Vatikanexperte erklärt besondere Rosenweihe zu Laetare

Symbol und Auszeichnung

Am Laetare-Sonntag wurde früher im Vatikan eine ganz besondere Rosenweihe gefeiert. Welche Symbolik hinter dieser Goldenen Rose steht, wer sie bekommen hat und was sich geändert hat, erklärt Vatikanexperte Ulrich Nersinger.

Goldene Rose / © Nataliya Kitaeva (shutterstock)

DOMRADIO.DE: Wie hat das damals mit der Goldenen Rose angefangen?

Vatikanexperte Ulrich Nersinger (EWTN)
Vatikanexperte Ulrich Nersinger / ( EWTN )

Ulrich Nersinger (Vatikanexperte und Buchautor): So genau wissen wir das auch nicht. Wir kennen auch nicht die Verbindung mit Rosensonntag und Laetare. Am heutigen Tag haben wir ja auch eine andere liturgische Farbe. Das ist Rosa. Einige sagen, das hängt mit diesem Rosensonntag zusammen. 

Generell kann man aber sagen, bei diesem Sonntag, den wir heute feiern, gibt es schon so ein Aufblitzen der österlichen Freude. Das zeigt sich auch beim Eingangsvers "Laetare Ierusalem" – "Freue dich, Jerusalem". 

Der Papst hat an diesem Tag eine Rose geweiht und sie ganz am Anfang immer dem Stadtpräfekten von Rom als Auszeichnung übergeben. Das geschah vermutlich schon vor dem elften Jahrhundert - ganz sicher können wir das aber nicht herausfinden. 

Das hat sich dann aber sehr schnell geändert. Man hat dann diese Rose an bedeutende Persönlichkeiten überreicht. Das geschah aus unterschiedlichen Gründen – indem man sie ehren wollte, aber auch, indem man sie an die Kirche binden wollte oder wenn man sie für bestimmte Aktionen, die für die Kirche wichtig waren, gewinnen wollte. 

Ulrich Nersinger

"Die Dreiheit der Rose wird als Sinnbild Christi gesehen; auch für den Auftrag, den Christus den Menschen gibt."

DOMRADIO.DE: Man hat diese Rose also verschenkt. Ging die Rose auch an Frauen oder nur an männliche Persönlichkeiten? 

Nersinger: Sie ging sowohl an Männer als auch an Frauen. Man muss vielleicht vorher noch vorausschicken, was es mit dieser Rose auf sich hat. Die Päpste haben versucht, Deutungen zu geben. Da gibt es eine ganze Zahl von Interpretationen. 

Bei der Weihe haben die Päpste in diese Rose Moschus und Balsam gelegt. Dann haben sie gesagt, dass Gold, Balsam und Moschus Christus symbolisieren. Das Gold soll dabei für die Gottheit Christus stehen; das tierische Moschus steht für seinen menschlichen Leib, und durch Balsam soll es möglich sein, dass sich Moschus und Gold verbinden. Die Dreiheit der Rose wird als Sinnbild Christi gesehen und auch für den Auftrag, den Christus den Menschen gibt.

Dann hat man natürlich diese Rose erst einmal Männern gegeben, die einen besonderen Bezug zur Kirche hatten oder die man gewinnen wollte. Das war zum Beispiel der Fall, als in England unter Heinrich VIII. ein Streit drohte. Da hat man Heinrich VIII. eine goldene Rose geschickt. 

Martin Luther Denkmal auf dem Marktplatz in Wittenberg / © Martin Jehnichen (KNA)
Martin Luther Denkmal auf dem Marktplatz in Wittenberg / © Martin Jehnichen ( KNA )

Oder als es um Luther ging, hat man dem Landesherrn von Luther, Friedrich dem Weisen (Friedrich III.), eine goldene Rose geschickt. Dieser soll sie aber, obwohl er sehr für solche religiösen Sachen war, mehr oder weniger in die Ecke geschmissen haben. Da war schon nicht mehr so eine Wertschätzung da. 

Man hat diese Rose aber auch Frauen geschickt, natürlich zunächst einmal Adligen – als eine Art Tugendrose. Aber nicht nur Adlige haben sie bekommen, es gab auch Bürgerliche. Im deutschen Sprachraum haben zum Beispiel die Herzogin von Jülich und Kleve, aber auch Kaiserin Sissi in Österreich die Rose bekommen. 

DOMRADIO.DE: Wurden bei der Weihe auch mehrere Rosen geweiht, die man dann verschenkt hat? 

Nersinger: Nein, man hat eigentlich nur eine am Laetare-Sonntag geweiht. Das hat sich dann aber später etwas geändert. Man hat auch manchmal Rosen geweiht und die wurden auch nicht direkt verschenkt. 

Die Rose wurde immer weniger ein Geschenk für "normale" Menschen, sondern immer mehr der Muttergottes dediziert und Wallfahrtsorte und bestimmte Marienheiligtümer damit ausgezeichnet. In der jüngeren Vergangenheit fast ausschließlich. 

Salus populi Romani / © Stefano Spaziani (KNA)
Salus populi Romani / © Stefano Spaziani ( KNA )

Wir wissen, Papst Franziskus hat eine große Verehrung für Santa Maria Maggiore und für das Marienbild "Salus populi Romani" – Heil des römischen Volkes. Da hat er auch schon mehrfach – erst vor kurzem noch – eine Goldene Rose hinschicken lassen. 

Ulrich Nersinger

"Heute hat sich aber durchgesetzt, dass die Goldene Rose nur noch ein Geschenk hauptsächlich für Marienwallfahrtsorte und Marienheiligtümer ist."

DOMRADIO.DE: Es ist also ein Ritual, das durchaus immer noch aktuell ist...

Nersinger: Ja, das ist noch immer aktuell. Es hat sich nur gezeigt, dass die Weihe nicht mehr unbedingt an Laetare geschieht. Der Papst hat diese Rose auch an anderen Tagen geweiht. Der Grundgedanke ist aber doch geblieben. Ich finde, es ist auch ein sehr schöner Gedanke. 

Heute hat sich aber durchgesetzt, dass die Goldene Rose nur noch ein Geschenk hauptsächlich für Marienwallfahrtsorte und Marienheiligtümer ist. Das entspricht auch der marianischen Frömmigkeit unseres jetzigen Heiligen Vaters. 

Das Interview führte Elena Hong.

Der vierte Fastensonntag

Laetare - der lateinische Begriff für "Freue Dich" hat dem vierten Fastensonntag seinen Namen gegeben: Drei Wochen vor Ostern, mitten in der strengen Fastenzeit, sollen die Gläubigen sozusagen schon einen Vorgeschmack auf die Osterfreude bekommen.

Dominiert als Farbe der Liturgie während der Fastenzeit das Violett, so wird am vierten Fastensonntag meist Rosa verwendet. Es soll gewissermaßen schon das freudige österliche Weiß hindurchschimmern. Auch die Orgel wird im Gottesdienst großzügiger eingesetzt.

Laetare-Sonntag: Zeit zum Innehalten / © Maike Müller (KNA)
Laetare-Sonntag: Zeit zum Innehalten / © Maike Müller ( KNA )
Quelle:
DR