Vor 30 Jahren reiste Papst Johannes Paul II. erstmals nach Polen

Geburtshelfer der Freiheit

"Ich, ein Sohn polnischer Erde und zugleich Papst Johannes Paul II., ich rufe aus der ganzen Tiefe dieses Jahrtausends, rufe am Vorabend des Pfingstfestes zusammen mit euch allen: Herr, Dein Geist steige herab! Dein Geist steige herab! Und erneuere das Antlitz der Erde! Dieser Erde! Amen." 30 Jahre ist es her, dass Papst Johannes Paul II. während seiner ersten Polenreise mit diesen Worten seinen polnischen Landsleuten in Warschau den Mut gab, die kommunistischen Machthaber herauszufordern.

Autor/in:
Oliver Hinz
Johannes Paul II.: Eines der kürzesten Seligsprechungsverfahren der Geschichte (KNA)
Johannes Paul II.: Eines der kürzesten Seligsprechungsverfahren der Geschichte / ( KNA )

Es war eine folgenreiche Predigt - ein Markstein im Niedergang der kommunistischen Regime in Osteuropa. Sein erster Heimatbesuch vom 2.
bis 10. Juni 1979 - die erste Reise eines Papstes in den damaligen Ostblock überhaupt - wurde zum Triumphzug und stärkte entscheidend das kollektive Selbstbewusstsein der Polen. Ein Jahr später gab es Massenstreiks, und die Gewerkschaft Solidarnosc entstand. Auch die Niederschlagung des Volksaufstandes durch das Militär konnte das Ende des Kommunismus zwar bis Juni 1989 verzögern - aber nicht verhindern.

Die historische Papstreise haben viele Polen nach wie vor in bester Erinnerung. Viele Millionen sahen ihn damals mit eigenen Augen auf seinen zahlreichen Stationen durch die Heimat. Doch erst jetzt bekommt der Platz der berühmten Papstmesse ein Denkmal. Ein etwa zehn Meter großes Kreuz aus weißem Granit wird am 6. Juni bei einer großen Gedenkmesse auf dem Pilsudski-Platz eingeweiht. Es ist dem Holzkreuz nachempfunden, das damals für den Gottesdienst auf dem Ehrenplatz der Nation vor dem Grab des Unbekannten Soldaten errichtet und sofort wieder entfernt wurde. Der Pilsudski-Platz wird von den Warschauern so sehr mit dem Papst in Verbindung gebracht, dass sich hier nach dem Tod von Johannes Paul II. im Jahr 2005 spontan Zehntausende Menschen versammelten.

Ausgefallene Jahrestagsaktionen
Zu den ausgefallenen Jahrestagsaktionen gehört auch das eigens gegründete "Radio Freiheit", das den ganzen Juni über Antenne und Internet sendet. In Krakau, dem Wallfahrtsort Tschenstochau und dem ehemaligen Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau wird ebenfalls mit Gottesdiensten an den damaligen Papstbesuch erinnert.

Die Reise in seine Heimat gut ein halbes Jahr nach seiner überraschenden Wahl zum Papst prägte Polen also nachdrücklich - und umgekehrt auch Johannes Paul II. selbst. Am 25. Jahrestag sagte er auf dem Petersplatz, er wiederhole täglich im Gebet die Worte, mit denen er am 2. Juni 1979 in Warschau seine erste Predigt als Papst auf polnischem Boden beendete. Ohne Rückschläge verlief die Wende in Polen freilich nicht. 1982 verwehrten die kommunistischen Machthaber dem Papst eine erneute Polenreise, wie bereits 1966 Papst Paul VI. (1963-1978). Doch schon 1983 kehrte er zurück - und kam danach noch weitere sieben Male als Papst in seine Heimat.