Jugendliche verschicken gebastelte Briefe an Senioren

"Viele waren zu Tränen gerührt"

Jugendliche schreiben eher selten richtige Briefe. Durch die Aktion "#herzbrief - Jugend teilt Gemeinschaft" greifen aber viele wieder zu Stift und Papier. Die gebastelten Briefe sollen gerade Senioren in dieser Zeit zeigen, dass sie nicht alleine sind. 

Mit Liebe verschickte Briefe spenden Mut und Kraft in der Corona-Zeit / © Africa Studio (shutterstock)
Mit Liebe verschickte Briefe spenden Mut und Kraft in der Corona-Zeit / © Africa Studio ( shutterstock )

DOMRADIO.DE: Was steckt hinter der Aktion?

Hanna Blaschke (Jugendreferentin der Pfarreiengemeinschaft Meckenheim, Initiatorin der Aktion "#Herzbrief – Jugend teilt Gemeinschaft"): Anlass war die Situation in der Corona-Krise. Plötzlich gab es keine Gruppenstunden mehr. Wir hatten eine ganz komische Situation.

Die Jugendlichen hatten Power und wollten irgendwas tun. Da haben wir uns gedacht "Was können die machen? Wie können wir - und auch das ganze Altersspektrum unserer Jugendgruppen - Leute erreichen?" Und dann ist mir die Aktion eingefallen. Wir schreiben die Briefe analog, basteln und machen anderen Leuten eine Freude.

DOMRADIO.DE: Heutzutage schreibt man eher Nachrichten per WhatsApp, Instagram oder Facebook. Briefe auf Papier zu schreiben, ist eher selten. Wie ist die Idee bei den jungen Leuten angekommen?

Blaschke: Überraschend gut. Ich dachte erst, dass das eine ganz kleine Aktion mit 20 Briefen wird. Jetzt haben wir 200 Briefe verteilt, und die kommen sehr gut an. Sowohl bei den Jugendlichen, die schreiben und basteln und die Briefe machen, als auch bei den älteren Leuten.

DOMRADIO.DE: Sie haben schon gesagt, dass Sie viele Altersgruppen ansprechen wollten. Wer macht alles mit bei dieser Aktion? Was sind das für Jugendliche?

Blaschke: Wir haben alle katholischen Jugendgruppen in Meckenheim eingeladen. Die, von denen ich weiß, dass sie auf jeden Fall mitmachen, sind die Messdienergruppen, die Schützenjugend Ersdorf-Altendorf, die DPSG vom Pfadfinderstamm Swabidua und die Malteser-Jugend bei uns.

Aber wir haben es offen gehalten. Das heißt, es konnten auch alle anderen mitmachen. Und es kann durchaus sein, dass der eine oder andere von anderen Gruppen auch Briefe eingeschmissen hat.

DOMRADIO.DE: Bei den Briefen gibt es sicherlich kreative Ideen. Was lassen sich die Jugendlichen da alles einfallen?

Blaschke: Ich kann da jetzt gar keine hundertprozentige Antwort geben, weil die Briefe ja alle schon verschlossen waren, als wir sie bekommen haben. Aber durch die Rückmeldung haben wir gehört, dass es von Gedichten über selbst gebastelte Sachen aus Gips, Stoffsachen bis hin zu ganz normale Karten, die positiv Mut zusprechen, sehr kreative Ideen gab und in diese Briefe wahnsinnig viel Zeit und Liebe investiert wurde.

DOMRADIO.DE: Wie funktioniert die Verteilung?

Blaschke: Die Jugendlichen haben die Briefe geschrieben und auf den Briefumschlag #herzbrief draufgeschrieben. Dann konnten sie die Briefe im Pfarrbüro einwerfen. Zum Teil haben die einzelnen Gruppen es selbst geregelt, dass die Briefe bei einem Leiter abgegeben und dann gesammelt ins Pfarrbüro getragen wurden.

Dann haben wir uns um die Verteilung gekümmert. Ganz viele Ehrenamtliche haben da mitgeholfen - herzlichen Dank auch an diese Menschen - und es gab auch Junggruppen, die noch Leute kannten, bei denen sie die Briefe dann eingeworfen haben.

DOMRADIO.DE: Wie waren die Reaktionen der Empfänger?

Blaschke: Überragend, würde ich sagen. Viele waren allein schon zu Tränen gerührt, als sie den Brief bekommen haben, weil jemand an sie gedacht hat. Das war begeisternd und hat die Menschen auf jeden Fall sehr getroffen und sehr viel Motivation und Freude geschenkt.

Ich habe auch gehört, dass es durchaus Leute gibt, die den Brief jeden Tag wieder rauskramen, ihn immer wieder angucken und sich jedes Mal wieder darüber freuen. Es sind auf jeden Fall wahnsinnig positive Rückmeldungen gewesen.

Viele wollten sich auch bedanken und haben nach der Person gesucht, die den Brief geschickt hat, denn am Anfang waren nicht auf allen Briefen die Absender zu sehen. Da haben aber auch viele die richtigen Leute erreicht.

Das Interview führte Julia Reck.


Quelle:
DR