Weißer Ring: An Weihnachten mehr Gewalt in Familien

Eskalation unterm Weihnachtsbaum

Von "Stille Nacht, Heilige Nacht" bleibt in vielen Haushalten wenig über. In vielen Familien eskaliere die Lage an Weihnachten, betonte die Geschäftsführerin der Opferschutzorganisation Weißer Ring. 

Oft gibt es Streit wegen der Geschenke / © Jens Kalaene (dpa)
Oft gibt es Streit wegen der Geschenke / © Jens Kalaene ( dpa )

Die Opferschutzorganisation Weißer Ring erwartet auch an diesem Weihnachtsfest eine steigende Zahl von gewalttätigen Übergriffen in Familien. Der "Neuen Osnabrücker Zeitung" (Freitag) sagte Geschäftsführerin Bianca Biwer: "In vielen Familien eskaliert die Lage an Weihnachten, weil alle eng beisammensitzen und es keine Freiräume durch Arbeit oder Schule gibt."

Weihnachten sei mit unheimlich hohen Erwartungen und dem Bild der trauten Familie verbunden - dabei sehe die Realität in vielen Familien ganz anders aus. "Das führt zu Frust und Aggressionen. Wenn dann noch Alkohol in rauen Mengen getrunken wird, kann es zu Gewalt und Übergriffen kommen", sagte die Expertin. In 90 Prozent der Fälle seien Frauen die Opfer.

Hohe Dunkelziffer

Genaue Zahlen zu den Übergriffen an Weihnachten gebe es allerdings nicht. Weil die Täter aus dem Familienkreis an den Feiertagen präsenter seien als im Alltag, trauten sich die Opfer oftmals nicht, Hilfe zu suchen. An den Weihnachtstagen nutzten daher weniger Menschen das Opfertelefon des Weißen Rings. Im Dezember riefen durchschnittlich 2.200 Menschen an, in anderen Monaten seien es 2.600 bis 3.000 Anrufer.

Biwer empfiehlt Gelassenheit an den Feiertagen: "Jeder sollte gelassen bleiben und sich darüber im Klaren sein, dass es auch mal Streit geben kann. Alle sollten aufhören, Perfektion zu suchen." Weihnachten habe seine Höhen und Tiefen wie alle anderen Tage. Einzelne Familienmitglieder sollten auch mal etwas alleine machen können und ein paar Stunden Freizeit haben.


Quelle:
KNA