Weihbischof Schwaderlapp beobachtet Tabuisierung des Todes

"Am Ende ist nicht das Schwarze Loch"

Im Pontifikalamt am Christkönigssonntag hat Weihbischof Dominikus Schwaderlapp eine allgemeine Tabuisierung des Todes diagnostiziert. Ohne Jenseitsglauben bliebe oft nur Verdrängung. Dabei warte Christus "mit offenen Armen im Himmel".

 © Beatrice Tomasetti (DR)
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Seine Predigt im Pontifikalamt am Christkönigssonntag hat Weihbischof Dominikus Schwaderlapp mit einem Verweis auf den vor nunmehr 60 Jahren ermordeten John F. Kennedy eröffnet.

Er erinnerte seine Zuhörer im Kölner Dom gleich zu Beginn seiner Predigt an ein berühmtes Zitat aus dessen Antrittsrede: "Frag nicht, was dein Land für dich tun kann, sondern was du für dein Land tun kannst." 

Vom Patriotismus John F. Kennedys spannte Weihbischof Schwaderlapp den Bogen zum Dreiklang des Wesens Christi, den er anhand der Tageslesungen erklärte.

 © Beatrice Tomasetti (DR)
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In dem Text aus dem Buch Ezechiel sei Christus der Hirte, in der Lesung aus dem Ersten Korintherbrief sei er der Heiland und im Tagesevangelium sei er der Herrscher. "Er ist der Herrscher, Hirte, Heiland, Christus, unser König."

Christus als Hirte

Ein Hirte sei der Herr, indem er sich um die Menschen kümmere, aber auch indem er den Kummer ertrug, seinen Sohn am Kreuz zu sehen, "als sich Christus mit uns identifiziert hat, alle Sünde und Schuld auf sich genommen hat, allen Kummer, weil er sich um jeden einzelnen sorgt."

Hirte zu sein, den guten Hirten zu sichtbar zu machen, sei Kern der Berufung eines jeden Priesters und Bischofs, aber auch des ganzen priesterlichen Gottesvolkes, so Weihbischof Schwaderlapp.

Ein Hirte sei jener, der die Verlorenen sucht. Bei der Gelegenheit verwies Weihbischof Schwaderlapp auf die Ergebnisse einer Studie, die zeigten, dass etwa 57 Prozent der Deutschen an "nichts" glauben würden, nicht gläubig seien.

Dem suchenden Hirten Hand und Stimme leihen

"Wer nichts glaubt, der glaubt an das Nichts. Und wenn man an das Nichts glaubt, dann ist das Leben unter einem dunklen Vorhang – so etwas wie ein ewiger November. Ich weiß, dass viele, gerade Eltern, darunter leiden, dass ihre Kinder und Enkelkinder sich von Christus und seiner Kirche abgewandt haben und auch sagen: Ich glaube nichts."

Christen in dieser dieser Lage versicherte Weihbischof Schwaderlapp, dass es einen Trost für sie gebe.

 © Beatrice Tomasetti (DR)
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"Denn wir haben einen Hirten, der nicht wartet, bis wir ihn suchen, sondern der auf die Suche nach uns geht und der niemanden aufgibt. Keine Seele gibt er auf und das sollten wir auch nicht. Geben wir niemals einen Menschen auf. Versuchen wir den guten Hirten, der das Verlorene sucht, sichtbar zu machen und ihm Hand und Stimme zu leihen."

Christus als Heiland

Darüber hinaus sei Jesus aber auch der Heiland, der die Auferstehung bringe. So kam Weihbischof Schwaderlapp auf die letzten Dinge zu sprechen.

"So unterschiedlich wir sind, eines ist uns allen gemeinsam: Wir werden sterben. Das ist eine sehr banale Feststellung und doch eine Feststellung, die uns vielleicht immer wieder erschreckt und in der Gesellschaft geradezu tabuisiert wird", stellte er fest.

Der Glaube an das Nichts und die Tabuisierung des Todes

Gleichsam verwundere ihn diese Tabuisierung nicht: "Wenn ich an das Nichts glaube, dann bin ich unterwegs zum Nichts. Dann ist der Tod wie ein schwarzes Loch, das, je näher ich ihm komme, eine immer größere Anziehungskraft hat und eine Bedrohung ist. Dann will ich mich doch davon abwenden und möglichst lange dieses grausame Ziel aus den Augen verlieren, damit ich froh leben kann."

 © Beatrice Tomasetti (DR)
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Die Botschaft unseres Königs sei hingegen: "Nein, am Ende ist nicht das Schwarze Loch, sondern Licht und Leben, die Heimat im Himmel, die Herrlichkeit, die wir uns schöner nicht vorstellen können."

Er sei der Heiland, der diese tiefe Wunde in der Wurzel heilt, so Weihbischof Schwaderlapp. "Wir müssen nicht die Augen vor dem Tod verschließen. Der Tod ist eine Tür – eine Tür zum Leben, nicht das schwarze Loch, das uns aufsaugt."

Christus als Herrscher

Schließlich sei Christus aber auch Herrscher, "der sich als Richter zeigt, dem wir einmal Rechenschaft abzulegen haben". Dieser Richter bleibe aber zugleich der Hirte, "und das Maß seines Urteils ist nicht der Erfolg, nicht der Fortschritt, den wir ermöglicht haben, und nicht das Bankkonto, das wir gefüllt haben."

Vielmehr, betonte Weihbischof Schwaderlapp, sei "das Maß seines Urteils die Liebe, weil er sich mit jedem identifiziert und wir jede kleinste gute Tat, die wir jemandem getan haben, ihm getan haben." Christus sei aber genauso auch in uns gegenwärtig.

"Und wenn wir ihn in uns handeln lassen, dann lassen wir den Herrscher dieser Welt, den Herrscher des Himmels in dieser Welt herrschen. Dann sorgen wir dafür, dass sein Wille im Himmel und auf Erden geschieht."

Frage nicht nur, was Christus für dich tun kann...

Vor diesem Hintergrund sei die alles entscheidende Frage, wie man vor dem Herrn dastehe – und nicht etwa von anderen Menschen.

 © Beatrice Tomasetti (DR)
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"Er ist der Richter, der zugleich unser Verteidiger ist und uns alle Brücken baut. Er ist eben stärker als unsere Schwäche und unsere Hinfälligkeit. Mit diesem Herrscher können wir voll Vertrauen weitergehen", so Weihbischof Schwaderlapp.

"Christus ist der König der Könige. Er ist der Hirte, der sich um uns kümmert. Er ist der Heiland, der die tiefste Wunde unseres Lebens heilt, und er ist der Herrscher, der uns mit offenen Armen im Himmel erwartet und unser größter Verteidiger ist. Wenn wir sehen, was er alles jeden Tag für uns tut, für jeden einzelnen, dann können auch wir uns sagen: Frage nicht nur, was Christus für dich tun kann. Frage dich, was du für Christus tun kannst."


Die Domkantorei Köln und die Kölner Domkapelle führten unter der Leitung von Joachim Geibel die Messe D-Dur op. 86 von Antonin Dvořák auf (ohne Credo). Geibel ist erst seit kurzem Leiter der Domkantorei und der Domkapelle; die Messe zu Christkönig war sein erster Dienst im Dom in dieser Funktion. An der Orgel spielte Winfried Bönig.

 © Beatrice Tomasetti (DR)
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Bedeutung des Hochfestes Christkönig

Christus ist der Herr über den ganzen Kosmos. Er hält die Zeit in seinen Händen. Er ist das Alpha und das Omega, der Anfang und das Ende jeglicher Existenz. Er ist der König, der sich wie der gute Hirt um seine Herde sorgt und den Verlorenen nachgeht. Vor Pilatus sagt Jesus: "Ich bin ein König; ich bin dazu geboren und in die Welt gekommen, dass ich für die Wahrheit Zeugnis ablege. Jeder, der aus der Wahrheit ist, hört auf meine Stimme." (Joh 18,37).

Das Christkönigsfest wurde von Papst Pius XI. 1925 eingeführt. Indem es am letzten Sonntag des Kirchenjahres gefeiert wird, macht es sichtbar, dass der erhöhte Herr das Ziel unserer irdischen Pilgerschaft ist.

Aus: TeDeum – Das Stundengebet im Alltag, November 2023, www.tedeum-beten.de


"Der letzte Feind, der entmachtet wird, ist der Tod. Wenn ihm dann alles unterworfen ist, wird auch er, der Sohn, sich dem unterwerfen, der ihm alles unterworfen hat, damit Gott alles in allem sei." (1 Kor 15,26.28)

Impuls zur zweiten Lesung aus dem ersten Brief an die Korinther (1 Kor 15,20–26.28)

Der Zirkel des Kirchenjahres ist zu seinem Ende gekommen – und diese Lesung stellt uns vor Augen, dass hinter unserem Glauben gar kein Kreislauf steht, sondern eher im universalen Sinne ein Anfang und ein Ende. Die Geschichte der Menschen auf dieser Erde ist in einen unvorstellbaren Rahmen gebunden; die Welt, die wir mit unseren alltäglichen Fähigkeiten wahrnehmen und zu verstehen meinen, ist nicht die eigentliche. Ich kann nicht behaupten, dass ich das alles gedanklich und emotional durchdrungen und verstanden habe. Ich kann nur im Christusgeschehen so viel Erlösung finden: Erlösung von Todesangst, Erlösung von Allmachtsphantasien, Erlösung von der Gefahr der Selbstüberschätzung und Selbstverherrlichung. Denn unser aller Sein ist ausgerichtet auf den Moment des Ankommens beim Vater.

Maria-Sybille Bienentreu. Aus: TeDeum – Das Stundengebet im Alltag, November 2023, www.tedeum-beten.de

Quelle:
DR
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