen von Sicherheitskräften in ein von den Rebellen kontrolliertes Gebiet gereist.

«Ich danke Gott und Präsident Alvaro Uribe», sagte die überglückliche Kolumbianerin mit französischem Pass sichtlich bewegt in einem ihrer ersten Interviews. Während einer improvisierten Pressekonferenz auf dem Militärflughafen Catam in Bogota hatte die Politikerin gemeinsam mit ihren ehemaligen Mitgefangenen gebetet: «Das ist wie ein Wunder».

Die kolumbianischen Bischöfe, die derzeit zu ihrer Vollversammlung in Bogota versammelt sind, begrüßten die Rettungsaktion. Dies sei eine «großartige Nachricht», erklärte Kardinal Pedro Rubiano Saenz. Der Vorsitzende der Bischofskonferenz, Luis Augusto Castro, sieht eine Chance auf ein Ende des bewaffneten Konflikts. Die Guerilla-Organisation müsse begreifen, dass nach einer Freilassung aller Geiseln die Tür für eine Verhandlungslösung offenstehe.

Verdienst auch Benedikt XVI.
Auch der Vatikan hat mit Erleichterung und Freude auf die Befreiung von Ingrid Betancourt und den weiteren Geiseln reagiert. Man hoffe, dass nach diesem «positiven Zeichen» auch die anderen Entführten die Freiheit wiedererlangten, sagte Vatikan-Sprecher Federico Lombardi am Donnerstag in Radio Vatikan. Die unversehrte Rückkehr von Betancourt sei auch ein Resultat der wiederholten Appelle von Papst Benedikt XVI. Dieser hatte zuletzt am Dienstag in einer Videobotschaft an die kolumbianischen Bischöfe zu einem Ende der Gewalt und der Geiselnahmen aufgerufen.

Lombardi nannte die Befreiungsaktion in Kolumbien ein «wichtiges, aber begrenztes Ereignis». Es müssten weitere Schritte folgen, um dem Land Frieden zu bringen und eine «Rückkehr zu einem Leben, das freier ist von jener schrecklichen Gewalt, die es seit langem überwältigt».

Er hoffe, die FARC werde nun verstehen, dass es noch eine Möglichkeit gebe, sich in die Gesellschaft zu integrieren und alle anderen Geiseln freizulassen.

Glückwünsche aus aller Welt
Unterdessen erhielt Kolumbiens Staatspräsident Alvaro Uribe Glückwünsche aus der ganzen Welt; von US-Präsident George W. Bush über Frankreichs Staatspräsident Nicolas Sarkozy bis zu EU-Kommissionspräsident Jose Manuel Barroso. Der Vatikan reagierte mit Freude auf die Befreiung Betancourts. Vatikan-Sprecher Frederico Lombardi erklärte, dies sei eine «gute Nachricht» . Man hoffe, dass nach diesem «positiven Zeichen» auch die anderen Entführten die Freiheit wiedererlangten. In Kolumbinen gelten noch mehr als 3.000 Menschen als verschleppt.

Die Befreiung Betancourts sei von langer Hand vorbereitet gewesen, erklärte Verteidigungsminister Juan Manuel Santos. Mit Hilfe eines gefälschten Befehls des obersten FARC-Kommandanten Alfonso Cano hätten eingeschleuste V-Männer die Betancourt-Bewacher zunächst davon überzeugen können, ihre prominente Geisel mit anderen Gefangenen zu einer Gruppe zusammenzulegen. Eine weitere gefälschte Order habe dafür gesorgt, die Verschleppten in eine andere Region zu verlegen. In dem von den Rebellen dazu angemieteten Hubschrauber saß schließlich ein Sondereinsatzkommando. «Die Rettungsaktion war tadellos, es gab keine Gewalt, nicht einen einzigen Schuss», sagte Betancourt - und kämpfte mit den Tränen.