Kolumbien: FARC-Guerilla äußert sich erstmals nach Geiselbefreiung

Kommt der erhoffte Dialog?

Erstmals seit der Befreiung von Ingrid Betancourt aus der Geiselhaft der FARC hat sich die kolumbianische Guerillagruppe zu Wort gemeldet. In einer Mitteilung signalisierte die FARC die Bereitschaft, direkt mit Kolumbiens Regierung zu verhandeln. In Betracht käme auch ein Gefangenenausstausch. Zuletzt war nach der Befreiung Betancourts weltweit Kritik an den Methoden der FARC lauter geworden.

 (DR)

Die Guerillaorganisation erklärte, Frieden sei ihr vorrangiges Ziel. «Wir werden uns mit aller Kraft weiter bemühen, den demokratischen Frieden auf dem zivilisierten Weg des Dialogs zu erreichen, so wie wir es seit 44 Jahren gemacht haben», teilte die FARC mit.

In dem angeblich bereits vor der Geiselbefreiung verfassten Schreiben erwähnt FARC-Chef Alfonso Cano auch die neue Führungsstruktur nach dem Tod seines Vorgängers Manuel Marulanda. Der am 26. März verstorbene Marulanda hatte direkte Gespräche mit Kolumbiens Regierung stets abgelehnt. Sein Nachfolger Cano, mit bürgerlichem Namen Guillermo Saénz, schlug nun hingegen Gespräche mit dem Ziel eines humanitären Austausches vor. Demnach sollen rund 500 Guerillakämpfer in staatlichen Gefängnissen gegen die bis zu 700 Geiseln, die nach wie vor in den Händen der FARC sind, ausgetauscht werden. Weiter teilte die Organisation mit, der bei einem Militärangriff getötete diplomatische Vertreter Raúl Reyes werde durch Iván Márquez ersetzt.

Nicht erwähnt wird in dem FARC-Schreiben die Befreiung von Ingrid Betancourt und 14 weiterer Geiseln am 2. Juli durch das kolumbianische Militär. Laut RCN wurde die Mitteilung bereits früher verfasst und am 28. Juni an die beiden europäischen Emissäre, den Schweizer Jean-Pierre Gontard und den Franzosen Noel Sanz, übergeben.

Kolumbiens Regierung hatte am vergangenen Montag ihr Misstrauen gegenüber Gontard und Sanz bekundet. Sie deutete an, auf deren Dienste künftig verzichten zu wollen. Stattdessen strebt sie laut ihrem Friedensbeauftragten Luis Carlos Restrepo nun direkten Kontakt zur FARC an.

Die vor einer Woche befreite Betancourt hatte der FARC am Dienstag in einem TV-Interview Autismus vorgeworfen und ihr die politische Legitimation abgesprochen. Gleichzeitig hatte sie die kolumbianische Regierung dazu aufgerufen, die aggressive und hasserfüllte Sprache gegenüber der Rebellengruppe zu mäßigen. Mit einer versöhnlicheren Sprache seien weitere Freilassungen von Geiseln eher zu erreichen.

Zahlreiche Staaten und internationale Organisation haben die FARC inzwischen aufgefordert, ihre Geiseln ohne weitere Bedingungen freizulassen. Selbst Kubas früherer Revolutionsführer, der erkrankte Fidel Castro, kritisierte die FARC für ihren Krieg gegen Zivilisten.