Benediktinermönche bringen Gebetsanliegen nach Bethlehem

Verbindung zu Gott und Ausdruck des Glaubens

Jedes Jahr in der Heiligen Nacht machen sich die Benediktinermönche der Dormitio-Abtei in Jerusalem zu Fuß auf den Weg zur Geburtsgrotte in Bethlehem. Mit im Gepäck auf dem zweistündigen Marsch ist eine Schriftrolle mit Tausenden Namen.

Die Dormitio-Abtei ist eine deutschsprachige Benediktinerabtei auf dem Berg Zion in Jersualem und Einsatzort des Deutschen Verein vom Heiligen Lande / © Beatrice Tomasetti (DR)
Die Dormitio-Abtei ist eine deutschsprachige Benediktinerabtei auf dem Berg Zion in Jersualem und Einsatzort des Deutschen Verein vom Heiligen Lande / © Beatrice Tomasetti ( DR )

DOMRADIO.DE: Was hat es mit den Rollen, auf denen lauter Namen stehen, auf sich?

Pater Matthias Karl (Prior der Dormitio-Abtei in Jerusalem): Wir leben hier in Jerusalem, zwei Fußmarschstunden von Bethlehem entfernt. Daher haben wir das große Glück, in der Heiligen Nacht auch die Geburtsgrotte besuchen zu können. Immer wieder haben uns Leute gebeten, dort beim Besuch in der Heiligen Nacht auch an sie zu denken und für sie zu beten.

So haben wir es uns zur Gewohnheit gemacht, einfach die Namen derer, an die wir denken sollen, aufzuschreiben. Das wurde immer bekannter und inzwischen sind es weit über 100.000 Namen, die wir jedes Jahr in den letzten Weihnachtstagen und bestimmt auch dieses Jahr wieder nach Bethlehem mitnehmen werden.

DOMRADIO.DE: Die Aktion heißt "Ich trage deinen Namen in der Heiligen Nacht nach Bethlehem". Letztes Jahr waren es mehr als 112.000 Namen. Wer kann denn alles seinen Namen nach Bethlehem senden und in der Heiligen Nacht vorbringen lassen?

Pater Matthias: Jeder ist eingeladen, sich an dieser Aktion zu beteiligen. Jeder, der Freude daran hat, in dem Wissen, in der Heiligen Nacht mit seinem Namen dort in der Grotte präsent zu sein.

DOMRADIO.DE: Welche Gebetsanliegen haben die Christen denn zu diesem besonderen Anlass an Weihnachten?

Pater Matthias: Viele Gebetsanliegen sind gebunden an die eigene Familiensituation. Da ist Dank für ein neugeborenes Kind, Dank für ein junges Paar, das sich getraut hat und jetzt eine Familie aufbaut. Aber natürlich auch die Bitte für jemanden aus der Familie, aus dem Bekanntenkreis, aus dem Kreis der Nachbarn, aus dem Kreis der Arbeitskollegen, der ernsthaft krank ist.

Arbeitslosigkeit ist ein Thema, die Enkelkinder, die sich schwertun in der Schule, Weltfriede, die ungute Situation in vielen kirchlichen Bereichen, Missbrauch. Es kommen wirklich alle Anliegen.

DOMRADIO.DE: Im übertragenen Sinn gehen diese Menschen dann also mit Ihnen nach Bethlehem und ihre Anliegen werden mitgenommen auf einer Schriftrolle. Wie müssen wir uns das vorstellen? Wer trägt die zum Beispiel?

Pater Matthias: Es sind nicht nur wir Mönche, die in der Heiligen Nacht nach Bethlehem gehen. Mit uns hier auf dem Zion sind auch Volontärinnen und Volontäre, junge Leute aus Deutschland und der ganzen Welt sind hier im Land sogar auch jetzt in der Corona-Zeit. Die Weihnachtsnacht werden sie mit uns feiern, zuerst die Christmette und dann auch gemeinsam den Weg mitgehen nach Bethlehem.

Die Rolle, die ja einige Kilogramm schwer ist, die tragen wir abwechselnd, immer wieder mal zwei andere. Also es ist wirklich eine dicke Papierrolle auf einem Holzstab aufgewickelt.

DOMRADIO.DE: Und das geht auch in diesem Jahr, trotz der Corona-Pandemie?

Pater Matthias: Also noch würde es gehen und wir hoffen, dass es so bleibt. Es ist hier in Israel und in Palästina, wie es auch in Deutschland ist. Wir müssen sehr kurzfristig planen und uns dann natürlich an die aktuellen Bestimmungen halten. Aber wir gehen davon aus, dass das Hochfest der Geburt des Herrn auch in diesem Jahr in Bethlehem gefeiert werden kann und dass auch wir mit der Schriftrolle dorthin kommen können.

DOMRADIO.DE: Umso schöner, dass die Menschen in einer solchen Zeit auf diese Weise dann teilhaben können. Was bedeutet es den Christen, mit ihrem Namen auf dem Weg dabei zu sein?

Pater Matthias: Für uns Christen ist das von sehr tiefer Bedeutung. Das kommt von der Bibel her. Der Name steht für die ganze Person, für den ganzen Menschen, für die ganze geschaffene Wirklichkeit. Der Name bringt letztendlich nicht nur einfach nur einen Rufnamen zum Ausdruck, sondern wirklich eine Verbindung zu Gott.

Mit dem Namen, der auf der Rolle steht, bringen wir letztendlich auch den Glauben zum Ausdruck, Gott, du weißt um uns, du weißt um unsere Nöte, um unsere Bitten, um unsere Freuden. In dieser besonderen Heiligen Nacht teilen wir all das mit dir.

DOMRADIO.DE: Und die Aktion ist ja mit einer Spende verbunden. Für was wird die verwendet?

Pater Matthias: Wir Benediktiner sind seit Jahren mit vielen sozialen Einrichtungen in Bethlehem eng verbunden, vor allem auch durch unsere Sozialarbeit in Tabgha, unserem zweiten Kloster am See Genezareth, wo wir Menschen mit Behinderungen, vor allem Kinder und Jugendliche, für Ferientage willkommen heißen. Und viele dieser Einrichtungen, die wir schon seit Jahren gut kennen und auch andere, die wir neu kennenlernen, wollen wir mit Spenden, die uns geschenkt werden, im Rahmen dieser Aktion unterstützen.

Das ist in diesem Jahr das Franciscan Family Center, ein von den Franziskanerschwestern und -brüdern aufgebautes Therapiezentrum, das sich bedürftigen Familien in Bethlehem und Umkreis annimmt. In dem Zentrum werden auch Kinder nachmittags betreut, die sich schwertun, vor allem in der Schule, aber auch verhaltensauffällige Kinder.

Dann unterstützen wir Ma'an lil-Hayat, in Deutschland bekannt als Arche-Gemeinschaft, also eine Organisation, die eine Arbeitsstätte aufgebaut hat für Menschen mit Behinderung. Eine Einrichtung für Bedürftige ab 16 Jahre. Die gibt denen ganz einfache Arbeiten. Die Filzen vor allem viele Souvenirs, die dann verkauft werden. Aber natürlich braucht die Einrichtung wesentlich mehr Geld, als sie mit eigener Arbeit verdienen können. Ähnlich wie auch heilpädagogische Einrichtungen in Deutschland auf Förderungen angewiesen sind.

Und eine andere Einrichtung ist Niño Dios, eine Ordensgemeinschaft von Schwestern, die sich Waisenkindern und Kindern annimmt, die nicht in den familieneigenen Familien betreut werden können. Also ein Waisenhaus oder Kinderheim vom ersten Lebensjahr an bis hinauf dann ins Erwachsenenalter, wenn die Jugendlichen dann 18 oder 19 sind und dann mehr oder weniger auf eigenen Füße stehen können. Die betreuen dort Kinder mit Behinderung und auch Kinder frei von Behinderung, also auch inklusiv.

Das sind Einrichtungen, die sich wirklich den Menschen, den Notbedürftigen annehmen. Und wir sind da ganz glücklich, dass wir mit den vielen Spenden, die uns geschenkt werden im Rahmen der Aktion, tatsächlich auch tatkräftig in Bethlehem helfen können.

Das Interview führte Katharina Geiger.

Hinweis:
Informationen zur Weihnachtsaktion "Ich trage deinen Namen in der Heiligen Nacht nach Bethlehem" finden Sie hier.


Quelle:
DR