Warum Berlin das Fest der Kirchen feiert

"Das Gemeinsame in den Vordergrund stellen"

Zum fünften Mal bereits feiert Berlin am kommenden Samstag das Fest der Kirchen. Gerade in Zeiten, in denen Menschen den Hass auf die Straßen bringen, seien solche Feste wichtig, findet Organisator Hans-Joachim Ditz.

Menschen halten sich an den Händen und beten das Vaterunser / © Jan Schmidt-Whitley (KNA)
Menschen halten sich an den Händen und beten das Vaterunser / © Jan Schmidt-Whitley ( KNA )

DOMRADIO.DE: Ein Fest der Kirchen mitten im Diaspora-Land Berlin. Wie kommen Sie auf so eine Idee?

Hans-Joachim Dietz (Geschäftsführer des Ökumenischen Rates Berlin Brandenburg / ÖRBB): Die Idee ist schon relativ alt. 2003 gab es in Berlin einen ersten ökumenischen Kirchentag. Der war so toll und hat eine so tolle Stimmung in die Stadt gebracht, dass die Berliner Christen gesagt haben: "Das wäre eigentlich schade, wenn wir da nicht wieder anknüpfen würden und so etwas in klein und regional versuchen würden."

Das war dann 2006 das erste Mal so weit. Da gab es dann das erste Berliner Fest der Kirchen. Das hieß damals noch ökumenisches Stadtkirchenfest. Das war ein etwas sperriger Titel. Das haben wir dann später geändert und seitdem heißt es "Berliner Fest der Kirchen" und findet zum fünften Mal statt.

DOMRADIO.DE: Und wie kommt dieses Fest wirklich im Herzen der Hauptstadt bei den Berlinern und Berlinerin an? Was ist da die Erfahrung der letzten Jahre?

Dietz: Die ist durchaus sehr positiv. Es ist natürlich ein Fest, das zunächst mal unsere Leute anspricht - also die Christen in der Stadt. Aber wir gehen ganz bewusst auf den Marktplatz - wie seinerzeit Paulus und bieten das an, was wir zu bieten haben: Unser kulturelles, soziales, diakonisches sowie spirituelles Engagement. Das kommt gut an. Wir haben so mindestens 10.000 Besucher über den Tag verteilt.

DOMRADIO.DE: Sie vom ökumenischen Rat haben es sich zur Aufgabe gemacht, Christen ganz unterschiedlicher Couleur zusammenzubringen. Das machen Sie jetzt auch bei dem Fest. Natürlich gibt es in einer Stadt wie Berlin noch viel mehr Religionen. Warum haben Sie das Fest nicht gleich religionsübergreifend geplant?

Dietz: Das steht uns noch bevor. Das werden wir bestimmt in der Zukunft versuchen. Zunächst einmal haben wir uns aber als Christen zusammengefunden. Das ist ja mitunter auch nicht ganz einfach. Von katholisch bis evangelisch, das ist noch bekannt. Aber orthodoxe Christen gibt es sehr viele in Berlin und eine große Zahl von Freikirchen bis hin zum pfingstlich-charismatischen Milieu, das auch stark in Berlin vertreten ist.

Natürlich ist die Spannbreite sehr groß und von daher ist das schon eine schöne Sache, dass die Christen in dieser Unterschiedlichkeit, wie sie sich hier in Berlin präsentieren, zusammenfinden. Im Übrigen, glaube ich, ist das auch wirklich ein Zeichen für die Stadt und für die Gesellschaft.

DOMRADIO.DE: Was ist denn die Botschaft?

Dietz: Das Schlagwort in der Ökumene ist "versöhnte Verschiedenheit" und das ist, glaube ich, auch für unsere Gesellschaft insgesamt ein wichtiges Thema. Gerade in den letzten Tagen, wo wir gemerkt haben, welchen Fliehkräften unsere Gesellschaft ausgesetzt ist und welcher Hass auch in der Gesellschaft da ist. Es ist wichtig, dass Christen zeigen, man kann bei aller Unterschiedlichkeit trotzdem das Gemeinsame in den Vordergrund stellen. Wir sind alle Menschen und theologisch gesprochen "Kinder Gottes".

DOMRADIO.DE: Das Programm ist sehr vielfältig. Es spiegelt diese Vielfalt, die Sie gerade auch noch mal genannt haben. Gibt es da ein Highlight, auf das Sie sich persönlich ganz besonders freuen?

Dietz: Das ist natürlich der Gottesdienst um 18 Uhr. Das ist wirklich ein Highlight, wo dann auch die Vielfalt noch mal durch die in den Kirchen leitenden Personen deutlich wird. Erzbischof Heiner Koch wird den Gottesdienst feiern, zusammen mit seinem evangelischen Kollegen, dem Bischof Markus Dröge. Und dann haben wir den obersten Repräsentanten der Orthodoxie in Deutschland und Europa zu Gast. Das ist Metropolit Augustinus. Und für die Freikirchen wird Pastor Stieber dabei sein. Das ist der Generalsekretär der Baptisten in Deutschland.

Bei dem Gottesdienst werden diese vier auf persönliche Glaubensgeschichten aus dem Leben von Menschen aus den christlichen Kirchen und Gemeinden reagieren. Sie werden nämlich zu Wort kommen, warum für sie der Glaube ein wichtiger Bestandteil ihres Lebens ist und was er für sie bedeutet. Da freue ich mich sehr darauf. Das wird bestimmt ein tolles Highlight des Festes.

Das Interview führte Hilde Regeniter.


Quelle:
DR