Brasiliens Bischofskonferenz kritisiert Verzicht auf COP25

Vertane Großchance

Derzeit tagt die Weltklimakonferenz im polnischen Kattowitz. Während die Beratungen laufen, richtet sich der Blick schon auf die nächste Konferenz. Brasilien war als Gastgeber vorgesehen. Doch die Regierung sagte nein – zum Unmut der Kirche.

Abholzung im Amazonasgebiet / © N.N. (KNA)
Abholzung im Amazonasgebiet / © N.N. ( KNA )

Brasiliens katholische Bischöfe bedauern den Verzicht der Regierung auf die Austragung der für 2019 geplanten Klimakonferenz COP25.

Damit gebe das Land seine Führungsrolle im Kampf gegen den Klimawandel auf, sagte der Generalsekretär der Bischofskonferenz, Weihbischof Leonardo Ulrich Steiner, am Montag der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). Dafür werde die für den gleichen Zeitraum geplante Amazonas-Synode im Vatikan an Bedeutung gewinnen.

Bonn als Ersatzort?

Anfang vergangener Woche hatte der künftige Präsident Jair Messias Bolsonaro den Verzicht auf die Austragung der COP25 angeordnet. Erst im Oktober hatte die Regierung des noch bis Ende Dezember amtierenden Präsidenten Michel Temer Brasiliens Kandidatur bei den Vereinten Nationen eingereicht. Die COP25 soll vom 11. bis 22. November 2019 stattfinden. Sollte kein anderes lateinamerikanisches Land einspringen, wird sie wieder in Bonn abgehalten.

Bolsonaro steht den multilateralen Klimaverhandlungen kritisch gegenüber. Sie dienten dazu, Brasilien die Hoheit über die Amazonasgebiete zu entziehen sowie die Agrarindustrie zu schwächen.

Bolsonaro will stattdessen die wirtschaftliche Nutzung der Region vorantreiben. "Die Verantwortung für Amazonien liegt bei Brasilien. Wir haben eine Chance verpasst, dies zu zeigen. Gleichzeitig haben wir die Chance vertan, andere Länder für den Umweltschutz zu gewinnen", so Steiner.

Neuer Präsident mit eigenen Vorstellungen

Bolsonaro hatte bereits mehrfach mit dem Ausstieg aus dem Pariser Klimaabkommen kokettiert. Am Wochenende kündigte Frankreichs Präsident Emmanuel Macron für diesen Fall wirtschaftliche Konsequenzen für Brasilien an. Experten kritisieren zudem, dass Brasilien auch den Zugang zur internationalen Finanzierung für den Waldschutz gefährde.

Auf der derzeit im polnischen Kattowitz stattfindenden COP24 hat die Weltbank für die nächsten Jahre bis zu 200 Milliarden US-Dollar für den Waldschutz angekündigt.

Die Kirche habe wichtige Beiträge zum Umweltschutz geleistet, erinnerte Steiner. Nicht nur habe sie weltweit seit Jahrzehnten über den Umweltschutz diskutiert. Die päpstliche Enzyklika "Laudato si" sei zudem eine wichtige Grundlage für den Erfolg der Klimakonferenz in Paris Ende 2015 gewesen, so Steiner.

Synode der Amazonas-Länder im Vatikan

Für Oktober 2019 ist eine Synode der Amazonas-Länder im Vatikan geplant. Bischöfe aus neun Staaten werden an der Synode teilnehmen.

Insgesamt leben mehr als 30 Millionen Menschen im Gebiet des Amazonaswaldes. Pan-Amazonien umfasst die Länder Brasilien, Venezuela, Kolumbien, Bolivien, Peru, Ecuador Französisch-Guayana, Guyana und Suriname.


Quelle:
KNA
Mehr zum Thema