Weltkindertag: Schutzbund fordert Bekämpfung der Kinderarmut

"Armut - (k)eine Kinderkrankheit?!"

Kinderrechte sollten nach Überzeugung der großen Kinderhilfswerke im Grundgesetzt verankert werden. Zum Weltkindertag überreichten mehr als hundert Berliner Kinder gemeinsam mit der Schauspielerin Katja Riemann am Donnerstag einen entsprechenden Appell an Bundestagsvizepräsident Thierse. "Kinderrechte kommen im Grundgesetz nicht vor, der Tierschutz dagegen wurde schon vor Jahren aufgenommen", beklagte Riemann als Patin der UN-Kinderhilfswerks UNICEF.

 (DR)

Dem Bündnis gehören neben UNICEF auch das Deutsche Kinderhilfswerk und der Deutscher Kinderschutzbund an. Sie riefen die Bürger auf, die Kampagne "www.kinderrechte-ins-grundgesetz.de" zu unterstützen. Ziel sei es, die international anerkannten Kinderrechte noch in dieser Legislaturperiode als Grundrecht in der deutschen Verfassung zu verankern. Damit solle das Kindeswohl Vorrang bei allen Entscheidungen erhalten, die Kinder betreffen. Die Rechte der Jungen und Mädchen auf Schutz, Förderung und Beteiligung sollten klar festgelegt werden.

Fähnchen gegen Kinderarmut
Mit 2,6 Millionen Fähnchen will der Deutsche Kinderschutzbund (DKSB) auf die Kinderarmut in der Bundesrepublik aufmerksam machen. Jedes Fähnchen stehe für eins der 2,6 Millionen Kinder, die von Hartz-IV-Bezügen leben müssten, erklärte der Präsident des Kinderschutzbundes, Heinz Hilgers, zum Weltkindertag. Damit sei jedes sechste Kind in der Bundesrepublik von Armut betroffen. Die Fähnchen sollen in zahlreichen deutschen Städten in Parks und an öffentlichen Plätzen aufgestellt werden.

Nach Angaben des Kinderschutzbundes hat sich die Zahl der Betroffenen seit 2004 verdoppelt. Verarmte Kinder selbst schämten sich, an die Öffentlichkeit zu gehen, denn "Armut stigmatisiert", so Heinz Hilgers.

"Die Zukunft armer Kinder sieht nicht rosig aus", betonte Hilgers. Armut bedeute geringere Chancen auf einen guten Schulabschluss, einen schlechteren Gesundheitszustand, weniger Förderung und weniger Teilnahme an kulturellen Aktivitäten. "Viele arme Familien kümmern sich rührend um ihre Kinder, aber es gibt auch Vernachlässigung", sagte Hilgers. Oft müssten Kinder im Winter mit Sandalen in die Schule gehen oder sich in der Schule vom Mittagessen abmelden, weil es zu teuer sei. 208 Euro monatlich für den gesamten Lebensunterhalt seien "einfach zu wenig". Der DKSB-Präsident forderte deshalb die Regierung auf, die im Koalitionsvertrag 2006 versprochene Reform des Kinderzuschlags "schnellst möglich in Kraft zu setzen".

Bildung als Weg aus dem Teufelskreis Armut
Als "Königsweg" aus dem Teufelskreis der Verarmung nannte der Vorstandsvorsitzende des DKSB Landesverbandes NRW, Dieter Greese, die Vermittlung von Bildung. "Je früher Kinder in den Kindergarten und in die Ganztagsschule kommen, desto besser." Ulrich Spie vom Ortsverband Essen berichtete, dass allein beim DKSB in Essen 2006 insgesamt 1.151 Kinder in Not betreut worden seien. "Kinderarmut wird vererbt, deshalb müssen wir in der Politik dringend andere Prioritäten setzen, um die Chancen für arme Kinder zu verbessern", betonte Spie.

Was ist der Weltkindertag?
Die Idee eines Weltkindertages stammt aus dem Jahr 1952 und geht auf die Organisation "International Union for Child Welfare" zurück. Bereits ein Jahr später wurde der erste Weltkindertag in über 40 Ländern begangen. 1954 nahm sich die Vollversammlung der Vereinten Nationen des Themas an: Die
Staatengemeinschaft beschloss, künftig einmal im Jahr weltweit gezielt auf die Belange der Kinder aufmerksam zu machen. Die Ausrichtung übernahm UNICEF, das Kinderhilfswerk der UNO.

Die Empfehlung der UN-Generalversammlung, den Weltkindertag auf den ersten Montag im Oktober zu legen, konnte allerdings wegen nationaler Feiertage in den einzelnen Ländern nicht umgesetzt werden. So wird der Weltkindertag in über 130 Ländern an unterschiedlichen Tagen gefeiert - in der Bundesrepublik ist der 20. September der Tag der Kinder.