Vor 70 Jahren stirbt Jochen Klepper

In den Fängen der Nazis

Nach Paul Gerhardt und Martin Luther ist Jochen Klepper im Evangelischen Gesangbuch der am häufigsten genannte Autor, auch im katholischen "Gotteslob" finden sich seine Lieder. Und es wären wohl noch mehr geworden.

Autor/in:
Benjamin Lassiwe
 (DR)

Klepper schied am 11. Dezember 1942 im Alter von nur 39 Jahren durch Schlaftabletten und Gas zusammen mit seiner Familie freiwillig aus dem Leben. Anlass war die drohende Deportation seiner Frau und seiner Stieftochter, die nach den Rassegesetzen der Nationalsozialisten Juden waren. Daran änderte nichts, dass Johanna Klepper sich anlässlich der kirchlichen Eheschließung 1938 evangelisch taufen ließ. Zudem soll Holocaust-Organisator Adolf Eichmann die bereits genehmigte Emigration der Tochter nach England persönlich verhindert haben.

Die letzte Tagebucheintragung Kleppers zeugt von seinem Glauben an Gott: "10. Dezember 1942 - Nachmittags die Verhandlung auf dem Sicherheitsdienst. Wir sterben nun, ach, auch das steht bei Gott. Wir gehen heute Nacht gemeinsam in den Tod. Über uns steht in den letzten Stunden das Bild des Segnenden Christus, der um uns ringt. In dessen Anblick endet unser Leben."

Für den in der Weimarer Republik der SPD angehörigen Schriftsteller endete damit ein Jahre langes Martyrium von Verfolgung und Diskriminierung. Seine Arbeit als Hörfunkredakteur verlor Klepper schon 1933, zwei Jahre später auch eine Stelle als Lektor beim Ullstein-Verlag. Fortan schlug er sich als freier Schriftsteller durch. 1940 meldete er sich zur Wehrmacht, in der Hoffnung, dadurch die Deportation seiner Familie verhindern zu können. Doch nach nur zehn Monaten wurde er als "wehrunwürdig" wieder entlassen.

"Schatz unserer Kirche"

Kleppers erstes literarisches Werk war der 1932 erschienene und 1950 von der DEFA verfilmte Roman "Der Kahn der fröhlichen Leute". 1937 erschien sein Roman «Der Vater» über den Soldatenkönig Friedrich Wilhelm I., 1938 dann eine Sammlung geistlicher Gedichte unter dem Titel "Kyrie".

Während zum 50. Todestag Kleppers eine Sonderbriefmarke der Deutschen Bundespost erschien und am 60. Todestag in der KZ-Gedenkstätte Dachau ein zentraler Gedenkgottesdienst der Evangelischen Kirche in Deutschland stattfand, wird der diesjährige Gedenktag von den Kirchen kaum beachtet: Nur in der Evangelischen Kirchengemeinde Berlin-Nikolassee, in der Klepper bestattet ist, findet am Todestag eine Gedenkveranstaltung statt.

"Das schwere Schicksal Jochen Kleppers und seiner Familie berührt mich tief", würdigt der evangelische Berliner Bischof Markus Dröge das Leben des Liederdichters. "Kleppers Liederdichtungen sind ein Schatz unserer Kirche, weil sie die Botschaft der Liebe Gottes über den Tod hinaus verkünden, ohne die Tiefen der menschlichen Not zu verleugnen."


Quelle:
KNA