Weihbischof Steinhäuser warnt vor zu starker Weltangleichung

"Unterwerft euch nicht einfach Ideologien"

Im Pontifikalamt am zweiundzwanzigsten Sonntag im Jahreskreis warnte Weihbischof Rolf Steinhäuser davor, sich an die Welt anzugleichen. Genauso wenig solle man diese aus Prinzip verneinen. Der Maßstab sei die Orientierung an Jesus.

Weihbischof Rolf Steinhäuser predigt im Kölner Dom / © Beatrice Tomasetti (DR)
Weihbischof Rolf Steinhäuser predigt im Kölner Dom / © Beatrice Tomasetti ( DR )

"Gleicht euch nicht dieser Welt an, mahnt Paulus in der heutigen Lesung aus dem Römerbrief", so Weihbischof Rolf Steinhäuser in der Auslegung des heutigen Tagesevangeliums.

"Vielleicht könnte man noch prägnanter übersetzen: Lasst euch mit dieser Welt nicht gleichschalten. Unterwerft euch nicht einfach den herrschenden Ideologien, dem Diktat der Mode und der öffentlichen Meinung."

Dennoch kein "Anderssein um jeden Preis"

Nicht alles, was den Ton der Political Correctness treffe, sei deshalb gleich wahr. Gleichsam betont Weihbischof Steinhäuser: "Um Missverständnissen vorzubeugen: Es geht nicht um ein Anderssein um jeden Preis, nicht um eine generelle Verneinung dessen, was in unserer Gesellschaft Geltung beansprucht."

Schon gar nicht gehe es "um eine Rechtfertigung kirchlicher Rückständigkeit und Enge". Sich nicht mit dieser Welt gleichschalten, hieße zuerst vielmehr: "Wandelt euch und euer Denken, indem ihr euch an Jesus Christus orientiert."

Dieses neue Denken begegne uns im heutigen Evangelium mit großer Klarheit: "Wer sein Leben retten will, wird es verlieren, wer aber sein Leben um meinetwillen verliert, wird es finden."

Die paradoxe Logik des Glaubens

Apostel Petrus auf einem Altarflügel (KNA)
Apostel Petrus auf einem Altarflügel / ( KNA )

In dieser Paradoxie spreche sich die Logik des Glaubens aus, die in der Tat "quer zum normalen menschlichen Empfinden" liege.

Nicht von ungefähr, so Weihbischof Steinhäuser, wehrte sich Petrus so heftig gegen die Leidensankündigung Jesu und nicht von ungefähr reagierte letzterer "mit größtmöglicher Härte und Entschiedenheit".

"Tritt hinter mich, du Satan! Ein Ärgernis bist du mir, denn du hast nicht das im Sinn, was Gott will, sondern was die Menschen wollen", so die berühmten Worte Jesu, den Petrus im Tagesevangelium des letzten Sonntags noch, von Gott geleitet, als Messias er- und bekannt hatte.

Das Wort vom Kreuz auf sich nehmen

"Mehr Distanz und Ablehnung ist nicht vorstellbar. Es muss Jesus also um alles gehen. Unmittelbar auf diesen Konflikt mit Petrus folgend, setzt Jesus zu einer umfassenden Jüngerbelehrung an."

Es fallen die berühmten Worte: "Wenn einer hinter mir hergehen will, verleugne er sich selbst, nehme sein Kreuz auf sich und folge mir nach. Denn wer sein Leben retten will, wird es verlieren. Wer aber sein Leben um meinetwillen verliert, der wird es finden."

Das Wort vom Kreuz auf sich nehmen, meint, so Weihbischof Steinhäuser, nicht einfach ein Ja zu mancherlei Beschwerden des täglichen Lebens. Es meine auch nicht die vielen kleinen Verzichte und Öpferchen.

Gott will uns und nicht irgendetwas

"Beim neuen Denken, das sich im Wort vom Kreuz konkretisiert, geht es um die Angleichung an das Leben Jesu. Es geht um das eigene ganz Opfer. Es geht um das ganze Leben, nicht nur um mein Inneres, sondern um meine ganze Person."

"Gott will nicht irgendetwas," unterstreicht Weihbischof Steinhäuser, "Gott will uns". Das eine Opfer Christi trete an die Stelle der vielen Öpferchen, die Menschen in Jahrtausenden Gott gebracht haben und bringen

Ikone von Christus Pantokrator, ein Geschenk von Papst Benedikt XVI., in der evangelisch-lutherischen Christuskirche / © Marco Bonomo (KNA)
Ikone von Christus Pantokrator, ein Geschenk von Papst Benedikt XVI., in der evangelisch-lutherischen Christuskirche / © Marco Bonomo ( KNA )

Es brauche keine Stiere und Schafe mehr, keine Blumen und keinen Weihrauch, keine Verzichte und guten Werke, keine Almosen und Spenden mehr, um Gott dadurch günstig zu stimmen.

Glaubensgehorsam ist der eigentliche Gottesdienst

"Gott hat sich unser erbarmt. Er hat uns in Christus angenommen, ein für allemal. Das eine Opfer Christi hat alle menschlichen Opfer zu Anachronismen gemacht." An ihre Stelle sei der Glaubensgehorsam getreten.

"Weil Christus sich uns als gnädig erwiesen hat, können wir auf seine Tat mit unserem Leben antworten. Wir können uns seine Gesinnung zu eigen machen, in seinen Gehorsam gegenüber dem Vater eintreten, so leben wie Christus", erläutert Weihbischof Steinhäuser.

Gottesdienst ohne Angleichung an Jesus ist toter Ritus

Das sei der eigentliche Gottesdienst, die eigentliche Gabe an Gott. Daran messe sich auch die Qualität des Gottesdiensts.

"Er ist absolut tot, der Ritus, ganz gleich, wie laut wir beten und singen, wenn mit uns nicht das geschieht, was mit Christus geschieht, wenn wir uns Gott nicht ebenso hinhalten und hingeben, wie Christus sich hinhält und hingibt."

"Unsere Messe ist tot und leer, wenn wir uns nicht ebenso verwandeln und erneuern lassen wie die eucharistischen Gaben, wenn wir unser Fleisch und Blut nicht hinein verwandeln lassen in den Leib Christi, der zur Speise für die Vielen wird."

Am Ende des Gottesdienstes im Kölner Dom wurde noch das Hirtenwort von Rainer Maria Kardinal Woelki verlesen, indem der Kölner Erzbischof näher auf die strukturellen Veränderungen wie die Zusammenlegung von Gemeinden im Erzbistum Köln eingeht. 

Der Mädchenchor singt auf dem Podest im südlichen Seitenschiff des Kölner Domes / © Beatrice Tomasetti (DR)
Der Mädchenchor singt auf dem Podest im südlichen Seitenschiff des Kölner Domes / © Beatrice Tomasetti ( DR )

Musikalische Begleitung

Unter der Leitung von Patricia Langenmantel und Oliver Sperling sang der Mädchenchor am Kölner Dom die "Messe pour deux voix égales" von Cecile Chaminade und "Here I am, Lord" von Daniel Schutte und Gijs Burger. An der Orgel spielte Simon Schuttemeier.

Quelle:
DR