Vatikanexperte blickt skeptisch auf Blumenwappen des Papstes

"Nicht wie gewohnt"

Im Vatikan wurde kürzlich ein Blumenwappen mit dem Motiv des neuen Papst-Wappens vorgestellt. Zwei Wochen lang haben Gärtner daran gearbeitet. Vatikanexperte Ulrich Nersinger erklärt, warum er Nachbesserungen daran sehen möchte.

Autor/in:
Carsten Döpp
Blick auf ein Beet in den Vatikanischen Gärten mit dem Blumenwappen von Papst Leo XIV. / © Cristian Gennari/Romano Siciliani (KNA)
Blick auf ein Beet in den Vatikanischen Gärten mit dem Blumenwappen von Papst Leo XIV. / © Cristian Gennari/Romano Siciliani ( KNA )

DOMRADIO.DE: Das Blumenwappen besteht neben dem Wappenschild in der Regel aus einer Papstkrone und zwei Schlüsseln. Was symbolisieren Krone und Schlüssel? 

Vatikanexperte und Buchautor Ulrich Nersinger. (EWTN)
Vatikanexperte und Buchautor Ulrich Nersinger. / ( EWTN )

Ulrich Nersinger (Journalist und Vatikanexperte): Die dreifache Papstkrone, die Tiara, und die gekreuzten Schlüssel Petri sind die Symbole des Petrusamtes, des Papstamtes. 

DOMRADIO.DE: Papst Leo hat sein eigenes Wappen, wie das so üblich ist bei den Päpsten. Was ist bei ihm charakteristisch?

Nersinger: Das Wappen ist diagonal geteilt. Im oberen Teil sehen wir eine Lilie auf blauem Feld. Im unteren Teil sehen wir dann ein Buch mit einem Herzen darauf, das von einem Pfeil durchbohrt ist. 

Wappen von Papst Leo XIV.  / © Uncredited/Vatikanisches Staatssekretariat via AP (dpa)
Wappen von Papst Leo XIV. / © Uncredited/Vatikanisches Staatssekretariat via AP ( dpa )

Der obere Teil deutet auf die Mutter Gottes hin, denn die Lilie gilt als Symbol für Maria. Und die Farbe Blau ist die Farbe des Himmels, aber auch die Farbe der Mutter Gottes. Der untere Teil weist auf die Ordenszugehörigkeit des Papstes hin, auf den Augustinerorden. Das erinnert so an einen Spruch aus den "Confessiones", also aus den Bekenntnissen des heiligen Augustinus: "Du hast mein Herz mit deinem Wort durchbohrt." 

DOMRADIO.DE: Was bedeutet das nun, was wir jetzt bei Leos Wappen sehen? Was ist die Intention? 

Nersinger: Er will zwei Dinge deutlich zeigen: Seine Nähe, seine Verehrung zur Mutter Gottes und dann natürlich auch seine Herkunft, also aus welchem Orden er kommt, aus welchem religiösen Umfeld – dem Augustinerorden. 

Papst Leo XIV. schwenkt das Weihrauchfass bei einer Messe zum Heilig-Jahr-Treffen für Familien auf dem Petersplatz / © Lola Gomez/CNS photo (KNA)
Papst Leo XIV. schwenkt das Weihrauchfass bei einer Messe zum Heilig-Jahr-Treffen für Familien auf dem Petersplatz / © Lola Gomez/CNS photo ( KNA )

DOMRADIO.DE: Am Hang zwischen dem Gouverneurspalast und der Apsis des Petersdoms ist nun das Wappen Papst Leos XIV. als Blumenwappen dargestellt. Seit wann gibt es diese päpstlichen Blumenwappen?

Ulrich Nersinger

"Man wollte den Gläubigen ein touristisches Highlight bieten."

Nersinger: Das erste Mal gab es das im 19. Jahrhundert. Papst Gregor XVI. (1831-1846) hat vor der Pinakothek des Vatikans einen Blumenteppich mit seinem Wappen anlegen lassen. Das haben dann auch seine Nachfolger gemacht. 

Und als der Vatikanstaat 1929 entstand, hat man entschieden, dass man dieses Blumenwappen vor den Gouverneurspalast verlegte, um die Souveränität des Vatikanstaates zu zeigen, aber auch um den Gläubigen ein touristisches Highlight zu bieten, denn man kann dieses Wappen eigentlich erst so richtig erfassen, wenn man sich oben auf der Kuppel von St. Peter befindet. 

DOMRADIO.DE: Jeder Papst hat ein anderes und eigenes Wappen. Entscheidet er immer alleine, wie das aussieht, oder hat da noch jemand etwas zu sagen? 

Nersinger: Er wird vermutlich Heraldiker, also Fachleute der Wappenkunde, befragen, was möglich ist und was nicht. Bis in die 1960er-Jahre gab es im Vatikan die sogenannte heraldische Kommission, die dies regelte. Sie ist jedoch abgeschafft worden. Aber ich denke, jeder Papst wird sich mit Heraldikern beraten, was sinnvoll ist und was eher nicht zu machen ist. 

DOMRADIO.DE: Zwei Wochen sollen die Arbeiten gedauert haben, um das neue Blumenwappen von Papst Leo XIV. fertigzustellen. Was sagen Sie zu dem Wappen? 

Ulrich Nersinger

"Ich finde es nicht besonders gelungen."

Nersinger: Vielleicht kennt der eine oder andere ja die Pater-Brown-Filme mit Heinz Rühmann. Und Pater Brown sagte immer, wenn ihm was nicht ganz besonders gefiel, das sei "hübsch hässlich". 

Also ich finde es nicht besonders gelungen, die Farben stimmen nicht, der Blauton passt nicht. Unten ist das Buch und das Herz teilweise mit Metall verarbeitet worden, das sieht auch nicht besonders gut aus. 

Ich denke, man muss aber die Gärtner ein bisschen in Schutz nehmen. Die haben ja nur zwei Wochen Zeit gehabt und ich hoffe, dass sich das dann doch mit der Zeit verändert und man das Wappen nachbessert. 

DOMRADIO.DE: Das heißt, es gefällt Ihnen nicht, aber es ist nicht fehlerhaft? 

Nersinger: Es ist eigentlich nicht fehlerhaft, aber es ist nicht so gemacht, wie man das eigentlich von den früheren Wappen gewohnt war. 

Das Interview führte Carsten Döpp.

Neues Papst-Wappen in Vatikan-Gärten

Die Vatikanischen Gärten haben ein neues Kunstwerk: Das Wappen von Papst Leo XIV. wurde aus farbenprächtigen Blumen nachgebildet, wie das Portal Vatican News berichtet. Es befindet sich wie üblich am Hang zwischen dem Regierungssitz des Vatikanstaats (Gouverneurspalast) und der Apsis des Petersdoms. Etwa zwei Wochen arbeitete der Dienst für Gärten und Umwelt der vatikanischen Direktion daran. Mit "Können und künstlerischem Gespür" hätten die Gärtner das Mosaik aus Hunderten Pflanzen zusammengesetzt.

Wappen von Papst Leo XIV.  / © Uncredited/Vatikanisches Staatssekretariat via AP (dpa)
Wappen von Papst Leo XIV. / © Uncredited/Vatikanisches Staatssekretariat via AP ( dpa )
Quelle:
DR

Die domradio- und Medienstiftung

Unterstützen Sie lebendigen katholischen Journalismus!

Mit Ihrer Spende können wir christlichen Werten eine Stimme geben, damit sie auch in einer säkulareren Gesellschaft gehört werden können. Neben journalistischen Projekten fördern wir Gottesdienstübertragungen und bauen über unsere Kanäle eine christliche Community auf. Unterstützen Sie DOMRADIO.DE und helfen Sie uns, hochwertigen und lebendigen katholischen Journalismus für alle zugänglich zu machen!

Hier geht es zur Stiftung!