Vor 150 Jahren starb Bayerns König Ludwig I. in Nizza

Letzte Ruhe im Kloster

Ludwig I. von Bayern liebte die Kunst und die Frauen, verstand sich aber auch als frommer Regent. 1848 dankte der König ab und starb 20 Jahre später in Nizza. Seine letzte Ruhe fand der Monarch in einem Münchner Kloster.

 (DR)

Februar 1868 in Nizza: Schon seit Monaten weilt der frühere bayerische König Ludwig I. in der Stadt an der Cote d'Azur. Der 81-Jährige hat sich eine Villa gemietet, um dem kalten Winter in der Heimat zu entfliehen. Hier am Meer blühen im Dezember die Rosen, und Immergrün schmückt die Bäume, schwärmt der alte Herr in einem Brief an die Daheimgebliebenen.

Doch während sein Geist wach ist, kämpft er mit körperlichen Gebrechen. Füße und Unterschenkel schwellen an, Atembeschwerden und unruhige Nächte sind die Folge.

Der Monarch fürchtete nicht den Tod

Trotzdem fährt Ludwig täglich aus, geht spazieren, besucht Nachmittagsgesellschaften, sogar Bälle. Zwei Operationen an den Beinen bereiten ihm leichte Linderung, doch es steht zunehmend ernst um ihn. Die Prinzen Luitpold und Adalbert werden telegrafisch herbeigerufen, und am 26. Februar wird früh im Nebenzimmer eine Messe gelesen, wie der Historiker Egon Cäsar Conte Corti notiert.

Der König kommuniziert und empfängt den vom Papst übersandten Segen. "Denken Sie ja nicht, dass ich den Tod fürchte. Ich habe ihm während meines langen Lebens oft genug ins Auge gesehen", erklärt Ludwig dem Arzt. Der Monarch schlummert immer wieder ein.

"Ein Uhr, und ich bin immer noch nicht tot?"

Kurz nach Mitternacht wacht er auf, will wissen, wie spät es ist. Auf die Antwort entgegnet er: "Ein Uhr, und ich bin immer noch nicht tot?" Erneut verfällt er in Fieberträume. "Ich bin nur froh, dass ich keine Schmerzen mehr habe und hier in Ruhe sterben kann", soll er dem bei ihm weilenden General Freiherr Theodor von Jeetze gesagt haben – und: "Danken Sie allen, allen in München in meinem Namen."

In den Morgenstunden des 29. Februar erteilt ihm ein Geistlicher die Letzte Ölung; um 8.35 Uhr schlägt das Herz des Königs zum letzten Mal, notiert Corti. Die "Augsburger Postzeitung" berichtet dagegen von 9.45 Uhr. Wie es bei den Wittelsbachern üblich ist, hat Ludwig verfügt, dass auch sein Herz "zu denen meiner Regierungsvorfahren nach Alt-Ötting" kommt.

Seine Eingeweide seien neben denen von seiner Frau Therese auf ihren Sarg zu stellen. Der Ehering wiederum soll ihm mit ins Grab gegeben werden, an jene Stelle, wo einst sein Herz gewesen sei. Den Platz für die Grablege hat der Monarch schon 1854 nach dem Tod seiner Gemahlin bestimmt. Die Benediktinerabtei Sankt Bonifaz in München soll es sein, deren Bau er initiiert und mitfinanziert hatte.

Der Ehefrau wurde gleiches Grab verwehrt

Noch zu seinen Lebzeiten ließ er einen Entwurf bei Baumeister Georg Friedrich Ziebland machen, wie Stiftsarchivarin Birgitta Klemenz im "Andechser Bergecho" schreibt. Das Ergebnis habe ihm gefallen, aber zur Umsetzung des Plans kam es nicht, "da derselbe zu viel Geld-Aufwand erfordern würde". Denn der König hatte noch andere Ausgaben zu tätigen.

Die Wahl fiel auf einen schlichten Sarkophag, der nur im unteren Teil durch einen Ornamentsstreifen mit verschlungenen Akanthusgewächsen und Engelsköpfen verziert ist. Hofarchitekt Leo von Klenze hatte ihn geschaffen. Therese wurde erst in der Münchner Theatinerkirche beigesetzt. Drei Jahre später ließ Ludwig sie nach Bonifaz überführen. Doch weil sie evangelisch war, blieb ihr der Haupteingang verwehrt.

Ihr Zinksarg musste Berichten zufolge durch eine Öffnung der Außenmauer in die Gruft geschoben werden. Selbst dieser Kompromiss soll Tagebuch-Aufzeichnungen Klenzes zufolge mit der römischen Kurie und dem Königshaus erst nach längerem Verhandeln erreicht worden sein.

Zeichen der ökumenischen Verbundenheit

Die Beisetzung Ludwigs fand dagegen unter großer Anteilnahme am 9. März 1868 statt. Und während die sterblichen Überreste der Königin in einer für die Öffentlichkeit nicht zugänglichen Gruft lagerten, stand darüber das Grabmal ihres Gemahls. Anders ließ es die katholische Kirche nicht zu. Ludwig hatte dies einst spöttisch kommentiert: "Das ist grade die paßliche Lage für Mann und Frau."

Erst 2002 gelang es, auch die Monarchin auf gleiche Höhe mit ihrem Mann zu bringen. Da die beiden Sarkophage aus Platzgründen nicht nebeneinander passten, wurde ihr Sarg in die hintere Mauer eingelassen. Der damalige Abt Odilo Lechner sprach von einem späten Zeichen der ökumenischen Verbundenheit.

Barbara Just


Zeitgenössische Darstellung des bayerischen Königs Ludwig I. (dpa)
Zeitgenössische Darstellung des bayerischen Königs Ludwig I. / ( dpa )

Feldherrnhalle am Münchner Odeonsplatz - von Ludwig I. beauftragt / © Peter Kneffel (dpa)
Feldherrnhalle am Münchner Odeonsplatz - von Ludwig I. beauftragt / © Peter Kneffel ( dpa )
Quelle:
KNA