Was sich Lateinamerikas Kirche vom US-Präsidenten wünscht

Sieben Sekunden für den Nachbarn

Gerade mal sieben Sekunden lang beschäftigten sich US-Präsident Obama und sein Herausforderer Romney in ihrem letzten TV-Duell mit Lateinamerika. Erstaunlich wenig - immerhin war das Thema die US-Außenpolitik für die kommenden vier Jahre. Drei Vertreter der lateinamerikanischen Kirche und ihre Wünsche an den künftigen US-Präsidenten.

Autor/in:
Tobias Käufer
 (DR)

Erzbischof Jose Luis Escobar Alas (53) von San Salvador, Vorsitzender der Bischofskonferenz von El Salvador: "Wir erwarten vom neuen Präsidenten der USA, egal wer es sein wird, eine baldige Reform des Einwanderungsgesetzes. Die Gesetze dürfen nicht ehrliche Menschen und Arbeiter diskriminieren, nur weil sie keine Dokumente besitzen. Es liegt in unserem Interesse, dass jener Kandidat gewinnt, der unsere lateinamerikanischen Mitbürger am meisten unterstützt. Die Stimme der Migranten in den USA wird immer wichtiger. Daher ist es die Mühe wert, dass sich beide Kandidaten mit ihren politischen Angeboten in einer seriösen und ehrlichen Weise präsentieren. Es ist bedauerlich, dass sich ausgerechnet das Land, das sich als das demokratischste der Welt bezeichnet, gegenüber unseren Migranten mit immer strengeren und ungerechten Gesetzen so unmenschlich verhält."





Bischof Jose Raul Vera (67) von Saltillo/Mexiko, ausgezeichnet mit mehreren Menschenrechtspreisen: "Ich glaube nicht, dass sich in der Drogenfrage die Beziehung zwischen beiden Ländern verbessern wird. Der Drogenhandel und die Zusammenarbeit mit Mexiko, um diesen zu bekämpfen, verschaffen der US-Regierung eine willkommene Entschuldigung, um Sicherheitskontrollen zu installieren. Zudem räumen sie ihr die Möglichkeit ein, auch auf andere politische Angelegenheiten Einfluss zu nehmen, etwa die Ausrichtung der Armee und der Kriegsflotte sowie die nationale Sicherheit Mexikos . Auch mit Blick auf die Migration glaube ich nicht, dass sich die Dinge ändern werden. Solange sich ein Weltwirtschaftsmodell durchsetzt, das in der Kapitalspekulation die größte Option sieht, wird die eigentliche Arbeit in der Welt immer weniger wert sein. Wie Europa haben auch die USA eine schwere Krise der Arbeitslosigkeit zu meistern. Und wieder verlieren die Arbeiterinnen und Arbeiter mehr und mehr Rechte. Der nächste US-Präsident wird seine Amtszeit inmitten dieser Krise antreten. Deswegen wird sich das Thema der Migration und der Migranten-Arbeiter in den USA nicht verbessern. Nicht nur für die, die gerade erst in den USA angekommen sind, sondern auch für die, die bereits eine Zeit lang dort leben."





Erzbischof Antonio Arregui Yarza (73) von Guayaquil, Vorsitzender der Ecuadorianischen Bischofskonferenz: "Was Lateinamerika von den Vereinigten Staaten und seinem Präsidenten erwartet, ist eine internationale Kooperation auf Augenhöhe, die gekennzeichnet ist von Gleichheit und gegenseitigem Respekt. Es muss ein Verhältnis unter Gleichen sein."