Vatikansprecher zur Spanienreise des Papstes

Kein politischer Besuch

Die von Papst Benedikt XVI. ausgehenden Initiativen zur Neuevangelisierung richten sich nicht vornehmlich nach Spanien. Dies sagte Vatikansprecher Federico Lombardi im Interview der Tageszeitung «El Pais». Die kürzlich ins Leben gerufene Vatikanbehörde sei nicht nur mit Blick auf Spanien ins Leben gerufen worden, «aber natürlich auch für Spanien», so Lombardi.

 (DR)

Natürlich sehe der Papst mit wachsender Sorge auf die Säkularisierung und die Ablösung des Landes von seinen christlichen Wurzeln. Diese negative Entwicklung gebe es aber auch in anderen Ländern wie Frankreich, Italien und generell in Zentraleuropa, so der Papstsprecher. Benedikt XVI. reist am Samstag für zwei Tage nach Spanien.



Es stimme zwar, dass der Papst in kein anderes Land so oft gereist sei wie nach Spanien, so Lombardi. Doch sei der Grund dafür vor allem die sehr aktive und dynamische Kirche dort, die immer wieder die Initiative ergreife und Katholiken aus der ganzen Welt zu Großereignissen wie zum Weltjugendtag 2011 in Madrid einlade. Dass Benedikt XVI. nun nach dem Weltfamilientreffen in Valencia 2006 erneut Spanien besuche, liege auch an den beiden speziellen Orten. Der Papst sei zuvor weder in Santiago de Compostela noch in Barcelona gewesen, wo er am Sonntag die weltberühmte Kirche Sagrada Familia weiht.



In Spanien, über Jahrhunderte ein Bollwerk des Katholizismus, haben in den vergangenen Jahren viele der Kirche den Rücken gekehrt. Die Regierung von Ministerpräsident Jose Luis Rodriguez Zapatero hat mehrere als kirchenfeindlich empfundene Reformgesetze verabschiedet. Spanische Medien spekulierten daher angesichts des erneuten Papstbesuchs, Benedikt XVI. habe speziell ihr Land zur "Neuevangelisierung" auserkoren.



Die Sagrada Familia sei ein Ort, an dem sich die künstlerische Inspiration mit dem christlichen Glauben treffe. Dies fasziniere einen so spirituellen wie kulturinteressierten Menschen wie Benedikt XVI., so Lombardi. Die Weihe dieser Kirche gebe dem Papst die außergewöhnliche Möglichkeit, über das Verhältnis zwischen Glauben und Kunst zu sprechen und so viele Menschen zum Glauben, zum christlichen Leben und die Menschen in Barcelona zum Weiterbau der Basilika zu animieren.



Dass Ministerpräsident Zapatero weder bei der Messe in Santiago noch bei der Weihe der Sagrada Familia anwesend sein werde, störe den Papst nicht weiter, so der Vatikanssprecher. Benedikt XVI. respektiere dessen Entscheidung. "Niemand ist gezwungen, an einer Messe teilzunehmen, und die Entscheidung ist zu respektieren", so der Sprecher wörtlich. Es sei sogar kohärenter, nicht an einer Messe teilzunehmen, wenn man sich nicht damit identifiziere.



In dem Interview versichert der Vatikanssprecher erneut, dass die Papstreise keine politische sei. Die Beziehungen zwischen dem Vatikan und der spanischen Regierung bezeichnet Lombardi als "korrekt". Lombardi hebt viele Gebiete wie den Einsatz für den Frieden im Nahen Osten sowie in Kuba hervor, wo die Kirche eng mit Madrid zusammenarbeite.



Dennoch wolle der Vatikan nicht seine "Sorgen über verschiedene Aspekte wie die Verteidigung des Lebens und der Familie sowie der religiösen Freiheit in Spanien" verbergen, betont der Sprecher. Das werde der Papst auch während seines Besuches deutlich machen.