Vor 60 Jahren wurde Elizabeth II. proklamiert

Lang lebt die Königin

Der oscargekrönte Film "The King's Speech" über ihren stotternden Vater König George VI. hat zuletzt in den Kinos ein Schlaglicht auf ihre Kindheit geworfen. In diesen Tagen steht sie selbst wieder ganz vorn in der Öffentlichkeit: Queen Elizabeth II. Seit 60 Jahren steht sie dem öffentlichen Leben der Briten vor. Am Montag begeht sie das diamantene Jubiläum ihrer Proklamation.

Autor/in:
Robert Nowell
 (DR)

85 Jahre alt ist die Queen - oder, um ihr ihren vollen Titel zu gewähren: "Elizabeth II., von Gottes Gnaden Königin des Vereinigten Königreiches von Großbritannien und Nordirland und ihrer weiteren Gebiete und Territorien, Oberhaupt des Commonwealth und Verteidigerin des Glaubens." Fast drei Viertel ihres Lebens hat sie auf dem Thron verbracht - stets unter Beobachtung und selbst höchst kontrolliert.



Von der Verfassung her ist der britische Premierminister "ihr" Premierminister und die Regierung "ihre" Regierung. Sie ist das Staatsoberhaupt von Antigua und Barbuda, von Australien, den Bahamas, Barbados, Belize, Grenada, Jamaika, Kanada, Neuseeland, Papua-Neuguinea, den Salomonen, St. Kitts und Nevis, St. Lucia, St. Vincent und der Grenadinen sowie von Tuvalu. Doch alles, was sie politisch tun kann, ist zuhören, beraten - und warnen.



Auch ein religiöses Amt

In einer Zeit, die weit weniger ehrerbietig und weit kritischer als jene ist, in der sie selbst erzogen wurde und aufwuchs, kann man schon fragen, warum Großbritannien immer noch von einem Monarchen mit ererbter Macht regiert werden sollte, der seinen Stammbaum bis hin zu jenem normannischen Abenteurer zurückverfolgen kann, der England 1066 eroberte. Doch viele Briten bleiben begeisterte Royalisten, und selbst die meisten Republikaner werden zustimmen, dass "QE II" einen weit besseren Job macht als ein gewählter Präsident, der zum Ausklang seiner Karriere noch einmal auf die Weide geführt wird.



Als Oberhaupt der anglikanischen Staatskirche hat die Königin von England auch ein religiöses Amt. Sie eröffnet daher auch die Generalsynoden der Kirche von England - doch wenn Elizabeth II. nach Schottland reist, wird sie presbyterianisch: ein andächtiges Mitglied der Kirche von Schottland. Bei deren Generalversammlung ist sie als Beobachterin - nicht als Mitglied - eingeladen.



Nur eine Konfession ist ihr verboten: die katholische. Mit dem sogenannten "Act of Settlement", einem Gesetz aus dem Jahr 1701, ist jeder von der Thronfolge ausgeschlossen, der mit dem Heiligen Stuhl versöhnt ist, mit ihm Gemeinschaft pflegt "oder der der papistischen Religion angehört oder einen Papisten heiratet". Das hat Elizabeth II. in den vergangenen Jahren freilich nicht davon abgehalten, der katholischen Kirche eine beträchtliche Anerkennung entgegenzubringen - anders als zu Zeiten ihrer Kindheit. Als sich 1932 der damalige Erzbischof von Westminster ihrem Großvater zum Silbernen Thronjubiläum mit einer Ergebenheitsadresse vorstellen wollte, wurde er vom Palast brüsk zurückgewiesen.



Gesellschaft hat sich enorm gewandelt

Mit Kardinal Basil Hume (1923-1999) verband Elizabeth II. eine so herzliche persönliche Beziehung, dass sie gar von "meinem Kardinal" sprach. Im November 1995 wohnte die Königin einer katholischen Vesper in der Kathedrale von Westminster bei - zum ersten Mal seit der Reformation. Am Ende seines Lebens gewährte sie Hume sogar den Order of Merit (Verdienstorden), eine persönliche Auszeichnung des Königs.



Während der langen Regentschaft von Elizabeth II. hat sich die britische Gesellschaft enorm gewandelt. Die Monarchie hat im "elisabethanischen Zeitalter" gute Jahre gehabt und "anni horribili"; Traumhochzeiten und Albtraum-Trennungen. Regierungen kamen und gingen, Wirtschaftskrisen und Börsen-Haussen, die Beatles, der Profumo-Skandal und der Fußball-WM-Titel 1966.



Der ewige Thronfolger, Prinz Charles, Fürst von Wales und Herzog von Cornwall, hat inzwischen mit seinen 63 Jahren selbst schon bald das Rentenalter erreicht. Seine Mutter, ob gerade "amused" oder "not amused", hat freilich die Geschicke des Hauses Windsor weiter fest in der Hand.