Warum eine Gemeinde "Kirche zum Ausprobieren" anbietet

"Vom Gottesdienstbesucher her denken"

In St. Michael und Paulus in Velbert findet an diesem Sonntag das Event "Kirche zum Ausprobieren" statt. Eingeladen sind vor allem Menschen, die der Kirche nahestehen. Gisbert Punsmann weiß, was die Besucher dort erwartet.

Bibelarbeit und andere Workshops in Velbert / © Freedom Studio (shutterstock)
Bibelarbeit und andere Workshops in Velbert / © Freedom Studio ( shutterstock )

DOMRADIO.DE: Warum ist das ein notwendiges Angebot, wenn Sie doch vor allem kirchennahe Menschen ansprechen?

Gisbert Punsmann (Pastoralreferent in St. Michael und Paulus in Velbert): Wir erleben es häufig und ich erlebe es auch persönlich, dass in unseren Gottesdiensten manchmal nicht so viel rüberkommt; dass der Funke nicht überspringt und dass man aus unseren Gottesdiensten manches Mal rausgehen kann, ohne zu sagen: Ich nehme jetzt das und das und das mit. Und wir haben uns als Leitungsteam eines mehrjährigen Entwicklungsprozesses und Pfarrgemeinde-Revitalisierungsprozesses auf die Fahnen geschrieben, mehr vom Gottesdienstbesucher, mehr vom Kunden sozusagen her zu denken und zu fragen: Was brauchen eigentlich die Menschen? Das war unsere Agenda. Und deswegen ist ein solches Format zustande gekommen, das auch aus den Fragen rührt: Was würden wir uns selber wünschen? Was würden sich die Menschen wünschen, die uns nahe sind? Das waren die ersten Fragen, die uns umgetrieben haben.

Kirche St. Michael in Velbert-Langenberg / © Salah Ait Mokhtar (shutterstock)
Kirche St. Michael in Velbert-Langenberg / © Salah Ait Mokhtar ( shutterstock )

DOMRADIO.DE: Das heißt also, für die Angebote haben Sie sich auch in den Gemeinden der Umgebung umgeguckt?

Punsmann: Wir haben auch geguckt, welche Leute wir haben, denn wir sprechen viel von Charismen und Menschen wollen Verantwortung übernehmen, was ja nicht immer ganz einfach ist. Wir haben uns bei uns umgeguckt und haben uns gefragt: Wem würden wir das zutrauen? Wen würden wir fördern wollen, wem würden wir die Gelegenheit geben wollen, in so einem Setting mit 30, 40 Angeboten ein eigenes Angebot zu machen und so auch der ganzen Gemeinschaft dadurch zu dienen?

DOMRADIO.DE: 30 bis 40 Angebote, die braucht man wohl auch, wenn man wie Sie fünfeinhalb Stunden Programm anbietet. Unter anderem natürlich mit spirituellen Angeboten, oder?

Punsmann: Ja, das ist die Basis. Manches Mal können die spirituelle Impulse, die da sein könnten, zu wenig rüberkommen, zu wenig bei Menschen ankommen. Und insofern haben wir zu jeder vollen Stunde in unserer Kirche ein anderes spirituelles Angebot. Dazu kommt eine ganze Reihe von Workshops, zum Beispiel zum Thema Bibelarbeit, zum Thema Gebet, zum Thema Pilgern. Das ist so der Fokus auf Spiritualität.

DOMRADIO.DE: Und gibt es auch weniger Spirituelles?

Punsmann: Ja, wir wollen ja, dass viele, ganz unterschiedliche Menschen angesprochen werden. Das heißt, wir werden Indoor- und Outdoor-Angebote haben. Wir werden ernsthafte und Spaßangebote haben für Kinder und Erwachsene. Wir werden aber auch zusammen essen. Der Aspekt von Gemeinschaft wird ebenfalls großgeschrieben. Also all das, was Menschen sich wünschen, wo sie Freude haben und wo sie Spaß haben, Kirche zu erleben, all das haben wir uns auf die Fahnen geschrieben.

Gisbert Punsmann

"Menschen sollen mit einem guten Gefühl, mit einem Lächeln auf dem Gesicht und geistlich gestärkt wieder nach Hause gehen."

DOMRADIO.DE: Es sind auch zwei Gesprächsrunden zum Thema "Kirche heute, Kirche aktuell" geplant?

Punsmann: Wir wohnen ja im Erzbistum Köln und kriegen die Entwicklung mit, die in den letzten Jahrzehnten gelaufen ist. Dazu kommen natürlich auch aktuelle Themen aus Köln und das bewegt viele Menschen. Wir alle wissen, wie viele Menschen jedes Jahr das Erzbistum Köln und auch die katholische Kirche insgesamt in Deutschland verlassen. Das bewegt viele Menschen und da haben wir ganz hochkarätige Gäste, die mit den Besuchern gerne in Diskussionen einsteigen würden, um das Ganze auch mal von anderer Seite aus zu betrachten. Das ist uns ein wichtiger Aspekt, dass Menschen dazu gebracht werden können, zu reden, ihre Sorgen mitzuteilen und auch zu hören: Wie kann es in dieser Situation überhaupt weitergehen im Erzbistum Köln und in dieser Gemeinde?

DOMRADIO.DE: Was wünschen Sie sich dazu noch? Etwas, das die Menschen mitnehmen und dann eventuell auch bei Ihnen vor Ort umsetzen?

Punsmann: Es wäre natürlich schön, wenn einige Leute das Gefühl hätten, hier erlebe ich Kirche mal ein kleines bisschen anders. Vielleicht würde ich mir so Kirche wünschen. Aber was mir persönlich am Wichtigsten ist, ist, dass die Menschen mit einem guten Gefühl, mit einem Lächeln auf dem Gesicht und geistlich gestärkt wieder nach Hause gehen.

DOMRADIO.DE: Sind auch Menschen eingeladen, die sich im Moment nicht als kirchennahe Personen fühlen?

Punsmann: Natürlich sind die Angebote für jedermann und wir hören auch von dem einen oder anderen auch aufgrund von Kinderangeboten, dass durchaus Interesse da ist, diese unabhängig von der Zugehörigkeit zu unserer Gemeinde wahrzunehmen. Insofern hoffen wir darauf, dass auch ein paar Leute kommen, die unserer Gemeinde vielleicht nicht so nahestehen. Aber dafür gibt es auch andere Projekte, die wir im Rahmen dieses Innovationsprojektes haben, wo wir uns ausschließlich um Menschen bemühen, die mit Kirche nichts zu tun haben. Wenn die dieses Mal dazukommen dann freuen wir uns. Aber in erster Linie richtet sich das schon auch an die Leute, die wir ständig hier sehen, um ihnen auch mal eine andere Vorstellung von Kirche und von Gemeinde vor Ort zu geben.

Das Interview führte Bernd Hamer.

 

Hinweis: Kirche zum Ausprobieren in Velbert

Quelle:
DR