Warum eine kirchliche Altenpflegeeinrichtung bei Aachen besonders in die Familie investiert

"Eine Win-Win-Situation"

Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf ist ein zentrales Thema des Arbeitsmarkts. Ein Altenpfleganbieter in Geilenkirchen bei Aachen zahlt seinen Mitarbeitern mit Kindern mehr Geld – bis zu 400 Euro monatlich und mehr. Geschäftsführer Alfons Nickel will so nicht nur seiner Verantwortung als kirchlicher Arbeitgeber nachkommen, erklärt er im Interview mit domradio.de.

 (DR)

domradio.de: Welche Leistungen haben Sie denn genau auf Lager für Familien?

Nickel: Wir nutzen die neuen die Möglichkeiten unseres Tarifvertrages, Familien in ihrer Startphase zu unterstützen. Ganz konkret heißt das, dass wir ein individuelles Konzept entwickelt haben: Wir zahlen unseren Mitarbeitern bei ihrem ersten Kind monatlich bis zu 400 Euro, das richtet sich nach dem Familieneinkommen. Dann erhalten unsere Mitarbeiter für alle ihre Kinder 300 Euro bei der Einschulung. Wir übernehmen pro Jahr für alle Kinder unserer Mitarbeiter bis maximal 500 Euro die Kosten für Klassenfahrten. Und wir zahlen für alle Kinder unserer Mitarbeiter bis zu 100 Euro monatlich die Beiträge für Sportvereine, die Musikschule oder Ähnliches. Die Franziskusheim GmbH ist eines der größten Ausbildungsunternehmen der Region, wir haben alleine im Pflegebereich 38 Auszubildende im Pflegebereich. Und wir zahlen allen Auszubildenden, die ein Kind haben, pauschal 150 Euro pro Monat.



domradio.de: Da kommt ja eine große Summe Geld zusammen?

Nickel: In diesem Jahr haben wir etwa 75.000 bis 85.000 Euro kalkuliert. Das entspricht etwa 1,75 Prozent der Arbeitgeber-Personalkosten, im nächsten Jahr wird sich das auf zwei Prozent erhöhen.



domradio.de: Welche Idee steckt dahinter?

Nickel: Wir haben mit unsere Mitarbeitervertretung über Monate gerechnet, geplant und wieder verworfen - bis wir jetzt diese Sozialkomponente als Dienstvereinbarung stehen hatten. Die Idee war die: Wir haben hoch qualifizierte junge Mitarbeiter, bilden sie aus - und verlieren sie dann aber oft für lange Zeiträume, drei Jahre oder länger. Und nach dieser Zeit kommen sie zurück und fangen an wie Berufsanfänger. Mit dieser Sozialkomponente wünschen wir uns, dass jungen Mitarbeitern die Möglichkeit geben wird, Berufs- und Familienleben besser zu vereinbaren und möglicherweise früher wieder in den Beruf einzusteigen, auch in Teilzeit, und damit den Kontakt zu Unternehmen zu halten. Eine Win-Win-Situation.



domradio.de: Besonders aus der Wirtschaft kommen Stimmen, die von einem Luxus sprechen, den man sich leisten können muss...

Nickel: In Familien und Familien zu investieren, ist nie Luxus. Hier verstehen wir uns auch als kirchliche Einrichtung und nehmen die Verantwortung für unsere Mitarbeiter ernst. Natürlich müssen wir das Geld, das wir ausgeben, auch verdienen. Und wir haben uns genau überlegt: Schütten wir dieses Geld im Gießkannenprinzip aus? Das ergibt aber wenig Sinn. Eine andere Möglichkeit wäre eine Leistungskomponente. Aber wie wollen Sie Leistung in der Pflege definieren?



Hintergrund: Alfons Nickel ist Geschäftsführer der Franziskusheim gGmbH in Geilenkirchen. Mit den Alten- und Pflegeheimen Franziskusheim und Burg Trips, dem Tagespflegehaus St. Josef, den Angeboten des Betreuten Wohnens in der Wohnanlage Franziskusheim und im Seniorenwohnpark Trips sowie dem Fahrbaren und Offenen Mittagstisch bietet die Franziskusheim gGmbH ein breites Dienstleistungsspektrum an, das eine Vielzahl an Angeboten für alte und pflegebedürftige Menschen bereithält. Die katholische Pfarrgemeinde St. Mariä Himmelfahrt Geilenkirchen ist alleinige Gesellschafterin der Franziskusheim gGmbH.



Das Gespräch führte Matthias Friebe.