Kritik zum Start der Weltklimakonferenz

"Deutschland ohne Kohleausstiegsplan im Gepäck"

Die Welt hat sich um rund ein Grad aufgeheizt im Vergleich zur vorindustriellen Zeit. Die Zahlen sprechen für sich, doch der Weg für eine Trendwende ist schwammig. Zum Auftakt der Weltklimakonferenz in Polen hagelt es Kritik an Deutschland.

Gletscherschmelze / © David Goldman (dpa)
Gletscherschmelze / © David Goldman ( dpa )

Mit Appellen zu mehr Engagement im Kampf gegen die Erderwärmung ist am Montag im polnischen Kattowitz die Weltklimakonferenz offiziell eröffnet worden. Erste Arbeitssitzungen fanden bereits am Sonntag statt. Bis zum 14. Dezember wollen Vertreter aus rund 200 Ländern über die weitere Umsetzung des 2015 in Paris beschlossenen Klimaabkommens beraten. Das Abkommen sieht vor, den Anstieg der globalen Durchschnittstemperatur im Vergleich zum vorindustriellen Niveau auf deutlich unter zwei Grad zu begrenzen.

"Wir brauchen eine vollständige Transformation der Weltwirtschaft, der Energiegewinnung sowie der Art und Weise, wie wir mit den Rohstoffen und unseren Wäldern umgehen", mahnte UN-Generalsekretär Antonio Guterres. Polens Präsident Andrzej Duda nannte Kattowitz einen "hochsymbolischen" Konferenzort. Am Beispiel der Stadt im oberschlesischen Industrierevier zeige sich, dass ein Ausstieg aus der fossilen Energie möglich sei.

Frank Bainimarama: Anstrengungen verfünffachen

Fidschis Premierminister Frank Bainimarama, zusammen mit Deutschland vor einem Jahr Gastgeber der Klimakonferenz in Bonn, betonte, die Staatengemeinschaft müsse ihre Anstrengungen verfünffachen, um den Anstieg der Durchschnittstemperatur auf 1,5 Grad zu begrenzen. Schon in diesem Falle sind Inselstaaten und viele Entwicklungsländer in besonderer Weise von den Folgen des Klimawandels betroffen.

Bundesumweltministerin Svenja Schulze (SPD) und Entwicklungsminister Gerd Müller (CSU) kündigten an, Deutschland werde seine Zusage für den internationalen Klimafonds um weitere 1,5 Millionen Euro verdoppeln. Der Green Climate Fund soll die ärmeren Staaten bei der Anpassung an den Klimawandel unterstützen, gilt aber bislang als chronisch unterfinanziert.

Umweltministerin Schulze nannte es "sehr schmerzhaft", dass Deutschland die eigenen Klimaziele für 2020 aller Voraussicht nach verfehlen wird. Im kommenden Jahr will die Bundesregierung ihren Angaben zufolge ein Klimaschutzgesetz vorlegen, um Energiewende und Umweltschutz voranzubringen. Zum Kohlausstieg sagte Schulze: "Der Wille ist da, aber wir müssen jetzt noch ganz genau den Weg beschreiben."

Kritik an Deutschlands wegen fehlenden Plänen

Doch der Wille ist dem katholischen Hilfswerk Misereor in dem Falle noch nicht genug. Die Hilfswerk-Expertin Kathrin Schroeder kritisiert im DOMRADIO.DE-Interview fehlende Pläne zum Koheausstieg. "Ich hätte es gut gefunden, wenn deutsche Politiker ein entsprechendes Konzept, wie der Kohleausstieg in Deutschland passieren soll, in der Hand gehabt hätten. Die Kohle-Kommission hätte eigentlich nächste Woche fertig werden sollen. Sie hat aber leider ihre Arbeit  zum Kohleausstieg ins nächste Jahr aufgeschoben." Der Bericht in der Tasche wäre ein wichtiges Signal gewesen, so die Misereor-Referentin für Klimawandel und Energie. Die Veröffentlichung des aktuellen Bericht des Weltklimarats vor wenigen Wochen habe noch mal klargemacht, dass keine Zeit für Warten wäre.

Genau so kritisch sehen das auch die Klima-Allianz Deutschland und der entwicklungspolitische Dachverband Venro. "Die Weltgemeinschaft erwartet von Deutschland einen Kohleausstiegsplan, der zu den Klimazielen von Paris passt", so die Geschäftsführerin der Klima-Allianz, Christiane Averbeck.

Der Venro-Vorsitzende Bernd Bornhorst begrüßte die angekündigte Aufstockung für den internationalen Klimafonds. Doch das allein reiche nicht aus, um in Kattowitz eine Wende in der Klimapolitik einzuläuten.

Misereor als Beobachter auf Weltklimakonferenz - Ein Interview mit Kathrin Schroeder, Misereor-Referentin für Klimawandel und Energie


Quelle:
epd , DR