Warum das Aloisius-Kolleg keine Flüchtlinge aufnehmen darf

Bonner Schildbürgerstreich

Ein schöne Idee: Das Bonner Aloisiuskolleg möchte ein leerstehendes Gebäude Flüchtlingen zur Verfügung stellen und hat die Rechnung leider ohne die Bürokratie der Stadt Bonn gemacht. Kolleg-Leiter Pater Johannes Siebner erläutert die Hintergründe.

Aloisiuskolleg in Bonn / © N.N. (Aloisiuskolleg)

domradio.de: Wie sind Sie darauf gekommen, das leer stehende Internatsgebäude als Flüchtlingsunterkunft anzubieten?

Pater Siebner: Unsere Jesuitengemeinschaft hat sich gefragt, ob wir nicht eine Antwort auf die aktuelle Not geben müssen. Im kleinen bescheidenen Rahmen. Wir waren aber unsicher und hatten auch Ängste. Dann kam die Idee, unser leerstehendes Gebäude zu nutzen. Wir haben der Stadt also angeboten, mizuhelfen.

domradio.de: Nun sind sie mit der Idee an die Stadt Bonn herangetreten. Wie hat die Stadt reagiert?  

Pater Siebner: Unterscheidlich, auch je nach Ebene. Ich wollte erst einmal klären, ob die Stadt überhaupt Interesse hat. Die Angestellten vom Gebäudemanagement kamen dann hier her und waren auch ganz angetan von unserer Idee. Dann begann die Prüfung und nach drei Wochen kam die Absage per Mail: "Leider können wir Ihr Angebot nicht annehmen." Es gibt anscheinend "technische Probleme", die verhindern, dass wir 15 bis 20 Flüchtlinge aufnehmen dürfen. Man hätte eine Küche einbauen müssen, die Sanitäranlagen sind eingeschränkt. Die Stadt hätte auch Geld investieren müssen.

domradio.de: Was sagen denn die Eltern der Schüler und die Anwohner des Internats zu der Idee?

Pater Siebner: Es gab Bedenken, die wir auch ernst nehmen. Die allermeisten Rückmeldungen sind aber sehr positiv. Der Schülersprecher sagte: "Helfen ist ein Privileg."

domradio.de: Haben Sie denn noch Hoffnung, dass es ein gutes Ende nimmt?

Pater Siebner: Die Not der Flüchtlinge besteht ja weiter. Die Stadt hat nun gefragt, ob wir unser Angebot für eine ganz bestimmte Gruppe von Flüchtlinge aufrecht erhalten. Da geht es auch um Kosten und Kompetenzen. Die Stadt wäre dann aus der Verantwortung entlassen.

domradio.de: Um was für Flüchtlinge würde es sich handeln?

Pater Siebner: Es wären die Familien von bereits in Deutschland lebenden Flüchtlingen. Vorrausetzung wäre, dass die Angehörigen und wir die volle Verantwortung und alle Kosten übernehmen. Das ist schwierig für uns, aber wir wollen prüfen, ob wir das gestemmt bekommen. Wir wollen uns nützlich machen.

Das Interview führte Verena Tröster.


Quelle:
DR