Weihbischof Steinhäuser predigt über die Rolle des Papstamts

Die Kirche braucht ihren Felsen gegen die "Mächte des Todes"

DOMRADIO.DE übertrug am einundzwanzigsten Sonntag im Jahreskreis das Pontifikalamt aus dem Kölner Dom mit Weihbischof Rolf Steinhäuser. In seiner Predigt erklärt er, warum Päpste immer auch Petrus sind und welche Aufgabe sie haben.

Blick auf den Kölner Dom / © Anirut Thailand (shutterstock)
Blick auf den Kölner Dom / © Anirut Thailand ( shutterstock )

Im Tagesevangelium fragt Jesus seine Jünger, für wen die Menschen den Menschensohn eigentlich halten, woraufhin ihn sein Jünger Simon Barjóna als den Christus, also den Gesalbten, preist.

Weihbischof Rolf Steinhäuser im Pontifikalamt an Pfingstmontag / © Beatrice Tomasetti (DR)
Weihbischof Rolf Steinhäuser im Pontifikalamt an Pfingstmontag / © Beatrice Tomasetti ( DR )

Jesus erklärt ihn daraufhin zum Petrus, dem griechischen Wort für den Felsen, auf dem er jene Kirche baut, die die Pforten der Unterwelt nicht überwältigen werden.

Petrus überantwortet Jesus den Schlüssel des Himmelsreich, was Petrus auf Erden bindet, wird im Himmel gebunden und was er auf Erden löst, wird im Himmel gelöst sein.

Ein "labiler Charakter" und doch von Jesus auserwählt

"Petrus soll für die Kirche das gewachsene Fundament sein, das ihr Stabilität und Halt verleiht", erklärt Weihbischof Steinhäuser in seiner Predigt.

Gleichsam verweist er darauf, dass die anderen Jünger vielleicht wenig Vertrauen auf ihren neuen "Felsenmann" gesetzt haben dürften, galt er doch als ein "eher labiler Charakter, ein zwar stürmischer, ja liebender Mann, aber doch einer, der leicht umzuwerfen ist".

Dieser Eindruck erhärtet sich bei der Passion Jesu. Aber: "Jesus hat ihn ausgesucht und er hat ihn zum Petrus gemacht."

Zwei Bildworte verdeutlichen die Aufgabe Petri

"Und Petrus", erläutert Steinhäuser, "wurde so sehr zum Felsen, dass die Funktionsbezeichnung Petrus den bisherigen Namen ganz verdrängt hatte und zum Eigennamen für den Fischer Simon wurde."

Die Apostel Petrus und Paulus auf einem Gemälde von Francisco Gallego  (shutterstock)
Die Apostel Petrus und Paulus auf einem Gemälde von Francisco Gallego / ( shutterstock )

"In den beiden Bildworten vom Schlüssel und vom Binden und Lösen deutet Jesus die Aufgabe des Petrus aus." Die Schlüssel seien Symbole einer Vollmacht, Zeichen des Verwalters, der den Herrn selbst vertritt.

Petrus erhält die Schlüssel zum Himmelreich – damit wäre er aber nicht zu einer Art himmlischem Pförtner geworden, "wie wir das aus den märchenhaften Erzählungen unserer Kindertage kennen".

Petrus hat die Vollmacht über den Eintritt ins Himmelreich

Denn er solle seinen Schlüsseldienst ja gerade hier auf der Erde verrichten. "Mit den Schlüsseln empfängt er die Vollmacht, den Eintritt in das Gottesreich zu gestatten oder davon auszuschließen."

Er empfange die Gewalt so zu binden und zu lösen, dass das, was er tut, auch vor Gott Gültigkeit habe. Binden und lösen bedeute nach jüdischem Sprachgebrauch zunächst, über jemanden den Bann zu verhängen oder ihn vom Bann zu lösen.

Die ältesten Päpste der Kirchengeschichte

Die Quellenlage zu den Geburtsdaten der Päpste in den ersten Jahrhunderten ist unzuverlässig. Die Katholische Nachrichten-Agentur (KNA) stellt die wohl ältesten Petrus-Nachfolger seit Mitte des 12. Jahrhunderts zusammen: Gegenpapst Benedikt XIII. (Pedro de Luna, um 1328 oder 1342/43-1423); 94/95 Jahre oder 81/80 Jahre; Amtszeit (als Gegenpapst) 1394-1417 Benedikt XVI., emeritiert (Joseph Ratzinger, geb. 27. April 1927); 93,4 Jahre (34.108 Tage); Amtszeit 2005-2013 Leo XIII. (Vincenzo Gioacchino Pecci, 1810-1903); 93,4 Jahre (34.107 Tage); Amtszeit 1878-1903 Coelestin III.

Der emeritierte Papst Benedikt XVI. im Rollstuhl am 22. Juni 2020 am Flughafen München in Freising vor dem Abflug nach Rom. / © Sven Hoppe/dpa/Pool (dpa)
Der emeritierte Papst Benedikt XVI. im Rollstuhl am 22. Juni 2020 am Flughafen München in Freising vor dem Abflug nach Rom. / © Sven Hoppe/dpa/Pool ( dpa )

"Der Begriff wurde aber auch auf die Lehrautorität angewandt. Etwas für gebunden oder gelöst zu erklären, heißt, es als verboten oder erlaubt zu erklären."

"Diese Kirche braucht den Fels" gegen die "Mächte des Todes"

Der Dienst des Petrus sei es also der Fels zu sein, auf dem man sicher bauen kann, der mit der Vollmacht ausgestattet ist, zu lehren, aber auch aufzunehmen und auszuschließen – "ein von seinem inneren Sinn her auf Dauer angelegtes Amt".

"Die Kirche braucht diesen Dienst nicht für zehn, zwanzig oder dreißig Jahre, sondern immer. Und deshalb kann der Petrusdienst nicht mit dem Tod des Simon zu Ende gegangen sein", so Steinhäuser. Vielmehr sei er der Kirche auf Dauer eingestiftet.

"Wenn diese Kirche von den Mächten des Todes nicht überwältigt werden soll, dann braucht sie den Fels." Nach katholischem Glauben lebe der Dienst des Petrus fort im Dienst des Papstes.

Der Petrusdienst verändert sich und muss doch bleiben

Dieses katholische Glaubensbewusstsein habe sich beispielhaft auf dem Konzil von Chalcedon im Jahre 451 artikuliert: "Als bei einer Streitfrage die Stellungnahme des Papstes Leo vorgelesen wurde, akklamierten die Bischöfe einmütig: Das ist der Glaube der Väter, das ist der Glaube der Apostel, so glauben wir alle. Durch Leo hat Petrus gesprochen."

 Bei seinem Besuch des Ökumenischen Weltrat der Kirche in Genf habe Papst Paul VI dieses Glaubensbewusstsein damals wiederum mit einem Bekenntnis ausgedrückt: "Ich bin Petrus".

"Die konkrete Gestalt des Papsttums kann und wird sich auch weiter verändern. Was bleiben muss, weil der Kirche eingestiftet, ist der Dienst des Petrus."

Musikalische Gestaltung

Unter der Leitung von Simon Schuttemeier sang der Kölner Domchor die Missa de Angelis von Wolfram Menschick (Chor und Gemeinde abwechselnd) sowie "Tu es Petrus" von Théodore Dubois und "God be in my head" von John Rutter. An der Orgel: Frederic Beaupoil.


„Da sagte er zu ihnen: Ihr aber, für wen haltet ihr mich? Simon Petrus antwortete und sprach: Du bist der Christus, der Sohn des lebendigen Gottes!“ (Mt 16,15 f.)

Auslegung zum Sonntagsevangelium (Mt 16,13-20) von Origenes

Und wenn auch wir bekannt haben, dass Jesus der Sohn Gottes ist – und der Vater, der im Himmel ist, offenbart es uns, wenn unsere Wahlheimat der Himmel ist (vgl. Phil 3,20) – dann wird auch uns gesagt werden: „Du bist Petrus“, denn ein Felsen ist jeder, der Christus nachahmt.

Aus: Magnificat. Das Stundenbuch. August 2023