Chrisam-Messe im Kölner Dom

"Wachstum im Glauben fördern"

Der Kölner Erzbischof Woelki hat während der Chrisam-Messe im Kölner Dom die Geistlichen des Erzbistums aufgerufen, in der Verkündung des Evangeliums nicht nachzulassen. Alle Menschen sollten zu Jüngern Gottes werden, so Woelki in seiner Predigt.

Chrisam und Salböl am Taufbecken / © Harald Oppitz (KNA)
Chrisam und Salböl am Taufbecken / © Harald Oppitz ( KNA )

Nach dem Beispiel der Jünger seien die Priester angehalten, den Sendungsauftrag des Auferstandenen auszuführen, betonte Woelki. Der Erzbischof zitierte dazu die vier entscheidenden Verben am Ende des Matthäusevangeliums: "Geht, macht, tauft, lehrt." Aus diesem Pastoralprogramm wachse alles andere hervor, erklärte Woelki und forderte eine "neue Evangelisierung" die "dringend benötigt" werde.

Die Kirche sei "krank, so krank, dass sie in der Gefahr stehe, zu sterben", so der Kardinal. Um als wachsende Kirche wieder zu gesunden und lebendig zu werden, brauche es Orte geteilten Glaubens.

"Erfahrungsräume des Christlichen"

Laut Woelki geht es deshalb darum, "Erfahrungsräume des Christlichen" zu entdecken, zu stärken oder neu einzurichten. Denn dort lernten Gläubige, Gott zu suchen und zu finden.

Der Kardinal wandte sich direkt an die anwesenden Priester mit den Worten: "Als ihr Bischof möchte ich Sie heute bitten: Geben Sie dieser Bereitschaft noch mehr als bisher ihr Gesicht." In Pfarreien, Seelsorgebereichen und Sendungsräumen müsse Wachstum im Glauben gefördert werden, so Woelki.

Er mahnte zudem, die Eucharistie noch mehr als bisher so zu feiern, dass in ihr erfahrbar werde, was Christsein und Kirche bedeute; die Freude, von Gott geliebt und erlöst zu sein. "Nur so werden Menschen wieder ihren Platz in der Kirche finden", betonte der Kölner Erzbischof.

Chrisam – Heilige Öle

"Heilige Öle" sind Salböle, die in der katholischen Kirche bei verschiedenen Weihehandlungen benötigt werden. Sie finden Verwendung bei Bischofs- und Priesterweihen sowie der Weihe von Altären und Kirchen. Auch im Rahmen von Taufe und Firmung kommen die Öle zum Einsatz. Gleiches gilt für die Krankensalbung. Geweiht werden die Öle – meist handelt es sich um Pflanzen- oder Olivenöl mit beigefügten Duftstoffen – in so genannten Chrisam-Messen kurz vor Ostern.

Der Brauch der Salbung geht auf biblische und antike Traditionen zurück. Bereits im Altertum diente Öl nicht nur als Nahrungsmittel, sondern wurde auch als Arznei und zur Körperpflege benutzt. Die griechische Bezeichnung für die Öle, Chrisam, verweist einerseits auf Christus als den Gesalbten und das griechische Wort für Salböl, chrisma. Diese doppelte Bedeutung soll unterstreichen, dass eine Salbung mit den Ölen nach dem Verständnis der Kirche Zeichen für die Begegnung mit Christus ist.

Üblicherweise werden die Chrisam-Messen zentral in der jeweiligen Bischofskirche gefeiert. Von dort gelangen die geweihten Öle dann zur weiteren Verwendung in die Pfarreien. Die Messen finden oft am Gründonnerstag (eventuell auch an einem vorhergehenden Tag) statt, an dem die Kirche zugleich an die Einsetzung des Priesteramts erinnert. Da diese Messe immer eine ist, die der Bischof mit seinem "Presbyterium", seinen Priestern oder wenigstens einer Abordnung, feiert, kommt es hier zu einer weiteren sinnfälligen Zeichenhaftigkeit.

Dem Bischof vorbehalten

Während Katechumenenöl und Krankenöl notfalls von einem Priester vor dem Gebrauch geweiht werden können, ist die Weihe des Chrisams ausdrücklich dem Bischof vorbehalten. Bei der Weihe strecken auch die Priester als Konzelebranten ihre Hände aus und weihen das Öl mit dem Bischof zusammen.

Anschließend nehmen die Priester die Öle mit in die Gemeinden für den Gebrauch während des Jahres, sodass zeichenhaft über das Öl die Verbindung zum Bischof als dem erstberufenen Spender der Sakramente deutlich werden kann. Nach altkirchlichem Brauch erfolgte die Weihe der Öle auch im Blick auf die Taufen, die an Ostern stattfanden.

DOMRADIO.DE übertrug die Kölner Chrisam-Messe am Montag der Karwoche. Es sang der Kölner Domchor unter der Leitung von Eberhard Metternich.


Quelle:
DR
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