Vor einem Jahr wurde Papst Franziskus gewählt

Von "Extra Omnes" bis "Habemus Papam"

Der erste Lateinamerikaner, der erste Jesuit, der erste mit dem Namen Franziskus – mit Papst Franziskus sind neue Zeiten angebrochen. Vor genau einem Jahr wählten die Kardinäle den neuen Papst. Ein Rückblick.

Nach dem Konklave 2013 (dpa)
Nach dem Konklave 2013 / ( dpa )

Dienstag, 12. März, 16.30 Uhr. Die 115 wahlberechtigten Kardinäle versammeln sich in der Capella Paolina, einer kleinen Seitenkapelle der Sixtinischen Kapelle. Nach einem kurzen Gebet ziehen Sie zum Gesang der Allerheiligenlitanei in die Sixtina ein. Es ist nach den Beratungen in den Generalkongregationen der eigentliche Beginn der Wahlhandlung.

Extra Omnes

Unter dem weltberühmten Gemälde des Jüngsten Gerichts von Michelangelo schwören die Kardinäle, die Gesetze einzuhalten und über den Verlauf der Wahl Stillschweigen zu halten.

In der Reihenfolge ihrer Ernennungsdaten leisten die wahlberechtigten Kardinäle ihren Eid in der Kapelle. Dann verschließt Zeremonienmeister Guido Marini mit den berühmten zwei Worten die Türen: Extra omnes (Alle hinaus).

Wahlberechtigt sind alle Kardinäle, die am Tag vor der Vakanz das 80. Lebensjahr noch nicht vollendet haben. So darf Kardinal Kasper noch gerade so abstimmen, denn er vollendet erst kurz nach dem Beginn der Sedisvakanz am 28. Februar 2013 das 80. Lebensjahr. Nicht mehr wahlberechtigt ist Kardinals Grech aus Malta. Er hält noch eine Meditation in der Sixtina ab, verlässt danach aber die Kapelle.

Noch am Abend kommt es zum ersten Wahlgang – und um 19.41 Uhr das erste Rauchzeichen. Erwartungsgemäß hatte der erste Wahlkampf noch keinen Erfolg. Kein neuer Papst war gefunden, der Rauch demnach schwarz.

Lange Liste mit "Papabili"

Viel wurde im Vorfeld über mögliche Namen diskutiert. Kandidaten, die „papabile“ - wählbar sein sollten. Kardinal O'Malley aus Boston, Kardinal Scola aus Mailand, Kardinal Scherer aus Sao Paolo und einige andere. Spekulationen für die Interessierten und die Medien draußen vor der Kapellentür. Was drinnen passierte, dringt nach Brauch und Wahlregeln nicht nach draußen. Bekannt ist nur der geplante Wahlablauf. Der Mittwochmorgen beginnt mit einer heiligen Messe, danach sind ein zweiter und ein dritter Wahlgang angesetzt. Doch wieder nur schwarzer Rauch. Die Papstsuche geht weiter.

Der vierte und fünfte Wahlgang sind für Mittwochnachmittag geplant. Langsam steigt die Spannung, ein weißes Rauchzeichen wird immer wahrscheinlicher. Schließlich war Benedikt XVI. 2005 im vierten Wahlgang gewählt worden. Aber 2013 kann im vierten Wahlgang kein Kandidat die erforderliche Zwei-Drittel-Mehrheit der Stimmen auf sich vereinen.

Der Rauch ist weiß!

Aber dann um genau 19.06 Uhr steigt wieder ein Rauchsignal aus dem Schornstein der Sixtinischen Kapelle. Anders als zuvor ist er weiß. Ein Papst ist gefunden, das steht nun fest. Anders als in der Politik gibt es aber keine verräterischen SMS mit dem Namen des Rauchverursachers. Die Spekulationen auf dem Petersplatz gehen weiter.

Die Uhren zeigen 20.13 Uhr als die Erlösung für alle Wartenden kommt. Kardinalprotodiakon Jean-Louis Tauran verkündet das, worauf alle gewartet hatten: Annuntio vobis gaudium magnum: habemus Papam (Ich verkündige euch große Freude: Wir haben einen Papst!).

Doch wer ist Jorge Mario Bergoglio, der sich den Papstnamen Franziskus aussucht? Kaum einer hatte den Erzbischof von Buenos Aires auf dem Zettel. Eine Sensation.

Noch nie zuvor war ein Lateinamerikaner Papst, noch zuvor hatte sich ein Papst für den Namen Franziskus entschieden und noch nie zuvor hatte es einen Jesuiten auf dem Stuhl Petri gegeben.

Brüder und Schwestern: Buena Sera

In aller Bescheidenheit betritt der neue Papst Franziskus die Loggia des Petersdoms. Bekleidet nur mit der weißen Albe, ohne die üblichen Amtsgewänder und Insignien. Der Anblick eines Papstes ohne Mozetta und Stola ist ungewohnt. Grenzenloser Jubel brandete auf. "Brüder und Schwestern: Buona sera, guten Abend" sind die ersten Worte des neuen Papstes.

Nach einem Gebet für seinen Vorgänger Benedikt und einer ersten kurzen Ansprache kommt eine weitere Demutsgeste des neuen Papstes. Er bittet die Gläubigen für ihn zu beten. Zum Schluß eines aufregenden geschichtsträchtigen Tages erteilt er zum ersten Mal den Segen als Oberhaupt der Kirche und lässt dafür die traditionelle rote Papststola reichen. Nach einem Gebet verabschiedet sich Franziskus von den Gläubigen mit den Worten: "Gute Nacht! Und ruht euch gut aus!“


Extra Omnes (dpa)
Extra Omnes / ( dpa )

Kardinal Meisner leistet Eid vor dem Konklave (DR)
Kardinal Meisner leistet Eid vor dem Konklave / ( DR )

Weißer Rauch über der Sixtina (dpa)
Weißer Rauch über der Sixtina / ( dpa )
Quelle:
DR