DOMRADIO.DE: Sie waren auf einer Amateur-Schach-Weltmeisterschaft auf der griechischen Insel Kos mit 150 Teilnehmenden. Reisen Sie häufig für Schachturniere durch die Weltgeschichte?
Pfarrer Bruno Comes (Pfarrei St. Matthias und Rechts und Links der Mosel in Bernkastel-Kues): Ich nutze einmal im Jahr meinen Urlaub, um Schachturniere zu besuchen. Dieses Jahr war es aber das erste Mal, dass ich so weit gereist bin, um in Kos an dieser Amateur-Weltmeisterschaft teilzunehmen.

DOMRADIO.DE: Es muss ein wahrer Schach-Krimi gewesen sein, bei dem Sie fast den ersten Platz hätten machen können. Gab es zwischendurch auch mal einen Moment, in dem Sie dachten, es ist aussichtslos und Sie verlieren?
Comes: An dem fünften und sechsten Spieltag des Turniers habe ich hintereinander zwei Partien verloren, sodass ich von der Spitze ins Mittelfeld gerutscht war. An dem Abend war ich schon sehr enttäuscht und desillusioniert und hatte eigentlich auch schon keine Hoffnung mehr auf irgendeine vordere Platzierung.
DOMRADIO.DE: Aber aufgeben wollten Sie nicht?
Comes: Nein, aufgeben zählt nicht.
DOMRADIO.DE: Sie haben für die schönste Partie einen zusätzlichen Preis gewonnen. Was macht eine Schachpartie schön?
Comes: Eine schöne Partie ist zum Beispiel eine Partie, bei der man wegen der schönen Kombinationen staunt, die in einer solchen Partie gespielt worden sind. Das war in diesem Fall gegeben. Ich habe in der achten Runde eine Partie gespielt, bei der ich meinen Gegner in 23 Zügen "regelrecht überfahren" habe.
Das hat selbst die anwesenden Großmeister beeindruckt. Es waren also einige Profis vor Ort. Die haben dann am Ende des Turniers entschieden, dass das die schönste Partie der Weltmeisterschaft gewesen sei.
DOMRADIO.DE: Sie sind aktiver YouTuber, haben Ihren eigenen Kanal und berichten auch von der Amateur-Schach-WM von Kos. In einer Ihrer YouTube-Folgen ziehen Sie aber auch Parallelen zwischen Schach und Religion und vergleichen den Schachkönig mit dem Christkönig. Was kommt bei diesem Vergleich von Jesus mit dem König beim Schach heraus?
Comes: Ich habe das damals auf meinem YouTube-Kanal CO-MESsage schon mal ausgeführt. Es gibt einen eklatanten Unterschied zwischen dem Schachkönig und dem Christkönig. Während der Schachkönig die Kleinen, sprich die Bauern, aber auch alle anderen für seine Sicherheit opfert, verhält sich der Christkönig diametral anders und entgegengesetzt.
Er setzt sich für die Kleinen, für die Schwachen oder zum Beispiel für die schuldig gewordenen ein. Er ist für sie da, also ganz diametral entgegengesetzt. Ganz ehrlich, mir ist der Christkönig deutlich lieber als der Schachkönig.
DOMRADIO.DE: Hilft Ihnen eigentlich Ihr Beruf beim Schach oder profitieren Sie als Pfarrer vom Schach?
Comes: Manche meinen, ich würde beim Schach von meinem göttlichen Beistand profitieren und sagen, "du hast ja wieder nur gewonnen, weil du die Hilfe von oben hast".
Bisweilen aber lehrt der Herr mich auch Demut. Also, wenn ich mal ordentlich verliere, was ja auch vorkommt, dann fühle ich mich natürlich auch wieder klein. Es gibt meines Erachtens aber keinen Vorteil, den ich als Pfarrer an der Stelle habe.
Das Interview führte Tobias Fricke.