Welternährungsorganisation: Geld hilft mehr als Waren

Ein Drittel der Hilfe kommt nicht an

Fast ein Drittel aller Nahrungsmittelhilfen kommt nach Einschätzung der Welternährungsorganisation FAO nicht bei den Bedürftigen an. Deshalb müssten Organisation und Verteilung der Hilfen dringend reformiert werden, heißt es in dem am Mittwoch in Rom vorgestellten FAO-Jahresbericht. Dazu schlägt die UN-Organisation unter anderem vor, die Zweckbindung von Spenden aufzugeben, damit Mittel flexibler eingesetzt werden können. Außerdem solle Ernährungshilfe möglichst in Form von Geld oder Gutscheinen geleistet werden, da Nahrungsmittellieferungen lokale Märkte zerstören könnten. Zudem würden derzeit die wichtigsten Geberländer rund die Hälfte ihres Budgets für eigene Produzenten und Transporte aufwenden. Die Deutsche Welthungerhilfe begrüßte die im FAO-Bericht angemahnten Reformen.

 (DR)

Laut FAO sind weltweit rund 850 Millionen Menschen unterernährt. Vom im Jahr 1996 international vereinbarten Ziel, die Zahl der Hungernden bis 2015 zu halbieren, sei man noch immer weit entfernt. Größter Hilfsempfänger war 2006 Nordkorea, das mehr als 20 Prozent seiner gesamten Nahrungsmittel aus Hilfsprogrammen erhielt. An zweiter und dritter Stelle der Empfängerliste der FAO standen Äthiopien und Bangladesch.

Jährlich kann 200 Millionen Menschen geholfen werden
Die jährliche internationale Ernährungshilfe hat nach FAO-Angaben ein Volumen von etwa 1,54 Milliarden Euro oder rund 10 Millionen Tonnen Hilfsgütern. Damit würden etwa 200 Millionen Menschen erreicht. Fast zwei Drittel des Budgets würden für Nothilfen bei humanitären Krisen in derzeit 39 Ländern verwendet. Innerhalb der vergangenen 20 Jahre habe sich die Zahl der Hungerkatastrophen von etwa 15 auf rund 30 pro Jahr verdoppelt, so die FAO. Betroffen sei vor allem Afrika.

Bei humanitären Katastrophen gebe es vielfach keine Alternative zu Direktlieferungen von Nahrung, räumt die UN-Organisation in ihrem Bericht ein. Allerdings könnten Sachhilfen der langfristigen Entwicklung der betroffenen Länder auch schaden. Es sei deshalb dringend nötig, in eine nachhaltige Förderung der ländlichen Infrastruktur der vom Hunger betroffenen Gebiete zu investieren, sagte FAO-Generaldirektor Jacques Diouf bei der Vorstellung des Papiers.

Gefahr für lokale Märkte
Auch die Welthungerhilfe bezeichnete internationale Nahrungslieferungen für das Überleben von Millionen von Menschen vor allem in Krisenländern unverzichtbar. Falsch angewandt, richteten sie jedoch großen Schaden an, erklärte die Organisation am Mittwoch in Bonn. So dürften etwa den Regierungen der Empfängerländer oder den dort tätigen Nichtregierungsorganisationen keine großen Mengen Nahrungsmittel für den Verkauf auf den lokalen Märkten geliefert werden. Damit fielen langfristig finanzielle Anreize zur Nahrungsmittelproduktion in den betroffenen Regionen weg.