Weltbevölkerungsbericht: Über neun Millarden Menschen bis 2050

Die Uhr tickt - und die Armut wächst

Das UN-Bevölkerungsprogramm erwartet bis 2050 einen Anstieg der Weltbevölkerung von derzeit 6,7 Milliarden auf 9,2 Milliarden Menschen. Jede Sekunde kämen 2,6 Menschen hinzu, pro Jahr 81 Millionen. Während die Bevölkerung in Europa und vor allem auch Japan aber immer älter wird und die Geburtenrate sinkt, steigt sie insbesondere in Afrika stark an.

 (DR)

Mit 30 Millionen Einwohnern bildet Japan die älteste Bevölkerungsschicht der Welt. Nahezu 20 Prozent der Japaner sind über 65 Jahre alt. Damit hat Japan die älteste Bevölkerung unter 37 Ländern. Dicht darauf folgt Italien. Deutschland steht weltweit an dritter Stelle mit 18,8 Prozent Altenanteil.

Beispiel Ruanda
In Afrika wird sich die Einwohnerzahl voraussichtlich von heute 965 Millionen auf zwei Milliarden fast verdoppeln. Derzeit bekommt jede Ruanderin im Durchschnitt sechs Kinder. Die Folge: Seit den 50er Jahren hat sich die Bevölkerung in dem zentralafrikanischen Staat, der etwas kleiner als Belgien ist, auf fast neun Millionen vervierfacht. Kein Land in Afrika ist so dicht besiedelt wie Ruanda, 343 Männer, Frauen und Kinder kommen rechnerisch auf einen Quadratkilometer.

Nach dem Völkermord 1994 ist die Geburtenrate in Ruanda noch einmal drastisch gestiegen. Wenn sich nichts ändert, könnte sich die Bevölkerungszahl bis 2030 verdoppeln.  "Wenn wir es schaffen, die Geburtenrate um die Hälfte zu senken, dann werden wir die Armut doppelt so schnell bekämpfen können", hofft  Earnest Rwamucyo, der Leiter des Planungsstabs im Finanzministerium von Ruanda.Als erste afrikanische Nation will Ruanda deshalb gesetzlich die Zahl der Kinder auf drei begrenzen.
Rwamucyos Plan hat Unterstützung von ganz oben. "Die alte Regierung hat Hass gesät mit der Behauptung, unser Land sei zu klein für alle", warnt Staatschef Paul Kagame. "Wir haben immer versichert, das Land ist groß genug für jedermann - aber das kann nicht alle Ungeborenen mit einschließen."

Doch was aus politischer Sicht so logisch klingt, trifft viele Ruander und Ruanderinnen mitten ins Herz. Familienplanung bleibt auch 13 Jahre nach dem Völkermord an der Tutsi-Minderheit ein heikles Thema. Rund 800.000 Tutsi und moderate Hutu waren in nur 100 Tagen brutal ermordet worden, unter ihnen zehntausende Babys und Kinder. Vor allem auf dem Land haben viele bis heute den Wunsch, ihre Familien wieder zu alter Größe bringen zu wollen.

Keine Predigten gegen die Drei-Kind-Politik
In den Kirchen ist der Widerstand gegen die Pläne der Regierung nicht so groß, wie man vermuten könnte. Mehrere katholische Priester versichern - wenn auch anonym -, sie würden zwar nicht für eine Drei-Kind-Politik eintreten, aber auch nicht dagegen predigen.

Noch kursiert die Drei-Kind-Politik als Entwurf im Parlament. Die Abgeordneten diskutieren darüber, ob es empfindliche Strafen für Eltern geben soll, die zu viele Kinder bekommen - oder ob positive Anreize für die Drei-Kind-Familie ausreichen. Doch daran, dass die Grenze kommen wird, zweifelt niemand mehr. In anderen afrikanischen Ländern wird die neue Politik schon als Erfolgsmodell gefeiert.

"Männer als Partner"
Zum internationalen Weltbevölkerungstag hat nun Bundesentwicklungsministerin Heidemarie Wieczorek-Zeul (SPD) Männer aufgefordert, aktiver für die Rechte und die Gesundheitsfürsorge von Frauen weltweit einzutreten. Trotz aller Fortschritte sterbe immer noch mehr als eine halbe Million Frauen jährlich bei Geburten und unsicheren Schwangerschaftsabbrüchen in Entwicklungsländern, erklärte sie.

Der Zugang zu Information, Aufklärung und Gesundheitsversorgung für Frauen müsse deutlich verbessert werden. Dass Männer dazu beitragen, sei nicht nur eine Frage der Menschlichkeit, sondern auch ein Beitrag zur Armutsbekämpfung. Das diesjährige Motto des Weltbevölkerungstages "Männer als Partner" sei das richtige Signal zum richtigen Zeitpunkt.

Nach Angaben von Wieczorek-Zeul ist Gesundheit in 14 Ländern ein Schwerpunkt der deutschen Entwicklungszusammenarbeit. Dazu gehören Bangladesch, Kenia, Nepal, Malawi, Tansania und Vietnam.