Weitere Betroffene für Passauer Missbrauchsstudie gesucht

Auch Gespräche mit Angehörigen möglich

Am Lehrstuhl für Neuere und Neueste Geschichte der Universität Passau wird seit Herbst 2022 an der Missbrauchsstudie für das Bistum Passau gearbeitet. Nun werden weitere Betroffene und Zeitzeugen für Interviews gesucht.

Blick auf Passau / © lara-sh (shutterstock)

Die mit der Aufarbeitung sexuellen Missbrauchs und körperlicher Gewalt an Minderjährigen im Bistum Passau beschäftigten Forscher suchen weitere Betroffene und Zeitzeugen. Ein entsprechender Aufruf ist auf der Internetseite der Universität Passau veröffentlicht. Zeit und Ort der Gespräche vereinbarten die Forscher frei mit den Interessierten und versuchten, deren Vorstellungen so weit wie möglich zu berücksichtigen. Die Reisekosten würden auf Wunsch erstattet. Auch reine Telefoninterviews seien möglich.

Ergebnisse für Mitte 2025 erwartet 

Mit wie vielen Betroffenen die Forscher bereits gesprochenen hätten, darüber könne er aus Geheimhaltungsgründen keine Angaben machen, sagte der mit der Studie befasste Historiker Marc von Knorring am Dienstag auf Anfrage der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). Erst nach Abschluss des Projekts Mitte 2025 werde die Öffentlichkeit informiert. Interessiert seien die Wissenschaftler auch an Gesprächen mit Menschen aus dem sozialen Umfeld von Betroffenen, sei es in der Familie, in der Nachbarschaft oder am Arbeitsplatz.

Jede Information hilfreich

Betroffene ergänzten durch ihre Mitwirkung an der Studie nicht nur die schriftliche Überlieferung, sie erhielten auch eine Stimme, sagte Knorring. Jede noch so geringfügig erscheinende Information sei von Nutzen. Im Gespräch mit den Forschern bestimmten stets sie, was sie mitteilen und wo sie Schwerpunkte setzen wollten.

Interviews auf Augenhöhe könnten besonders dort weiterhelfen, wo die Aktenlage Lücken aufweise oder Geschehnisse nicht schriftlich belegt seien, so dass bisher unbekannte Fälle ans Tageslicht kämen, heißt es weiter. Großes Interesse bestehe auch an schriftlichen Aufzeichnungen inzwischen verstorbener Betroffener, etwa Tagebüchern. Ziel sei es, ein möglichst umfangreiches Bild der Vorkommnisse im Bistum Passau seit Kriegsende zu erarbeiten.

Terminvereinbarung per Email oder telefonisch

Wer Rückfragen hat oder einen Gesprächstermin vereinbaren möchte, kann Professor Marc von Knorring tagsüber unter Tel. (08 51) 5 09 54 50 kontaktieren, seine Mitarbeitern Anna Matschl unter Tel. (08 51) 5 09 54 52. Anfragen können auch per E-Mail gestellt werden an marc.vonknorring@uni-passau.de oder anna.matschl@uni-passau.de. Per Post ist das Forschungsteam erreichbar über die Adresse: Universität Passau, c/o Prof. Dr. M. v. Knorring, 94030 Passau.

Chronik der Missbrauchs-Aufarbeitung bundesweit und in Freiburg

Januar 2010: Der Jesuit Klaus Mertes macht öffentlich, dass es an seiner Schule in Berlin sexualisierte Gewalt und Missbrauch gab - und die Fälle lange verschleiert wurden. Der Skandal löst eine Welle von Enthüllungen in der Kirche und in anderen Institutionen aus.

Februar 2010: Die katholischen Bischöfe bitten bei ihrer Vollversammlung in Freiburg um Entschuldigung. Ein Sonderbeauftragter (Bischof Stephan Ackermann aus Trier) wird benannt, eine Hotline für Betroffene eingerichtet.

Blick auf ein Wandkreuz während der Vorstellung des Missbrauchsgutachtens im Erzbistum München und Freising / © Sven Hoppe (dpa)
Blick auf ein Wandkreuz während der Vorstellung des Missbrauchsgutachtens im Erzbistum München und Freising / © Sven Hoppe ( dpa )
Quelle:
KNA
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