Was ändert sich im Kirchraum zur Fastenzeit?

"Liturgie ist bunt"

Fastenzeit ist die Zeit der Buße und Umkehr. In dieser Zeit verändert sich viel: Nicht nur bei den Gläubigen, sondern auch in der Liturgie. Der Liturgiereferent Alexander Saberschinsky kennt die liturgischen Besonderheiten.

Autor/in:
Susanna Laux
Aufgeschlagenes Kapitel zur Fastenzeit vom Aschermittwoch / © Harald Oppitz (KNA)
Aufgeschlagenes Kapitel zur Fastenzeit vom Aschermittwoch / © Harald Oppitz ( KNA )

Mit Aschermittwoch hat die 40-tägige Fastenzeit mit der Verteilung des Aschekreuzes begonnen. "Es gibt ja als Redewendung die Formulierung "Asche auf mein Haupt" für: "Das habe ich verkehrt gemacht. Ich gestehe ein, da habe ich Fehler begangen" Das ist genau das, was wir den Blick nehmen sollen jetzt am Beginn der Fastenzeit und die Fastenzeit hindurch, dass wir fehlerhaft sind“, sagt Prof. Alexander Saberschinsky, Liturgiereferent im Erzbistum Köln. 

Reduzierte Gestaltung des Gottesdienstes

Die Symbolik der Buße und Umkehr zeigt sich dann auch in der Liturgie. Wer in der Fastenzeit eine katholische Kirche betritt, wird die ein oder andere Veränderung wahrnehmen. Ist der Kirchraum sonst mit schönen Blumengestecken geschmückt, fallen die in der Fastenzeit fast komplett weg. Die Kirche wirkt reduzierter, karger. 

Diese Gestaltung symbolisiert die Bedeutung der Fastenzeit: "Um diesen Aspekt der Buße und Umkehr zum Ausdruck zu bringen, reduziert man alle feierlichen Elemente", erklärt Saberschinsky. Diese Reduktion gilt auch für die inhaltliche Gestaltung des Gottesdienstes: "Man verzichtet zum Beispiel auch auf besonders feierliche Elemente in der Liturgie wie das Halleluja. Und man verzichtet auf das Gloria, das ja immer noch mal das Kyrie entfaltet." Die Orgel kommt nur zum Einsatz, um den Gemeindegesang zu begleiten. 

Die Farben der Fastenzeit

"Liturgie ist bunt. Wir wechseln mehrfach im Jahr und je nach Anlass die Farbe, die liturgische Farbe", betont Saberschinsky. Das sähe man vor allem an der Farbe des Messgewands des Priesters. "Die Farbe in der Fastenzeit ist das Violett, ein dunkles Violett." Diese Farbe sähe man auch in der Adventszeit, ebenfalls eine Zeit der Besinnung, ergänzt der Liturgie-Experte. "Und dieses Violett wird verbunden mit der Vorstellung von Buße und Umkehr."

Am vierten Fastensonntag – auch Laetare genannt – kommt an manchen Orten jedoch noch die Farbe Rosa zum Einsatz. Sie solle Freude ausdrücken, denn an diesem Sonntag feiere man quasi "Bergfest". "Die Hälfte dieser traurigen, dieser drückenden Zeit ist rum“, erklärt Saberschinsky. An diesem Sonntag seien auch vereinzelte Blumengestecke erlaubt.

Passende Lesungen zur Fastenzeit

Die Fastenzeit sei neben der Oster- und Weihnachtszeit eine der wichtigsten Zeiten im Kirchenjahr, was sich auch in den Texten dieser Zeit zeige, so der Liturgiereferent. "Das ist insofern total spannend, weil die Lesungen uns noch mal einen Aspekt in den Blick rücken, den wir so in der Frömmigkeit nicht immer so im Blick haben, nämlich das Stichwort Taufe". Die Zeit erinnere uns daran, dass Jesus für unsere Sünden gestorben ist und wir Buße tun sollen. Dazu bemerkt Saberschinsky: "Offiziell heißt das Ding gar nicht Fastenzeit, sondern österliche Bußzeit."

Es gibt noch eine weitere Besonderheit bei den Texten der Fastenzeit, erklärt er weiter: "Es gibt nämlich eine Ausnahmeregelung für die Fastenzeit. Während wir sonst immer die Lesejahre ABC haben, gibt es aber die Ausnahme, dass ich in der Fastenzeit am dritten, vierten und fünften Fastensonntag immer die Lesung des Lesejahres A nehmen kann."

Die Bedeutung des Kreuzes in der Fastenzeit

"Die Liturgie schaut eigentlich erst am Karfreitag auf das Kreuz", sagt Saberschinsky. "Aber in der Volksfrömmigkeit, ist das ein bisschen anders. Da wird schon die ganze Fastenzeit immer wieder auf das Kreuz geguckt." So wie man in der Adventszeit schon daran denkt, dass das Jesuskind geboren wird, beschäftigen sich die Gläubigen schon in der Fastenzeit mit dem Leiden Jesu. "Und dann kommt sein Leiden und sein Kreuz in der Frömmigkeit schon in den Blick, wenn es liturgisch noch gar nicht dran ist", so der Experte.

An vielen Orten werden am fünften Fastensonntag die Kreuze in der Kirche verhüllt. Diese Tradition komme vor allem aus der Zeit der Romanik, erklärt Saberschinsky. Zu dieser Zeit gab es vor allem verherrlichte Darstellungen von Jesu am Kreuz: "Da wird Christus aufrechtstehend, manchmal sogar mit einer Krone mit offenen Augen am Kreuz dargestellt", weiß der Liturgiefachmann, "Und diese Verherrlichung, die wollte man – wenn es wirklich auf das Leiden zugeht – verhüllen, das wollte man den Augen entziehen."

Vorbereitung auf das Osterfest

All diese liturgischen Besonderheiten der Fastenzeit erinnern den Gläubigen an das Leiden und Sterben Jesu, sagt Saberschinsky: "Jesus Christus hat nicht die göttliche Joker Karte gezogen und hat gesagt: Da kann ich jetzt drumherum gehen, ich gehe mal gleich zur Auferstehung rüber." Die Fastenzeit mache uns nochmal bewusst, dass wir auf unsere Sünden schauen und umkehren müssen. 

Liturgie

Liturgie bezeichnet im Christentum und im Judentum die Ordnung der gottesdienstlichen Zeremonien und die Feier des Gottesdienstes. Der Begriff stammt aus dem Griechischen und bedeutet wörtlich übersetzt "öffentlicher Dienst". In der katholischen Kirche gehören dazu neben der Heiligen Messe unter anderem das Stundengebet, die Spendung der Sakramente wie Taufe und Trauung, Wortgottesdienste, Benediktionen und ein kirchliches Begräbnis.

Priester während der Niederwerfung bei der Karfreitagsliturgie / © Harald Oppitz (KNA)
Priester während der Niederwerfung bei der Karfreitagsliturgie / © Harald Oppitz ( KNA )
Quelle:
DR

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