Deutscher Ethikrat fordert weltweite Lehren aus Pandemie

Von Ebola und Vogelgrippe nichts gelernt?

Die Vorsitzende des Deutschen Ethikrats fordert eine "ehrliche" internationale Aufarbeitung der Corona-Pandemie. "Wenn wir zukünftig besser auf Pandemien vorbereitet sein wollen, müssen wir international noch mehr voneinander lernen", so Alena Buyx.

Symbolbild: Verzweifelte Ärztin im Gebet / © eldar nurkovic (shutterstock)
Symbolbild: Verzweifelte Ärztin im Gebet / © eldar nurkovic ( shutterstock )

Dafür brauchen wir eine ehrliche Rückschau und eine zukunftsorientierte Aufarbeitung", sagte Alena Buyx am Donnerstag bei einer Anhörung des Rates mit internationalen Sachverständigen.

"Wir müssen besser vorbereitet sein und schneller reagieren", sagte Buyx. Der kanadische Gesundheitswissenschaftler Ross Upshur, Vorsitzender einer Arbeitsgruppe der Weltgesundheitsorganisation zu "Ethik und Covid-19", unterstrich, dass die Weltgemeinschaft es nicht geschafft habe, aus den sechs großen Epidemien seit den 90er Jahren - von Ebola, über die Schweinegrippe bis zur Vogelgrippe - ausreichende Konsequenzen zu ziehen.

Auch während Corona habe sich gezeigt, dass ethische Fragen wie Priorisierungen beim Impfen oder Abwägungen zwischen Freiheitsrechten und Gesundheitsschutz zentral für die Bewältigung der Krise seien; dennoch würden sie nachrangig behandelt, sagte Upshur.

Er forderte, dass Pläne für Pandemie-Bekämpfung Antwort auf solche Pläne geben und Behörden und medizinisches Personal für solche Situationen ausgebildet werden müssten. Auch müsse die Kommunikation über ethische Entscheidungen deutlich verbessert werden.

Probleme in Großbritannien

Der Londoner Gesundheitsrechtler Sir Jonathan Montgomery erläuterte, dass es in Großbritannien Schwierigkeiten bei der Berücksichtigung ethischer Empfehlungen bei politischen Entscheidungen gegeben habe, obwohl hierfür bereits bewährte Konzepte vorhanden gewesen seien.

Dies sei auch darauf zurückzuführen, dass viele wissenschaftliche und ethische Beratungsgremien unter hohem Zeitdruck und nur unzureichend koordiniert aktiv geworden seien, sagte der Regierungsberater. Auch hätten sich ethische Erwägungen oftmals als zu komplex erwiesen.

Wichtiger seien robuste Prinzipien und darauf basierende pragmatische Entscheidungen.

Fehlende weltweite Solidarität bei Impfstoffverteilung

Felix Stein vom Zentrum für Entwicklung und Umwelt an der Universität Oslo beklagte fehlende weltweite Solidarität bei der Impfstoffverteilung. Seiner Analyse zufolge wird die internationale Covax-Initiative, die Impfstoffe für ärmere Länder zur Verfügung stellen soll, durch Impfstoff-Einkaufsabkommen zwischen einzelnen Staaten untergraben. Die Konkurrenz habe die Macht der Pharma-Unternehmen massiv erhöht.

Stein forderte die Politik auf, alle Covid betreffenden Verträge mit Pharma-Firmen zu veröffentlichen und eine Diskussion über die Kosten für Impfstoffe in weltweiten Gesundheitskrisen zu führen.


Alena Buyx / © Bernd von Jutrczenka (dpa)
Alena Buyx / © Bernd von Jutrczenka ( dpa )
Quelle:
KNA
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