Vor 200 Jahren wurde der heilige Bruder Konrad geboren

Ein Pförtner aus Berufung

Wie aus einem bayerischen Bauernbub ein Heiliger werden kann, das zeigt die Geschichte des KonradBirndorfer. Der 1934 zur Ehre der Altäre erhobene Kapuzinerbruder erblickte vor 200 Jahren das Licht der Welt.

Autor/in:
Barbara Just
Heiliger Bruder Konrad  / © Katharina Ebel (KNA)
Heiliger Bruder Konrad / © Katharina Ebel ( KNA )

Ein intensiver Beter soll der heilige Konrad (1818-1894) schon zu seinen Jugendzeiten gewesen sein. Dass er aber einmal als Silberfigur ganz nah bei der Schwarzen Muttergottes von Altötting täglich knien wird, hätte er sich wohl auch nicht träumen lassen. Wer die Gnadenkapelle des oberbayerischen Wallfahrtsortes betritt, sieht ihn mit gefalteten Händen zur linken Seite der Madonna. Als elftes von zwölf Kindern des Venusbauern von Parzham im niederbayerischen Rottal wurde er vor 200 Jahren, am 22. Dezember 1818 geboren und auf den Namen Johannes getauft.

Ein "seltsamer" Heiliger

Der Bub wuchs in einer gut katholischen und friedliebenden Familie auf. Als Sechsjähriger nutzte er die halbe Stunde Schulweg zum Rosenkranzgebet und hielt auch die Kameraden dazu an. Raufereien unter Gleichaltrigen mochte der Birndorfer Hansel gar nicht. Überhaupt zeichneten ihn schon in jungen Jahren außergewöhnliche Frömmigkeit, Lebensernst und innere Sammlung aus. Mit Leidenschaft ging er zum Wallfahren, obwohl dies damals infolge der Säkularisation eigentlich verboten war. Der Ruf eines "seltsamen Heiligen" eilte ihm voraus.

Als der Bauernsohn mit 14 Jahren seine Mutter verlor und zwei Jahre später seinen Vater, sollte er den Hof übernehmen. Ihm traute man am ehesten zu, die 125 Tagwerk Grund zu bewirtschaften, samt 22 Pferden und weiterem Vieh. Doch sein Weg war letztlich ein anderer. Seine eigene Kammer soll der junge Mann damals wie eine Hauskapelle mit Altar ausgestattet haben. In den Nächten betete er davor. Sein langjähriger Seelenführer, Benefiziat Franz Xaver Dullinger, brachte ihn zu den Kapuzinern nach Altötting. 1849 wurde er dort als Kandidat aufgenommen und hieß von nun an Konrad.

Gebetseifer, Schweigen und Ausgeglichenheit

Pflicht, Gehorsam und Liebe zu Gott wurden zu seinen Maximen. Geduldig ertrug er auch das Mobbing seiner Mitbrüder, als er den begehrten Posten an der Pforte übertragen bekommen hatte. Einige wollten ihm die Zuteilung einer Zelle verweigern, und ein Pater meinte: "Er soll sich merken, dass er bei uns das Gnadenbrot isst." Im Lauf der Zeit wurde aber auch den Kapuzinern bewusst, dass sie es mit einem besonderen Menschen zu tun hatten.

Da war sein unglaublicher Gebetseifer. Zweimal am Tag erschien er in der Gnadenkapelle, wobei er morgens bei der Messe ministrierte. Das Schweigen zog er stets dem Sprechen und Schreiben vor. Daher sind auch nur sehr wenige Briefe von ihm überliefert. Aber Konrad hatte andere Fähigkeiten. So gelang es ihm, einen Mitbruder sofort zu finden, selbst wenn sich dieser zum Verfassen der Predigt in den Kirchturm zurückgezogen hatte.

Überliefert ist auch, mit welcher Ruhe er reagierte, als ihm ein Handwerksbursche die ausgehändigte Suppe vor die Füße schüttete. "War sie dir nicht gut genug?", wollte Bruder Konrad wissen. "Warte, ich hole Dir jetzt eine bessere." Beschimpfungen und Ärger ertrug er stets mit Geduld. "Die Demut war seine Haupttugend", erklärte später ein Zeuge im Seligsprechungsprozess.

Reliquien in der Klosterkirche Altötting

Am 18. April 1894 schleppte sich der 75-Jährige Bruder Konrad zu seinem Oberen und sagte: "Pater Guardian, ich glaub' jetzt geht's nimmer." Drei Tage später starb er. Die einzige Aufnahme von ihm zeigt ihn mit Rauschebart und brauner Kutte - auf dem Totenbett. Der damalige Hausobere Pater Aloys Schmid hatte entgegen den Gepflogenheiten einen Fotografen beauftragt. Das Bild war für die Menschen gedacht, die den Bruder schon zu Lebzeiten wie einen Heiligen verehrten.

Kurz danach leitete der Orden den Kanonisierungsprozess ein. 1930 wurde Bruder Konrad seliggesprochen, vier Jahre später, die Nazis waren schon an der Macht, folgte die Heiligsprechung. Damit war auch eine politische Botschaft verbunden. Der "Bettelbruder" wurde gegen die Vergötzung des Herrenmenschen in Stellung gebracht.

Heute befinden sich die Reliquien des Heiligen, darunter das Haupt und ein Finger, in einem steinernen Sarkophag in der nach ihm benannten Klosterkirche in Altötting. Deren aufwendige Sanierung konnte rechtzeitig zum Jubiläumsjahr abgeschlossen werden.


Quelle:
KNA