Vatikan will bei Wandlungsworten Rückkehr zum Urtext

"Mein Blut, das für Euch und für viele vergossen wird"

Der Vatikan drängt beim zentralen Teil der katholischen Messfeier auf eine wörtliche Übersetzung des lateinischen und des biblischen Originaltextes. Die vom Priester gesprochenen Wandlungsworte über den Wein sollen demnach künftig übersetzt werden als "Das ist mein Blut, das für Euch und für viele vergossen wird". Seit der Liturgiereform vor 40 Jahren war im deutschen Sprachraum die Übersetzung "für alle" verbindlich.

 (DR)

Die Aufforderung zu einer originalgetreuen Übersetzung übermittelte der Präfekt der vatikanischen Gottesdienstkongregation, Kardinal Francis Arinze, auf Wunsch von Papst Benedikt XVI. in den vergangenen Wochen an mehrere nationale Bischofskonferenzen. Die Deutsche Bischofskonferenz bestätigte am Dienstag in Bonn den Eingang des Schreibens. Es sei an die für die Überarbeitung des deutschsprachigen Messbuchs zuständige Kommission weitergeleitet werden. Dort würden die Anweisungen bei den laufenden Arbeiten berücksichtigt. Eine Neuübersetzung solle "in den nächsten ein bis zwei Jahren" vorliegen.

Seit Jahren gefordert
Eine solche Änderung wird von traditionsorientierten Theologen seit langem gefordert. Befürworter der Übersetzung "für alle" halten dagegen, dass diese den Heilswillen Gottes für alle Menschen besser zum Ausdruck bringe. Neben Deutschland haben auch die katholischen Priester in den USA sowie in den spanischsprachigen Länder seit rund 40 Jahren die Formel "für alle" (for all, para todos) benutzt. Dagegen lautet etwa die Formel im Französischen "für die Menge" (pour la multitude). Die mutmaßlich originalen Wandlungsworte Jesu im Markus- und Matthäusevangelium enthalten das griechische Wort "pollon" (viele). Die weltweit als Urtext für die katholische Liturgie verbindliche lateinische Version lautet dementsprechend "pro multis" (für viele).

Die Gottesdienstkongregation weist in ihrem Schreiben darauf hin, dass es nicht darum gehe, Messen mit der derzeitigen Formulierung für ungültig zu erklären. Vielmehr entspreche die Aussage, dass Jesus Christus "für alle" zur Vergebung der Sünden gestorben sei, unzweifelhaft der richtigen Interpretation des göttlichen Willens. Dennoch gebe es zahlreiche Argumente, künftig zum alten Wandlungsspruch "für viele" zurückzukehren.

"Glauben als Geschenk annehmen"
Darin komme zum Ausdruck, dass nach christlicher Überzeugung Erlösung nicht in einer Art "mechanistischem Akt" für alle geschehe, sondern dass die Glaubenden vielmehr "eingeladen sind, den Glauben als das ihnen angebotene Geschenk anzunehmen". Das Leben nach dem Tod werde jenen verheißen, die an diesem Geheimnis teilnähmen und es in ihrem Alltag lebten.

Seit mehreren Jahren gibt es von vatikanischer Seite aus Bemühungen, zu einer neuen Übersetzung des Messbuches in den jeweiligen Landessprachen zu kommen, die sich enger am lateinischen Originaltext orientiert. Im vergangenen Jahr hatte sich die Gottesdienstkongregation mit dieser Bitte an die nationalen Bischofskonferenzen gewandt und um Stellungnahmen gebeten. Die Antworten wurden in einem Bericht zusammengefasst und dem Papst vorgelegt. Auf seine Veranlassung hin ging nun das Schreiben an die nationalen Bischofskonferenzen.