Wahlkampf überschattet von Gewalt

Guatemala wählt

In Guatemala sind 5,9 Millionen Wahlberechtigte am Sonntag aufgerufen, einen neuen Präsidenten zu wählen. Der Wahlkampf war von außergewöhnlicher Gewalt und mehr als 50 mutmaßlich politisch motivierten Morden überschattet.

 (DR)

Friedensnobelpreisträgerin wird wohl verlieren
Als Favoriten unter den 14 Kandidaten gelten der Sozialdemokrat Álvaro Colom, der für Sozialprogramme plädiert, und der Ex-General Otto Pérez Molina, der das Land mit der Wiederanwendung der Todesstrafe und Notstandsrecht befrieden will.

Ein Sieg der Friedensnobelpreisträgerin Rigoberta Menchú ist Meinungsumfragen zufolge unwahrscheinlich. Sie ist die erste indianische Präsidentschaftskandidatin in der Geschichte des knapp zur Hälfte von Nachfahren der Maya bewohnten Landes. Für einen Wahlsieg sind mindestens 50 Prozent der Stimmen erforderlich. Nach Umfragen gilt eine Stichwahl zwischen den beiden bestplatzierten Kandidaten am 4. November als sicher.

Die Regierung hat 30.000 Soldaten und Polizisten mobilisiert, um den Zugang zu den rund 2.000 Wahllokalen zu gewährleisten. Für die 13,3 Millionen Einwohner des mittelamerikanischen Landes gilt zudem ein Alkoholverbot von Samstagabend bis Montagfrüh. Gewählt werden am Sonntag auch der Vizepräsident, die 158 Parlamentsabgeordneten sowie 332 Gemeinderäte und Bürgermeister.

110 Wahlbeobachter der EU vor Ort
Der amtierende Präsident Oscar Berger darf gemäß Verfassung nicht zur Wiederwahl antreten. Dem Regierungskandidaten Alejandro Giammetti werden wenig Chancen eingeräumt. Wichtigstes Thema im Wahlkampf war die dramatisch gestiegene Alltagsgewalt, mit durchschnittlich 16 Morden täglich.

Die Europäische Union hat 110 Wahlbeobachter nach Guatemala entsandt. Es sind für das mittelamerikanische Land die sechsten demokratischen Wahlen seit dem Ende der Militärdiktatur im Jahr 1985. Mit einer Pro-Kopf-Wirtschaftsleistung von 2.450 US-Dollar jährlich gilt Guatemala als eines der ärmsten Länder Lateinamerikas.