Weltkirchenrat weist Erklärung des russischen Konzils zurück

Was für ein "Heiliger Krieg"?

Eine Erklärung aus Russland unter der Ägide des Moskauer Patriarchen nennt den Angriff auf die Ukraine einen "Heiligen Krieg". Der Weltkirchenrat akzeptiert diese Formulierung nicht und stellt seine Mitgliedskirche dafür nun zur Rede.

(Archivbild) Kapelle im Ökumenischen Rat der Kirchen (ÖRK) / © Bernhard Raspels (KNA)
(Archivbild) Kapelle im Ökumenischen Rat der Kirchen (ÖRK) / © Bernhard Raspels ( KNA )

Der Weltkirchenrat (Ökumenischer Rat der Kirchen, ÖRK) hat die Darstellung des russischen Angriffs auf die Ukraine als "Heiliger Krieg" deutlich zurückgewiesen.

Generalsekretär Jerry Pillay erklärte am Freitag in Genf im Namen der Mitgliedskirchen, der ÖRK könne die jüngste Erklärung des kirchennahen "Weltkonzils des Russischen Volkes" nicht nachvollziehen.

Jerry Pillay / © Anne Ackermann (KNA)
Jerry Pillay / © Anne Ackermann ( KNA )

Der Weltkirchenrat könne kein Narrativ akzeptieren, das Russlands illegalen und ungerechtfertigten Einmarsch in sein souveränes Nachbarland Ukraine darstelle als "eine neue Etappe des nationalen Befreiungskampfes des russischen Volkes gegen das verbrecherische Kiewer Regime und den dahinter stehenden kollektiven Westen, der seit 2014 in den Gebieten Südwestrusslands geführt wird".

Auch werde man nicht die Perspektive hinnehmen, so Pillay, dass "das gesamte Gebiet der modernen Ukraine in eine Zone des ausschließlichen Einflusses Russlands übergehen sollte".

Russisch-orthodoxe Kirche ist auch Mitgliedskirche im ÖRK

Ende März hatte das Weltkonzil des Russischen Volkes (WKRV) eine Grundsatzerklärung beschlossen, nach der eine staatliche Unabhängigkeit der Ukraine kategorisch ausgeschlossen wird. Russlands Krieg in der Ukraine sei demnach "aus spiritueller und moralischer Sicht ein Heiliger Krieg". Es gehe um eine "Verteidigung des einheitlichen geistigen Raums der Heiligen Rus'" gegen den "Ansturm des Globalismus" und den Westen, der dem Satanismus verfallen sei.

Vorsitzender des Weltkonzils ist der Moskauer Patriarch Kyrill I. Die russisch-orthodoxe Kirche ist auch Mitgliedskirche im ÖRK.

Kapelle des Weltkirchenrats / © Bernhard Raspels (KNA)
Kapelle des Weltkirchenrats / © Bernhard Raspels ( KNA )

Pillay erinnerte daran, dass seit dem russischen Einmarsch in die Ukraine im Februar 2022 die höchsten Leitungsgremien des ÖRK nachdrücklich die Position bekräftigt hätten, dass "Krieg mit Gottes Wesen und Willen für die Menschheit unvereinbar ist und gegen unsere grundlegenden christlichen und ökumenischen Prinzipien verstößt".

Der ÖRK habe die Invasion in der Ukraine ausdrücklich als illegal und nicht zu rechtfertigen verurteilt. Darüber hinaus lehne man "jeden Missbrauch religiöser Sprache und Autorität zur Rechtfertigung von bewaffneter Aggression und Hass" ab.

Schriftlich an Patriarch Kyrill gewandt

Der ÖRK-Generalsekretär erklärte, er habe sich schriftlich an Patriarch Kyrill gewandt, um zu klären, ob das jüngste Dekret als Ausdruck der eigenen Position der russisch-orthodoxen Kirche zu verstehen sei; zudem, wie eine ÖRK-Mitgliedskirche solche Positionen vertreten könne und wie sie mit dem übereinstimmten, was er selbst direkt vom Patriarchen bei einem Besuch im Mai 2023 in Moskau gehört habe.

Patriarch Kyrill I. / © Natalia Gileva (KNA)
Patriarch Kyrill I. / © Natalia Gileva ( KNA )

Dem Weltkirchenrat gehören derzeit 352 protestantische, anglikanische, orthodoxe und altkatholische Kirchen sowie kirchliche Gemeinschaften in mehr als 110 Ländern an. Sie repräsentieren nach eigenen Angaben weltweit rund 580 Millionen Christen.

Der Weltbund wurde im August 1948, vor knapp 75 Jahren, in Amsterdam gegründet; heute ist der Sitz in Genf. Generalsekretär ist seit Jahresbeginn der südafrikanische reformierte Theologe und Pastor Jerry Pillay (59); Vorsitzender des ÖRK-Zentralausschusses ist der Deutsche Heinrich Bedford-Strohm (64), zuvor Vorsitzender des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD). Der ÖRK versteht sich als Gemeinschaft von Kirchen, nicht als eine "Überkirche". Die katholische Kirche ist nicht Mitglied des ÖRK. Seit 1961 nehmen aber Beobachter der katholischen Kirche teil.

Weltkirchenrat verurteilt russischen Angriffskrieg gegen Ukraine

Der Weltkirchenrat (ÖRK) hat den russischen Krieg in der Ukraine in klaren Worten verurteilt. Der "illegale" und "ungerechtfertigte" Krieg müsse sofort beendet werden, die russischen Truppen müssten sich zurückziehen, heißt es in einer am Donnerstag zum Abschluss der ÖRK-Vollversammlung verabschiedeten Resolution. Der Weltkirchenrat beklagt das Leiden und Sterben sowie die Vertreibung der Zivilbevölkerung. Und benennt die globalen Folgen der Konfrontation mit Russland, darunter beispielsweise die steigenden Lebensmittelpreise, die vor allem arme Gesellschaften hart treffen.

Der Weltkirchenrat tagt in Karlsruhe / © Anne Ackermann (KNA)
Der Weltkirchenrat tagt in Karlsruhe / © Anne Ackermann ( KNA )
Quelle:
KNA