Wallfahrt der Tamilen in Kevelaer

"Ein Wunder für uns"

Gemeinsames Feiern und Beten stehen im Mittelpunkt der dreißigsten Tamilenwallfahrt nach Kevelaer. Thuraisingham Camillus hat schon die erste Wallfahrt im Jahr 1987 mitorganisiert. Seitdem hat sich viel gändert.

Tamilenwallfahrt in Kevelaer  / © Alexander Brüggemann (KNA)
Tamilenwallfahrt in Kevelaer / © Alexander Brüggemann ( KNA )

domradio.de: Von woher kommen denn die Teilnehmer überall angereist?

Thuraisingham Camillus (Initiator der Kevelaerer Tamilen-Wallfahrt): Hauptsächlich kommen die aus Deutschland. Aber auch aus Nachbarländern wie Holland, Frankreich und der Schweiz.

domradio.de: Das Ganze ist immer eine ganz bunte Angelegenheit. Warum ist das so? Wie müssen wir uns das vorstellen?

Camillus: Die Tamilen in Europa wohnen überall zerstreut. Und Kevelaer ist mittlerweile ein Treffpunkt geworden, wo Familie, Freunde und Verwandte für einen Tag zusammenkommen und gemeinsam Gottesdienst feiern. Anschließend machen viele Tamilen noch einen Familientag. Die Tamilen freuen sich schon, die Stadt und die Menschen wiederzusehen und gemeinsam zu beten.

domradio.de: Die Wallfahrt ist interreligiös, denn neben den katholischen Tamilen nehmen auch hinduistische Gläubige teil, oder?

Camillus: Die Mehrheit der Tamilen sind Hindus, aber die kommen auch gerne mit. Obwohl sie nicht am Gottesdienst teilnehmen, ehren sie die Mutter Gottes. Und wenn man in Kevelaer ankommt, sieht man vor der Gnadenkappelle schon eine große Reihe von Menschen, die Kerzen anzünden und Maria ehren. Das ist in Sri Lanka genauso. Dort gibt es den Wallfahrtsort Madu. Dort kommen auch viele Hindus hin und ehren die Mutter Gottes.

domradio.de: Die meisten Tamilen, die hier in Europa leben, sind vor dem jahrelangen Bürgerkrieg in Sri Lanka geflohen. Seit 2009 ist der beendet. Aber in wieweit spielt die Situation zuhause eine Rolle bei der Wallfahrt?

Camillus: Während des Krieges konnten wir nicht nach Hause. Deswegen haben wir uns in Kevelaer getroffen und zusammen gefeiert. Seit 2009 hat sich die Situation geändert und es gibt keinen Krieg mehr. Aber trotzdem sind nicht alle Probleme gelöst und wird müssen auch weiterhin für die Gleichberechtigung der Tamilen kämpfen. Andererseits fahren auch einige Familien in der Ferienzeit nach Hause, besuchen ihre Angehörigen und feiern dann dort.

domradio.de: Die Tamilenwallfahrt ist mittlerweile die größte Einzelwallfahrt nach Kevelaer. Sind Sie auch ein bisschen stolz, dass Sie so viele Gläubige auf die Beine bekommen?

Camillus: So etwas haben wir uns nicht gedacht. Ich habe am Anfang fünzig Leute mitgenommen und wollte nur eine Messe in tamilischer Sprache feiern. Nach und nach sind es fast 10.000 Tamilen geworden. Das ist ein Wunder für uns. Das haben wir nicht geplant.

domradio.de: Sie wollten damals zusammenkommen und einen Gottesdienst feiern. Was hat sich seit dem Jahr 1987 getan?

Camillus: Heute ist es ein bisschen anders. Die Feier dauerte damals nur eine Stunde. Jetzt dauert sie zweieinhalb Stunden. Jetzt ist Musik dabei und auch der Bischof kommt extra aus Sri Lanka eingereist. Deswegen ist es ein Höhepunkt für uns, wenn alle tamilischen Priester aus Europa eintreffen und wir untereinander tamilisch sprechen können

Das Gespräch führte Hilde Regeniter.


Tamilenwallfahrt in Kevelaer / © Alexander Brüggemann (KNA)
Tamilenwallfahrt in Kevelaer / © Alexander Brüggemann ( KNA )

Tamilen in Kevelaer / © Alexander Brüggemann (KNA)
Tamilen in Kevelaer / © Alexander Brüggemann ( KNA )
Quelle:
DR