Warum David Stolz aus Frechen in Frankreich zum Priester geweiht wurde

Berufung in jungen Jahren

Die Gemeinschaft Sankt Martin in Évron stellt viele Priester der katholischen Kirche Frankreichs. Am 21. Juni wurden wieder zehn neue geweiht. Einer von ihnen ist David Stolz aus dem Erzbistum Köln. Er erzählt von seinem Weg.

Autor/in:
Vera Sturm
 Symbolbild Priesterweihe in Frankreich / © Corinne Simon (KNA)
Symbolbild Priesterweihe in Frankreich / © Corinne Simon ( KNA )

David Stolz sitzt an einem heißen Vormittag im Juli im Wohnzimmer seiner Eltern in Frechen. Der 31‑Jährige ist an seiner Kleidung sofort als Priester zu erkennen. Er trägt eine schwarze, eckige Brille und die blonden Haare kurz. Auf die Frage, wie er sich selbst beschreiben würde, fällt ihm sofort das Adjektiv "zielstrebig" ein: "Wenn ich einmal eine Entscheidung getroffen habe, ziehe ich sie auch durch".

David Stolz am 21. Juni 2025 während seiner Weihe zum Priester der Gemeinschaft Saint Martin in der Basilika Notre-dame de `l’Èpine in Èvron.

 (privat)
David Stolz am 21. Juni 2025 während seiner Weihe zum Priester der Gemeinschaft Saint Martin in der Basilika Notre-dame de `l’Èpine in Èvron. / ( privat )

In seiner Freizeit zeichnet und kocht er gerne. Außerdem beschäftigt er sich neben Theologie mit Soziologie, Politik und Geschichte. Neuerdings steht auch Sport auf dem Programm: "Ich bin jemand, der eigentlich gar nicht so gerne Sport macht. Gerade weil ich Sport nicht so mag, mache ich halt relativ viel davon, damit ich nicht so drüber nachdenken muss, wann ich Sport mache", gibt er lachend zu.

Priester sein als Dienst

Mittlerweile ist es zwei Wochen her, dass David Stolz in der Gemeinschaft Sankt Martin in Frankreich zum Priester geweiht wurde. Die Weihe und den Tag selbst beschreibt er als "extrem intensiv". Im Moment der Weihe fühlte er Demut und Frieden. Er war sich sicher, die für ihn richtige Entscheidung getroffen zu haben.

Im Nachgang der Weihe waren alle aufgeregt, wollten mit ihm sprechen oder einen Einzelsegen erhalten. "Ich bin gar nicht dazu gekommen, etwas zu essen oder zu trinken". Jetzt ist er zu Besuch in Frechen, wo er am 29. Juni eine Heilige Messe in St. Audomar, seiner Heimatgemeinde, gefeiert hat.

Messe auf Latein prägte ihn

Neupriester Stolz sagt, er komme aus einem "kultur-katholischen" Elternhaus. Zwar wurde er getauft und feierte die Kommunion, aber einen regelmäßigen Gottesdienstbesuch oder Gebete gab es in seiner Familie nicht. Der Kontakt zur Kirche und die Auseinandersetzung mit Berufung ziehen sich durch seine Jugend. Er war Messdiener in Frechen, wurde später sogar Messdiener im Kölner Dom und besuchte die Erzbischöfliche Liebfrauenschule in Köln.

Einen prägenden Moment erlebte er mit zwölf Jahren im Jahr 2005, als er eine Messe auf Latein besuchte: "Ich konnte damals kein Latein. Ich konnte zwar nicht antworten, aber dennoch fand ich das sehr beeindruckend".

Kennengelernt über Soziale Medien

Bei Facebook und Youtube lernte er Mitte der 2010er Jahre die französische Gemeinschaft Sankt Martin kennen. In den kurzen Videos und Beiträgen bekam er Einblicke in das Leben der Gemeinschaft: von religiösen Feierlichkeiten, bis hin zu den Priestern auf dem Fußballplatz oder beim Boule spielen. Bei Instagram folgen dem Account der Gemeinschaft heute über 65.000 Menschen.

Die Gemeinschaft Sankt Martin interessierte ihn damals besonders, da Chorgebete auf Latein und gregorianische Choräle gesungen werden. Stolz schätzt diese Offenheit und den lebendigen Umgang mit jahrhundertealten Traditionen: "Die Liturgie und das Erbe, auf dem sie [die Gemeinschaft] steht, sind kraftvoll und stabil in einer Welt, die sich sehr schnell wandelt. Sie ist ein Ankerpunkt für mich: Wenn ich in ein anderes Land geschickt werde, habe ich in der Liturgie auch immer ein Zuhause".

Übernatürliche Freude

Nach dem Abitur hatte er ein Architekturstudium begonnen. Währenddessen beschloss er, die Karwoche 2016 in Saint Martin zu verbringen. Er erinnert sich: "Eine Woche der intensiven Beschäftigung mit Gott, mit meiner eigenen Vergangenheit und meiner Geschichte mit dem Herrn". Theologie und ein geistlicher Beruf interessieren Stolz seit seiner Kindheit.

Während seines Besuchs im Priesterseminar von Saint Martin lernte er Menschen kennen, für die "Priester werden alles andere als ein Ausweg für eine scheinbar ausweglose Situation, sondern eine wirkliche Wahl ist, von der authentisch gelebt wirkliche Kraft und Freude ausgehen." Nach einigen Gesprächen mit dem Regens und den Ausbilderpriestern bot man ihm an, in die Gemeinschaft einzutreten: "Eine Freude, die schon fast übernatürlich war". 2017 war es so weit. Im Alter von 23 Jahren trat er dem Priesterseminar der Gemeinschaft Sankt Martin bei.

Ausbildung setzt menschliche Schwerpunkte

Die Priesterausbildung beinhaltet geistliche, pastorale, menschliche und intellektuelle Schwerpunkte. Insbesondere die Authentizität und Nahbarkeit der Ausbilder in Seminar überzeugten ihn von der Gemeinschaft. "Mein geistlicher Begleiter hatte mir im ersten Jahr gesagt, dass ich aufpassen soll, nicht sofort in die Höhen des geistlichen Lebens abzudriften. Wir sollten lieber schauen, dass unsere Menschlichkeit stabil wird und alles aufgearbeitet wird, sodass ein guter menschlicher Kern entsteht, auf dem das geistliche Leben aufbaut."

Er blieb drei Jahre in Frankreich und hat die Ausbildung zum Priester begonnen. Doch man riet ihm, sein Architekturstudium in Deutschland abzuschließen, und er kehrte 2020 nach Deutschland zurück. Er lebte in einer WG in Köln, schloss seinen Master in Architektur ab und machte ein Pastoralpraktikum in Neviges, wo die Gemeinschaft Sankt Martin seit 2020 in der Seelsorge tätig ist. "Eine wunderbare Zeit", sagt er.

Junge Christen auf das Leben vorbereiten

Heute arbeitet er in einem Team der Jugendseelsorge einer ländlichen Pfarrei, circa 40 Minuten südwestlich von Paris. "Wir investieren viel Zeit in die Jugendlichen, um eine neue Generation von Christen für ihr Leben fit zu machen. Nicht nur theologisch oder geistlich, sondern auch konkret im Menschlichen; Wir sprechen nicht nur über Gott, das Gebet und Moral, sondern auch viel über Themen wie Freundschaft, erste Liebe, Geld, Beruf und Vergebung."

Zu den regelmäßigen Jugendabenden kommen um die 80 Jugendliche. Der Ablauf ist jedes Mal ähnlich: Nach einem gemeinsamen Abendessen gibt es Vorträge und Diskussionen. Das Angebot ist ein Selbstläufer. Die Jugendlichen bringen häufig Freunde oder Bekannte mit. Bald ist es zehn Jahre her, dass Stolz der Gemeinschaft Sankt Martin beigetreten ist. Er fühlt sich gut integriert. Er spricht so gut Französisch, dass ihm Redewendungen auf Deutsch nicht mehr einfallen.

Auf die Frage, ob er sich vorstellen könnte, wieder im Erzbistum Köln zu arbeiten, antwortet er: "Ich hoffe doch. Das wäre mir eine große Freude." Weiter erzählt er: "Ich verstehe die Franzosen und kenne die Mentalität. Ich bin in Deutschland aufgewachsen. Ich spreche zwar sehr gut Französisch, die Kultur ist jedoch eine andere". Eine Kultur, in die man sich Stück für Stück integrieren und ein bisschen assimilieren müsse. "Ich bleibe dennoch immer mit der Heimat im Rheinland und mit Köln verbunden“, sagt er.

Quelle:
DR

Die domradio- und Medienstiftung

Unterstützen Sie lebendigen katholischen Journalismus!

Mit Ihrer Spende können wir christlichen Werten eine Stimme geben, damit sie auch in einer säkulareren Gesellschaft gehört werden können. Neben journalistischen Projekten fördern wir Gottesdienstübertragungen und bauen über unsere Kanäle eine christliche Community auf. Unterstützen Sie DOMRADIO.DE und helfen Sie uns, hochwertigen und lebendigen katholischen Journalismus für alle zugänglich zu machen!

Hier geht es zur Stiftung!