Menschenrechtler rufen Auto-Industrie vor IAA zum Handeln auf

Welchen Preis hat Mobilität?

Vor Beginn der Internationalen Automobilausstellung in München fordern kirchliche Organisationen und Amnesty International eine rohstoffgerechte Mobilitätswende nach Menschenrechtskriterien. Auch Misereor meldet sich zu Wort.

Aufbauarbeiten vor der IAA / © Sven Hoppe (dpa)
Aufbauarbeiten vor der IAA / © Sven Hoppe ( dpa )

Diese sei notwendig, um Menschenrechtsverletzungen und Umweltzerstörung beim Rohstoffabbau zu verhindern, heißt es in einer Neuauflage der Studie "Weniger Autos, mehr globale Gerechtigkeit" von Misereor, Brot für die Welt und PowerShift anlässlich der am 7. September beginnenden IAA.

Zügiges Ende des Verbrennungsmotors gefordert

Die Organisationen fordern ein zügiges Ende des Verbrennungsmotors, um die Ziele des Pariser Klimaabkommens noch erreichen zu können. Ein Fünftel der deutschen CO2-Emissionen stammte demnach im Jahr 2019 aus dem Verkehrssektor, davon entfielen allein 94 Prozent auf den Straßenverkehr. "Trotz verbesserter Technik sind die Emissionen in den vergangenen Jahrzehnten kaum zurückgegangen", hieß es in der Mitteilung.

Eine reine Antriebswende werde jedoch nicht ausreichen, um Menschenrechtsverletzungen und Umweltschäden beim Rohstoffabbau entgegenzuwirken. In vielen Fällen gehe der Rohstoffabbau mit gravierenden Folgen für Menschen und Umwelt einher. Mit der Elektromobilität wird die Nachfrage nach Metallen wie Lithium, Kobalt, Grafit und Nickel in den nächsten Jahren massiv ansteigen."

"Trotz Klimakrise und Rohstoffkonflikten produziert die deutsche Autoindustrie immer mehr und immer schwerere Autos", sagte die Hauptautorin der Studie, Merle Groneweg, von PowerShift. "Zur Schaffung von mehr Gerechtigkeit muss die Anzahl der Autos in Deutschland deutlich reduziert werden. Im Rahmen einer Mobilitätswende brauchen wir weniger, kleinere, leichtere und in der Nutzung geteilte Autos."

Misereor prangert Menschenrechtsverletzungen an

"Immer wieder werden Menschenrechtsverletzungen beim Rohstoffabbau in der Lieferkette der Automobilindustrie dokumentiert", erklärte Armin Paasch vom Bischöflichen Hilfswerk Misereor. Das im Juni 2021 beschlossene deutsche Lieferkettengesetz sei ein wichtiger erster Schritt, müsse aber nachgebessert und durch eine EU-Regulierung ergänzt werden.

"Die Elektromobilität erhöht den Druck auf rohstoffreiche Regionen", sagte Teresa Hoffmann von Brot für die Welt. "Auf europäischer Ebene sollte sich daher die Bundesregierung für umfangreiche menschenrechtliche und umweltbezogene Sorgfaltspflichten zum Beispiel im Rahmen der europäischen Batterien-Verordnung einsetzen."

Amnesty International in Deutschland forderte die Autoindustrie dazu auf, "ihren menschenrechtlichen Sorgfaltspflichten vollständig und transparent auch in der gesamten Wertschöpfungskette von wiederaufladbaren Batterien nachzukommen". Die Unternehmen sollten sich so schnell wie möglich in einem ersten Schritt dazu verpflichten, sich Prinzipien für eine menschenrechtskonforme und umweltgerechte Batterieherstellung zu geben und diese einzuhalten.

"Die Klimakrise ist auch eine Menschenrechtskrise und führt unter anderem zu schwerwiegenden Verletzungen der Rechte auf Leben, Gesundheit oder Nahrung. Menschen werden aus ihrer Heimat vertrieben und Ungleichheiten werden verstärkt", so Amnesty.


Auto stößt CO2 aus / © Ody_Stocker (shutterstock)
Quelle:
KNA