Vatikansprecher über das Problemjahr 2010

Das Drama überwinden

2010 war für die katholische Kirche nach Ansicht von Vatikansprecher Federico Lombardi ein hartes Jahr. Dennoch habe Papst Benedikt XVI. durch eine Reihe wichtiger Gesten, vor allem durch die Treffen mit Opfern die richtige Richtung gewiesen, um das Drama der Missbrauchsskandale zu überwinden.

 (DR)

Das Problem des Jahres 2010 sei nicht neu gewesen, führte der Sprecher in einem Jahresrückblick für Radio Vatikan aus. Missbrauchsskandale waren bereits im vergangenen Jahrzehnt in den USA und in Irland ein großes Thema. Bereits 2009 hatte Benedikt XVI. ein großes Schreiben dazu angekündigt.



Allerdings kam das Thema in diesem Jahr in einigen anderen europäischen Ländern hoch und löste beträchtliche Reaktionen aus.



Tiefgreifende Erneuerung der Kirche

Benedikt XVI. sei mit vielen Interventionen und Aktionen auf die Skandale eingegangen, hob Lombardi hervor. Er habe mit Opfern gesprochen, ihnen zugehört, an ihren Leiden Anteil genommen. Bei verschiedenen Anlässen, auch zum Abschluss des Internationalen Priesterjahres im Sommer, habe er die Kirche zu einer tiefgreifenden Erneuerung aufgerufen.



"Wir befinden uns in der richtigen Richtung, um das Drama dieses Skandals zu überwinden, der so viele Personen zutiefst verletzt hat, der aber auch Anlass für eine Erneuerung sein muss", so Lombardi.



Sexualität und Gefühlsleben

Das Nachdenken darüber dürfe nicht nur das Thema der Heiligkeit des Priestertums einschließen, sondern müsse auch die Dimension von Sexualität und Gefühlsleben beinhalten. Daraus könnten sich für die Kirche Impulse zur Erneuerung ergeben.



In seinem Jahresrückblick verwies der Vatikansprecher auch auf Diskriminierung und Verfolgung von Christen heute, dem Benedikt XVI. seine Botschaft zum Weltfriedenstag 2011 gewidmet habe. Solche Probleme gebe es für Christen nicht nur im Nahen Osten, sondern auch in Indien, auf den Philippinen und in anderen Teilen Asiens.



Sorge um Christen in China

Besorgnis hätten in den vergangenen Monaten die Einschränkungen der Religions- und Gewissensfreiheit in China erregt, führte Lombardi aus. Aber auch in den westlichen Ländern sei eine "Christenfeindlichkeit" zu verzeichnen, wie der Papst bei seinem Jahresrückblick vor der vatikanischen Kurie kurz vor Weihnachten hervorhob. Hier wie aber auch bei seinen Auslandsreisen habe der Papst das Recht der Kirche und der Christen angemahnt, ihren Glauben in aller Welt frei und öffentlich praktizieren zu können. Christen dürften sich und ihre Symbole nicht aus dem gesellschaftlichen Leben ausgrenzen lassen, unterstrich Lombardi.



Als weiteren Höhepunkt 2010 nannte der Sprecher die Bischofssynode für den Nahen Osten im Oktober. Trotz aller Probleme und trotz mancher Attentate habe die Synode den Eindruck von Vitalität und Engagement der Kirchen in der Region vermittelt. Es bestehe der Wunsch, aktiv den Glauben zu bekennen und über die Grenzen der Riten-Gemeinschaften zusammenzuarbeiten.



Förderung der Neuevangelisierung

Mit der Gründung einer neuen Vatikanbehörde zur Förderung der Neuevangelisierung habe der Papst die Priorität der christlichen Verkündigung unterstrichen, so Lombardi in seinem Jahresrückblick weiter. Mit seinem Interviewbuch "Licht der Welt" habe Benedikt XVI. schließlich das Image widerlegt, er sei im Gegensatz zu seinem Vorgänger nicht kommunikativ. Der Papst finde durchaus geeignete Wege, sich mitzuteilen. Dies gelte auch für sein großes Jesusbuch, dem bald ein zweiter Teil folgen werde. Auch mit den klassischen Formen der Kommunikation, mit Predigten, Katechesen und Reden leiste der Papst einen bedeutenden Beitrag "für eine Synthese von Theologie und Spiritualität für die Kirche von heute", schloss Lombardi.