Weihbischof würdigt Dokument der Bischofskonferenz für Vielfalt

Wichtiges Zeichen gegen Stigmatisierung

Weihbischof Renz lobt das klare Nein der Kirche zu Diskriminierung. Gleichzeigt mahnt er aber eine differenzierte Sicht auf jugendliche Identitätsprozesse an. Die Kirche müsse Schutzräume bieten und zugleich aufmerksam begleiten.

Symbolbild: Mehr als zwei Geschlechter / © Devenorr (shutterstock)
Symbolbild: Mehr als zwei Geschlechter / © Devenorr ( shutterstock )

Der Rottenburger Weihbischof Thomas Maria Renz bewertet das Dokument "Geschaffen, erlöst und geliebt" der Deutschen Bischofskonferenz (DBK) grundsätzlich positiv, mahnt aber zu einer differenzierten Einordnung. Gegenüber der katholischen Wochenzeitung "Die Tagespost" betonte er am Dienstag, das Papier setze ein wichtiges Zeichen gegen Stigmatisierung und Ausgrenzung Jugendlicher, die Schwierigkeiten mit der Annahme ihrer sexuellen Identität haben.

Weihbischof Thomas Maria Renz / © Rainer Mozer  (Bistum Rottenburg-Stuttgart)

In diesem Zusammenhang erwähnte Renz eine deutliche Zunahme von Anfeindungen gegenüber betroffenen Jugendlichen, die etwa die pädagogische Leitung der Stiftung "Katholische Freie Schule der Diözese Rottenburg-Stuttgart", die rund 90 Einrichtungen umfasst, registriere. Vor diesem Hintergrund sei ein Wort der Bischöfe notwendig und wünschenswert.

Zugleich benannte der Weihbischof Grenzen des Papiers. Es könne keine humanwissenschaftlich fundierte Darstellung komplexer Entwicklungsprozesse der sexuellen Identität leisten, so Renz. "Das ist erstens nicht die Aufgabe der Kirche und zweitens in Fachkreisen derart volatil und kontrovers diskutiert, dass sich die Kirche bei allzu gutgläubiger Festlegung auf eine Position in den hitzigen Fachdiskussionen nur aufs Glatteis begeben kann."

Sicherer Raum von Angstfreiheit

Seiner Überzeugung nach brauche es eine Unterscheidung zwischen der "Akzeptanz anders Empfindender", die vor allem in christlichen Schulen alternativlos sei, und einem "naiven Absegnen von allem, was junge Menschen in bestimmten Phasen ihrer Persönlichkeitsentwicklung und Reifung für eine bestimmte Zeit lang so oder so empfinden mögen".

Purpurkreuze, Symbol für eine geschlechtergerechte Kirche der Katholischen Frauengemeinschaft Deutschlands (kfd) / © Julia Steinbrecht (KNA)
Purpurkreuze, Symbol für eine geschlechtergerechte Kirche der Katholischen Frauengemeinschaft Deutschlands (kfd) / © Julia Steinbrecht ( KNA )

Weitgehend unstrittig sei, so Renz, dass eine vorübergehende Geschlechtsunzufriedenheit häufig Teil des Ringens frühadoleszenter Jugendlicher sei und sich bei vielen im Laufe der Jahre lege. Benötigt werde ein sicherer Raum von Wohlwollen, Angstfreiheit, Vertrauen und Geduld, in dem Jugendliche Zeit hätten, ihre sexuelle Identität zu finden, anzunehmen und zu stabilisieren. Eine katholische Pädagogik solle nicht nur die Suche nach der eigenen sexuellen Identität begleiten, sondern den Schwerpunkt ihrer Unterstützung "vor allem auf wichtige Entwicklungsziele jenseits der eigenen Geschlechtsidentität" legen, so Renz.

Die deutschen Bischöfe hatten Ende Oktober mit ihrem Dokument dazu aufgerufen, die Vielfalt sexueller Orientierungen auch in Schulen anzuerkennen. Der Text liefert zudem eine Bestandsaufnahme der Situation queerer Jugendlicher, Lehrkräfte und Eltern und gibt schulpädagogische sowie schulpastorale Leitlinien für einen achtsamen Umgang mit sexueller Vielfalt.

Quelle:
KNA