Volksinitiative für Gottesbezug in Verfassung

Schleswig-Holstein will ein Zeichen setzen

Im Herbst 2014 hat der schleswig-holsteinische Landtag darüber diskutiert, ob Gott in die Landesverfassung aufgenommen werden soll. Im Parlament in Kiel gab es keine Mehrheit. Viele Menschen waren anschließend sehr betroffen. Eine Volksinitiative soll das nun ändern, berichtet Beate Bäumer, Leiterin des Katholischen Büro Kiel, im domradio.de-Interview.

Mitglieder der Volksinitiative (dpa)
Mitglieder der Volksinitiative / ( dpa )

domradio.de: Bei Ihrer Initiative sind verschiedene Religionen beteiligt - wie haben Sie gemerkt, dass Sie das gleiche Interesse haben? 

Beate Bäumer (Leiterin Kath. Büro Kiel): Das lief im ganzen letzten Jahr schon. Die Debatte im Landtag hat zwei Lesungen lang gedauert und rundherum gab es schon viele Diskussionen. Zum Beispiel hat sich der Vertreter der "Schura" schon gleich gemeldet und gesagt, es wäre doch selbstverständlich, dass auch sie dafür seien. Sie alle würden in einem christlichen Land leben, zu dem Gott und Allah dazu gehören würden. Darum seien sie auch für diesen Gottesbezug. Ganz ähnlich war es auch mit der jüdischen Gemeinde. Da waren wir sehr schnell auf einer Linie.

domradio.de: Was genau verbinden Sie damit, dass Gott auch in der Landesverfassung von Schleswig-Holstein vorkommen soll?

Beate Bäumer: Ich verbinde damit einerseits auch meinen christlichen Gott, weil es für mich persönlich eine wichtige Leit- und Richtschnur ist. Auf der anderen Seite sehe ich es auch als eine sogenannte Demutsformel. Also wir erkennen an, dass der Mensch nicht das letzte Wort hat, dass es noch etwas gibt, das über unserer Vernunft steht und das ist ein ganz wichtiges Zeichen. Es ist auch ein Ausdruck, hinter dem sich zum Beispiel auch Atheisten versammeln. Wir haben auch im Landtag bekennende Atheisten, die sagen: "Ich gehöre zu keiner Religionsgemeinschaft, ich glaube auch nicht an Gott, aber diese Demutsformel ist mir ganz wichtig." Für die Menschen steht Gott als eine Chiffre und deshalb sind sie auch für den Gottesbezug.

domradio.de: Im Grundgesetz steht der Gottesbezug drin - warum muss er dann auch noch in die Landesverfassung?

Beate Bäumer: Ich finde er muss gerade in die Landesverfassung. Ich war persönlich sehr enttäuscht, dass die Abgeordneten sich im letzten Herbst dagegen entschieden haben, ihn aufzunehmen und denke mir, wir alle stehen auf den Normen und Werten dieses Grundgesetzes. Diese Formulierung ist unumstritten im Grundgesetz und darum gehört er gerade auch nach Schleswig-Holstein. Es ist so ein tolerantes und offenes Land und ich glaube es tut gut, wenn Gott in unserer Verfassung ist und wenn wir uns alle bewusst machen, dass es etwas gibt, das noch viel größer ist als wir.

domradio.de: Welche Erfolgsaussichten hat das Projekt?

Beate Bäumer: Ich bin heute nach der Auftaktpressekonferenz sehr zuversichtlich, weil sie sehr gut besucht war und wir einfach ein breites Bündnis aufstellen. Wir sind erstmal Juden, Muslime und Christen - katholisch und evangelisch. Außerdem sind wir parteiübergreifend, was in diesen Tagen in Schleswig-Holstein nicht ganz unwichtig ist, weil sich nämlich in diesen Tagen zum zehnten Mal der Tag jährt, an dem Heide Simonis damals  nicht wieder gewählt wurde (Stichwort: Heidemörder). Das hat wiederum große Spannungen zwischen den Parteien verursacht. Deswegen bin ich froh, dass Peter Harry Carstensen (CDU) und Björn Engholm (SPD) zum Beispiel dabei sind. Auch der Manager der SG Flensburg-Handewitt Dirk Schmäschke ist mit an Bord. Wir sprechen alle ganz unterschiedliche Gruppierungen an und viele von denen stehen mit ihrem persönlichen Bekenntnis und Gottesbezug zu diesem Anliegen und ich glaube, dass wir nach und nach viele Menschen überzeugen werden.

Das Gespräch führte Christian Schlegel.


Quelle:
DR