Warum der dritte Adventssonntag auch "Gaudete-Sonntag" heißt

Vorfreude auf Weihnachten

An diesem dritten Adventssonntag feiert die katholische Kirche "Gaudete". Warum gibt es diese besondere Bezeichnung? DOMRADIO.DE-Redakteur Jan Hendrik Stens klärt auf.

3. Advent Gaudete Adventskranz / © Roza Sharipova, shutterstock (shutterstock)
3. Advent Gaudete Adventskranz / © Roza Sharipova, shutterstock ( shutterstock )

DOMRADIO.DE: Was feiert man am dritten Adventssonntag?

Jan Hendrik Stens / © Nicolas Ottersbach (DR)
Jan Hendrik Stens / © Nicolas Ottersbach ( DR )

Jan Hendrik Stens (Theologe und DOMRADIO.DE-Redakteur): Das ist der "Freudensonntag", der Gaudete-Sonntag. Der dritte Adventssonntag hebt sich in besonderer Weise hervor. Warum? Weil wir Bergfest haben. Wir haben ja vier Adventssonntage. Das heißt, am dritten Adventssonntag sind zwei Wochen des Advents vorbei. Da in diesem Jahr ja die Adventszeit maximale Länge hat, also wirklich volle vier Wochen, denn Weihnachten ist ja erst am Sonntag in zwei Wochen, haben wir tatsächlich die Hälfte der Adventszeit hinter uns. Deswegen keimt hier schon so etwas wie Vorfreude auf Weihnachten auf.

Gaudete: Dritter Adventssonntag / © Beatrice Tomasetti (DR)
Gaudete: Dritter Adventssonntag / © Beatrice Tomasetti ( DR )

Vor Ostern gibt es auch den vierten Fastensonntag: "Laetare" heißt er, bedeutet "freue dich, Jerusalem". Es bedeutet eben, dass die Hälfte der Vorbereitungszeit auf das große Fest schon einmal hinter uns liegt und deswegen flackert auch hier die Freude auf.

DOMRADIO.DE: Wann und wie ist das entstanden?

Stens: Die liturgischen Farben sind ja erst relativ spät festgelegt worden, im Konzil von Trient. Doch davor gab es bereits Traditionen. Zum Teil werden eben auch noch weißlich-bläuliche Messgewänder zu Marienfesten getragen. Weiß ist die Festtagsfarbe, grün ist vom Jahreskreis, die Farbe des Alltags. Violett ist die Farbe der Buße, der Läuterung.

Advent

Advent ist für Christen die Zeit der Vorbereitung auf Weihnachten. Die Adventszeit beginnt am vierten Sonntag vor dem Christfest. Das Wort kommt vom lateinischen "adventus" und bedeutet "Ankunft". Gemeint ist die Ankunft Jesu auf Erden.

In den Gottesdiensten an den Advents-Sonntagen werden häufig Texte aus dem Alten Testament verwendet, die die Ankunft des Erlösers prophezeien. Die vier Kerzen des zum jüngeren Brauchtum zählenden Adventskranzes symbolisieren das Kommen des "Lichts der Welt". Die Zweige immergrüner Tannen stehen für das ewige Leben.

Traditioneller Adventskranz / © Jozef Kubica (KNA)
Traditioneller Adventskranz / © Jozef Kubica ( KNA )

Wenn man das jetzt vom rein Farblichen sieht, schimmert durch dieses Violett der Buße bereits das freudige Weiß. Violett und Weiß ergeben zusammen diese rosa Farbe. Das Violett wird also aufgehellt. Daher können alternativ zum Violett am dritten Adventssonntag und am vierten Fastensonntag rosafarbene Paramente verwendet werden. Das ist mit dem Freudensonntag gemeint.

DOMRADIO.DE: Unterscheidet sich die Liturgie am "Gaudete-Sonntag"?

Stens: Nicht wesentlich. Man merkt es in der Fastenzeit etwas stärker, da die Adventszeit im Gegensatz zur Fastenzeit nicht mehr diesen Bußcharakter hat. In der Fastenzeit haben wir ja die Fast- und Abstinenzgebote. Das schlägt sich auch in der Liturgie nieder, nämlich im Optischen: Kein Blumenschmuck, reduzierte Anzahl an Kerzen. Aber auch im Akustischen: Die Orgel soll nur zur Gemeindebegleitung eingesetzt werden. Alles ist also etwas spärlicher. Das ist in der Adventszeit so nicht vorgeschrieben. Man kann natürlich ein bisschen zurückfahren, ein bisschen schlichter, ein bisschen dezenter, aber nicht ganz so puristisch.

In der Fastenzeit wird das deutlicher, wenn an dem Freudensonntag plötzlich doch wieder etwas mehr Musik zu hören ist. Oder wenn doch plötzlich wieder Blumenschmuck vor dem Altar steht für diesen einen Sonntag. Das fällt jetzt in der Adventszeit nicht ganz so auf, weil der Kontrast hier nicht so stark ist. Aber im Wesentlichen hat dieser dritte Adventssonntag "Gaudete" eine ähnliche Bedeutung wie "Laetare" in der Fastenzeit.

Das Interview führte Martin Mölder.

Quelle:
DR